KARNEVAL
50 Jahre "Tolle Elf" Wildberg: Jubiläum mit hausgemachtem Stimmungsprogramm
Reichshof - Die Prunksitzung der KG "Tolle Elf" Wildberg glänzte mit Lebenslust, Ausgelassenheit und jeder Menge Humor.
Seit nunmehr 50 Jahren stellt der Traditionsverein der KG „Tolle Elf" Wildberg in Reichshof unter Beweis, dass die Stimmung in der fünften Jahreszeit auch ohne professionelle Entertainer und kommerzielle Showacts auskommt. So auch gestern, als die Gastgeber zur Prunksitzung „50 Jahre Tolle Elf“ in der vollbesetzten Glück-Auf Halle in Wildberg ein Feuerwerk der guten Laune abbrannten, in dessen Genuss neben den vielen Einheimischen auch Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies und die aus Eckenhagen, Schönenbach und Oesinghausen angereisten Jecken-Touris kamen.
[Die Gäste aus dem fernen Japan schienen geteilter Meinung in Bezug auf die Stimmung, in Wirklichkeit wird der Oberlippenbart Fu Manchu fixiert.]
Eine erste Portion Temperament und Schwung in den Saal brachten die Wildberger Minigarde und die Tanzgarde der KPG Eckenhagen, deren Choreografien mit rhythmischen Klatschmärschen unterlegt wurden. Ihre Qualitäten als Klatschmäuler offenbarten Nadja Bray, Andrea Euel und Kathrin Schneider, die ihre Wildberger Nachbarn und deren Eigenarten verbal durch den Kakao zogen. Das Trio verhackstückte Internas aus den Familien des Dreigestirns, tratschte über die neue, halbdurchsichtige Bürohose des Bürgermeisters und kladderte über den mehrdeutigen Vornamen Gabriele, bei dem als Vater immer zugleich der Gasmann, der Briefträger oder der Elektriker in Frage komme.
Auf Vorschlag von Moderator Georg Freund wurde der Par-Force Ritt durch Wildbergs Promi-Palaver mit einem Dreifach donnernden „Wielbeerch Hoi Boi“ honoriert. Zusammen mit Pappmaché-Skeletten, geschminkt als Tote und in farbenfrohen Kostümen importierte die Tanzgarde „Confused Beat“ des DJK Friesenhagen die fremdartig anmutende Lebensfreude des mexikanischen Dia de los Muertos in die Glück- Auf-Halle, die sich mit begeisterten Pfiffen und tosendem Applaus bedankte. Nach dem dynamischen Tanz-Intermezzo der Tolle Elf- Teeniegarde frotzelten die jugendlichen Mitglieder der Großen Garde im witzigen Bühnen-Sketch über schräge Bekanntschaften auf Online-Dating-Apps wie Tinder-Gold, visualisierten Touch-Gesten wie scrollen und swipen, zeigten, wie sich „Matches“ in der virtuellen Welt, in der analogen Realität manchmal als prollige Wichtigtuer entlarven.
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[Anstatt „Schmerzensgeld“ verlieh das „staatse“ Dreigestirn Karnevalsorden an die Familienangehörigen, die wegen jecker Repräsentationspflichten oft auf ihre Väter verzichten müssen.]
Nach dem rund 90-minütigen Warmlaufen steuerte die Prunksitzung mit dem Einzug von Prinz Stephan I. (Hardt), Bauer René (Kesseler) und Jungfrau Franka (Frank Ruhig) auf ihren Höhepunkt zu, bei dem das Dreigestirn, flankiert von allen Tolle-Elf Garden auf der Bühne ein echtes Monumentalgemälde inszenierte. Unter dem Motto „Wir alle sin doch jeck jeboore, un fiere jetzt schon 50 Johre, der Tollen Elf up ewig treu, dodrup von Herz Wiehlbeerch Hoi Boi“ ließen sie sich vom närrischen Fußvolk feiern, das bei den Sessionsliedern „Sin jeck jeboore“ und“ Wildbeerch amore“ einen tollen Hintergrundchor stellte.
Danach, beim Einmarsch des „neuen Bürgermeisterkandidaten für Wildberg“ allerdings, geriet das Publikum bei der Persiflage des amerikanischen Präsidenten und seiner Regierungsführung, komplett aus dem Häuschen. In Begleitung eines vielköpfigen SWAT-Teams (Elitegarde), welches die Halle mit Schwenkfähnchen flutete, tönte „Roland Trumpf“ (Jörg Stausberg) am Rednerpult über sein Wahlkampfmotto „Make Reichshof reich again“. Seinem transatlantischen Vorbild in großsprecherischem Habitus und roter Base-Cap auf der blonden Nestfrisur gleich, forderte er den sofortigen Abriss des Denklinger Rathauses, wo anstelle eines „Kauffmanns-Ladens“ ein Trumpf-Tower, mit integrierter Fast-Food-Filiale errichtet werde. Außerdem sei die Wiehltalsperre in Titicaca-See umzubenennen und mit einem Yachthafen an der Krombacher Insel touristisch zu erschließen.
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[Ob vorn herum oder hinten herum: Die Garden der Tolle Elf KG zeigen stets ihre Schokoladenseite.]
Künftig gelte als Reichshofer Karnevalsschlachtruf “Reichshof frisst zoh-irscht“, Eckenhagen werde verschenkt, stattdessen „Kralle man sich Malle“. Während der Darbietung bogen sich die Zuschauer vor Lachen und folgten fasziniert dem absurden Theater, das aktuelle Weltpolitik auf regionaler Ebene spiegelte. Im weiteren Verlauf des Abends griffen die 30 Mädels der Großen Garde das Thema „Sweat, Sweat Candy“ auf, Prinz Jörg-Oliver und Prinzessin Tanja von den KF Schönenbach nahmen zusammen mit ihren Blue Girls die Ovationen des Narrenvolks entgegen. Nach Ende des offiziellen Programms der Prunksitzung übernahm DJ Marcel das musikalische Kommando der Nachtschicht- Party.


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