SOZIALES

„Der Lebensmittelrückgang ist ganz extrem geworden“

pra, ks; 27.11.2024, 10:20 Uhr
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Fotos: Katharina Schmitz --- (v.r.) hospicall-Geschäftsführer Rüdiger Gelfarth und dessen Mitarbeiterin Manuela Kathmann haben Ulrich Pfeiffer als Vorsitzendem der Oberbergischen Tafel sowie Leiterin Tanja Bremen einen Spendenscheck überreicht.
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„Der Lebensmittelrückgang ist ganz extrem geworden“

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pra, ks; 27.11.2024, 10:20 Uhr
Gummersbach – Hospicall unterstützt die oberbergische Tafel und die Suppenküche Steinenbrück – 5.000 Euro für den guten Zweck.

Um 11:30 Uhr stehen schon die ersten hungrigen Gäste vor der Tür des Gummersbacher Tafelrestaurants. Es duftet schon aus der Küche und die Arbeiten am Herd sowie hinter dem Tresen der Essensausgabe laufen auf Hochtouren. Es werden viele hungrige Kunden erwartet. Es gibt Putengulasch mit Gurkensalat und zum Nachtisch Kuchen und Pudding. Doch es ist schwieriger denn je, die bedürftigen Leute satt zu kriegen. „Der Lebensmittelrückgang ist ganz extrem geworden“, sagte Ulrich Pfeiffer, Vorsitzender der Tafel Oberberg, gestern bei einem Pressegespräch.

 

Die Lebensmittelspenden würden immer weniger werden. Ein Negativtrend, der durch steigende Kosten weiter vorangetrieben wird. Ein großes Problem seien vor allem sogenannte „Rettertüten“ bei deutschen Supermärkten und Bäckereien. Die Läden würden die Lebensmittel, die zuvor an die Tafeln gespendet worden sind, in Tüten verpacken und dann zu günstigeren Preisen selbst verkaufen. Außerdem würden die Supermärkte besser kalkulieren, somit blieben auch weniger Lebensmittel übrig. Dadurch müsste die Tafel auch selbst Lebensmittel zukaufen, um alle bedürftigen Menschen, die vorbeikommen, auch versorgen zu können, berichtete Tanja Bremen, Leitung der Tafel in Gummersbach.

 

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Die Anzahl der Personen, die zur Tafel kommen, werde auch nicht geringer. Pfeiffer schätzt, dass über die Lebensmittelausgabe der Tafel über 1.000 bis zu 1.200 Menschen versorgt werden. Jeden Montag kämen neue Anmeldungen dazu. Mittlerweile können die Bedürftigen nur noch alle 14 Tage zur Lebensmittelausgabe kommen, zuvor werden die Eimer vom Tafel-Team gefüllt – „damit trotz weniger Lebensmittel keiner leer ausgeht“, sagte Tanja Bremen. Früher wurden noch wöchentlich Lebensmittel ausgeteilt, was heute nicht mehr möglich sei. Dienstags kämen Rentner und Menschen mit Handicap. Mittwochs dann alle anderen, darunter würden die ukrainischen Geflüchteten den größten Anteil ausmachen.

 

Das Tafelrestaurant, was von Montag bis Freitag Frühstück und Mittagessen anbietet, ist ein beliebter Treffpunkt vieler bedürftiger Menschen. Pfeiffer erklärte: „Nicht nur der Hunger im Magen ist bei den Menschen groß, sondern auch der Hunger nach Zuwendung. Die Menschen haben nur noch wenig bis keine sozialen Kontakte. Hier treffen sich viele, um einen Kaffee zu trinken und zum Karten spielen.“ Aber auch in dem Restaurant würden sich renovierungsbedürftige Stellen bemerkbar machen, so Bremen. Der Boden könnte mal neu gemacht werden und auch neue Stühle wären mal an der Zeit, sagte sie.

 

Die Energiekosten für das 150 Jahre alte Haus an der Karlstraße würden ebenfalls steigen. Um das Problem zu lösen, sollen nächstes Jahr Photovoltaikanlagen auf dem Dach angebracht werden. Doch bevor dies geschieht, müsse das Dach, das fast so alt sei wie das Gebäude selbst, noch erneuert werden. Pfeiffer rechnet dabei mit Sonderausgaben von rund 100.000 Euro. Das stellt das Team vor eine Mammutaufgabe, die ohne finanzielle Unterstützung gar nicht möglich sei zu stemmen.

 

Das oberbergische Unternehmen Hospicall mit Sitz in Gummersbach möchte der Hilfsorganisation unter die Arme greifen. Zum fünften Mal gibt es die Aktion, dass das Unternehmen vor der Weihnachtszeit der Tafel in Gummersbach einen Scheck überreicht. Davor verschenkte das Unternehmen Stollen an Kunden und Geschäftspartner. Jetzt wird das Geld anders genutzt. Manuela Kathmann, Leiterin des Marketings, sagte: „Lieber spenden als Stollen zu verschenken an Leute, die es nicht brauchen.“ 4.000 Euro spendet Hospicall für den guten Zweck an die Oberbergische Tafel.

 

[Einen weiteren Spendenscheck in Höhe von 1.000 Euro hat Manuela Kathmann (r.) gestern Maike Wittenburg als Leiterin der Suppenküche in Steinenbrück übergeben.]

 

Zudem erhält die Steinenbrücker Suppenküche von dem Unternehmen eine Spende in Höhe von 1.000 Euro. Auch die Suppenküche ist immer gut besucht, wie Leiterin Maike Wittenburg berichtete. Die Räumlichkeiten würden regelmäßig von rund 50 Menschen aufgesucht werden. Vor allem am Ende eines Monats seien immer alle Plätze besetzt. Seit Gründung der Suppenküche, und damit seit über neun Jahren, wird sie unterstützt von dem nahegelgegen Nahkauf, der Bäckerei Kelm und dem Menü-Catering-Schmidt. Doch die privaten Spender seien weniger geworden.

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