MEINUNG

Viel Verwaltung, wenig Empathie

bv; 04.01.2021, 19:00 Uhr
MEINUNG

Viel Verwaltung, wenig Empathie

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bv; 04.01.2021, 19:00 Uhr
Oberberg - Dass der Impfstoff nur tröpfchenweise in Oberberg ankommt, haben andere zu verantworten - Doch sich stärker um die Fragen, Sorgen und Ängste der Bürger zu kümmern, ist Aufgabe der heimischen Verantwortungsträger.

Von Bernd Vorländer


Jetzt wird also geimpft, auch in Oberberg, langsam, sehr langsam. Zunächst in den Alten- und Pflegeheimen, weil das Risiko einer lebensbedrohlichen Virus-Erkrankung dort am größten ist. Natürlich ist das vernünftig und richtig. Und dennoch bleiben unzählige Fragen bei den Bürgern, auf die niemand der heimischen Verantwortungsträger  eine Antwort geben will oder kann.

 

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Wir erinnern uns. Ende November kam die Vorgabe der nordrhein-westfälischen Landesregierung, dass bis Mitte Dezember ein voll funktionsfähiges Impfzentrum aus dem Boden gestampft werden sollte. Das schaffte der Kreis, indem man die ehemaligen Karstadt-Flächen im Bergischen Hof in Gummersbach rekrutierte. Und danach passierte - fast nichts. Seit dem 27. Dezember impfen mobile Teams in den Pflegeeinrichtungen, mit den wenigen Impfdosen, die bislang in Oberberg eingetroffen sind. Die Verantwortung hierfür liegt bei der Bundespolitik, die keinen Impf-Nationalismus wollte, sich auf eine gebündelte Impfstoff-Orderung der EU verließ und jetzt ohnmächtig mit ansehen muss, dass andere Länder wie die USA und Großbritannien beim Impftempo enteilen, weil sie im Sommer vorausschauend gehandelt haben.

 

Und die Bürger, auch die in Oberberg? Sie haben viele Fragen, erhalten aber nur wenige Antworten. Wie lange dauert es, bis man selbst an der Reihe ist, wenn es derzeit noch viel zu wenig Impfstoff gibt? Vor allem unter dem Aspekt, dass ab dem  Frühjahr Erst-Impflinge und diejenigen, die ihre zweite Spritze erhalten, beide in ein-und-demselben Impfzentrum versorgt werden. Denn eine Immunität ist erst eine Woche nach der letzten Impfung gewährleistet. Kann die Impfung nicht mittelfristig zu bestimmten Tageszeiten bei den Hausärzten erfolgen und warum ist das derzeit keine Option? Die Kühlkette, das weiß man inzwischen, kann ja auch mit einem handelsüblichen Kühlschrank sichergestellt werden. Wie wird eigentlich ein Chaos bei der Terminvergabe verhindert, wenn man telefonisch einen Termin erfragen kann, zumindest  die über 80-Jährigen aber auch schriftlich benachrichtigt werden sollen? Und schließlich: Wie lange hält die Impf-Wirkung?  Monate, Jahre, ein Leben lang? Oder wird die Impfung eher zum Dauerzustand?

 

Die Corona-Krise wird mit allen ihren Auswirkungen in der Region sicherlich ordentlich verwaltet und gemanagt. Dass dabei auch Fehler passieren und es nicht immer rund läuft, ist niemandem vorzuwerfen. Das ist der Situation geschuldet, für die es keine Blaupause gibt. Was aber fehlt, ist die Empathie der Verantwortungsträger, auf die Menschen zuzugehen, ihre Ängste und Sorgen aufzunehmen, ihre Fragen zu beantworten und auch einzugestehen, dass es nicht auf jede Frage eine zufriedenstellende Antwort gibt.

 

Der Sich-kümmern-Faktor ist derzeit in Oberberg nicht besonders ausgeprägt. Leider.

