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So ganz krass Arzt

bv; 15.04.2020, 17:00 Uhr
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So ganz krass Arzt

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bv; 15.04.2020, 17:00 Uhr
Oberberg - Halbwissen hat gerade Konjunktur - Dabei brauchen wir gerade sowohl Vertrauen, als auch die Fähigkeit zu zweifeln.

Von Bernd Vorländer

 

Haben Sie das auch bemerkt? In den vergangenen Wochen hat es eine geradezu dramatische Vervielfachung medizinischen Wissens gegeben. Gerade in den Sozialen Netzwerken sind viele gerade 'so krass' Arzt, Epidemiologe, Statistiker und Weltwissender, dass diese Know-how-Explosion uns ganz sicher an die intellektuelle Spitze der Spezies Mensch katapultieren wird. Satire aus. Im Ernst: Es nervt total, dass eine wortreiche Minderheit die derzeitige Pandemie nutzt, um gerade ängstlichere Naturen noch weiter zu verunsichern.

 

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Da sind diejenigen, die grundsätzlich auf allen Gebieten immer alles (besser) wissen, dann solche, die Verschwörungstheorien bevorzugen, wonach das Corona-Virus als Hebel zur Entrechtung der Menschen dient. Und natürlich eint viele, dass sie - ganz gleich, welche Maßnahmen beschlossen werden - ihr Mütchen an Politikern kühlen, die komplett ahnungslos gescholten werden. Dass angesichts der Corona-bedingten Beschneidung von Freiheitsrechten sich ausgerechnet diejenigen zu Demokratie-Bewahrern aufschwingen, die ansonsten demokratische Werte am liebsten in der Mülltonne der Geschichte entsorgen möchten, gehört zu den Fragwürdigkeiten dieser Tage.

 

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Kritik muss auch in Corona-Zeiten erlaubt, die freie Meinung möglich sein. Nur ernst nehmen sollte man eben manches nicht, was eher persönlichen Befindlichkeiten und Launen denn Nachprüfbarem entspringt. Was wir brauchen ist zweierlei: Eine Grundtugend moderner Demokratien sollten wir beherzigen, nämlich das Vertrauen - eben auch das Vertrauen in diejenigen, die sich in ihrer großen Mehrheit einig sind über medizinische Verläufe und Politiker, die aufgrund des Expertenrats Entscheidungen von großer Tragweite treffen müssen. Gleichzeitig sollten wir Entscheidungen auch immer wieder hinterfragen und in Zweifel ziehen. Schließlich entsprachen in den vergangenen vier Wochen einige Gesetze, Anordnungen und Verfügungen im Entwurfsstadium nicht annähernd dem Gebot der Sorgfalt und Verhältnismäßigkeit. Das ist für jeden Bürger ein schmaler Grat zwischen Vertrauen und Kritik. Ihn zu gehen ist jedoch in einer offenen Gesellschaft alternativlos.

 

Umso wichtiger werden in der kommenden Zeit Parlamente sein - bis hinunter auf die kommunale Ebene. Die gewählten Abgeordneten müssen sicherstellen