 

KOMMENTARE

1

Zwischenfrage
"...und jetzt ohnmächtig mit ansehen muss, dass andere Länder wie die USA und Großbritannien beim Impftempo enteilen..." Ist der Erhalt von Leben und Gesundheit in anderen Ländern weniger wichtig? Ja, wer wüsste das nicht....es zeigt sich, dass selbst in dieser schlimmen Situation die Beschränktheit / das über den eigenen Tellerrand blicken nicht gewollt ist. Egoismus pur! Arme Länder werden vielleicht noch Jahre auf den Impfstoff warten müssen. Der Appell der WHO scheint zu verhallen. Verteilungsgerechtigkeit? Auch bzgl. der Impfungen offensichtlich keine Spur davon. Sehr traurig und menschenverachtend.

Cornelia Lang, 04.01.2021, 16:54 Uhr
2

Nun ja,ich glaube Ihre Fragen stellt sich fast jeder, nur die Antworten kennt hier niemand, auch nicht die Verantwortlichen in Oberberg. Wann ein Impfangebot gemacht werden kann hängt von der Menge des Impfstoffs ab, der geliefert wird, das ist aber unbekannt. Es weis niemand wie lange die Immunisierung durch den Impfstoff anhält weil es ihn erst wenige Monte gibt. Bei stattgehabter Infektion geht man von min. 8 Mo. aus, aber auch das ist nicht in großen Studien belegt. Es kann davon ausgegangen werden das nach erfolgter erster Impfung zumindest Teilimmunität bereits besteht 30-50%, möglich mehr. Das die KV mit der Terminvergabe und Organisation beauftragt wurde, die auch sonst nicht für Service und Schnelligkeit bekannt ist,ist ebenfalls nicht Säumnis der Verantwortlichen in Oberberg

Radiofuchs, 05.01.2021, 08:23 Uhr
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Es kommt auch immer darauf an, wie hoch die persönlichen Erwartungen in diesem Zusammenhang sind.
Meine sind nicht besonders hoch, so dass ich mich über die Impfung so gut es geht informiere und mich weiterhin vorsichtig verhalte, bis ich schließlich die Impfung bekommen habe. Auf alles andere habe ich keinen Einfluss. Dennoch wünsche ich mir von den Verantwortlichen mehr plausible Informationen, die man ihnen nicht "aus der Nase ziehen" muss.
Trotz aller Schwierigkeiten an vielen Stellen des Impfprozesses hoffe ich, dass wir am Ende sagen können "et hätt noch ens joot jejangen" …

R. Gerhards, 05.01.2021, 09:49 Uhr
4

Der Optimismus der Schreibers, der seinen Kommentar mit der Bemerkung "et hätt noch ens joot jejangen" beendet, in allen Ehren, zeigt er doch, dass die Menschen Licht am Ende des CORONA-Debakel-Tunnels sehen. Jedoch wie lange das noch dauern wird, kann niemand vorhersehen. Von der Politik werden wir seit fast einem Jahr mit immer neuen, bisher unwirksamen Reglementierungen eingeschränkt und vertröstet. Man muss kein Hellseher sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass wir auch im neue Jahr über lange Zeit mit harten, weichen oder verstärkten Lockdowns, oder welch populistischen Begriffe den Politikern dazu auch immer einfallen mögen, werden leben müssen.

Jedoch mit welchen gravierenden Folgen für unser Gemeinwesen?

Theo Willmes, 07.01.2021, 17:04 Uhr
5

Fortsetzung

Wegbrechende Steuereinnahme, höchste Neuverschuldung seit der Wiedervereinigung, ein absehbarer Bildungsnotstand durch Schulschließungen, Insolvenzen des örtlichen Einzelhandels und Kulturschaffender; und daraus resultierend eine Verödung der Innenstädte. Wollen unsere Verantwortlichen dieses tatenlos hinnehmen und weiterhin der Hoffnung nach einem Wunder durch eine aufwändige Impfkampagne nachlaufen?

Zur drastischen Reduzierung der Infektionen scheint es nur einen Weg zu geben: Das Virus muss vernichtet werden! Vor wenigen Wochen hat ein in Oberberg ansässiges Unternehmen ein Gerät vorgestellt, in dem Corona-Viren mit UV-Licht zuverlässig vernichtet werden. Geräte dieser Art gibt es für fast alle Raumgrößen. Sie gehören in alle Schulen, Busse, etc.!

Man muss es nur wollen!

Theo Willmes, 07.01.2021, 17:34 Uhr
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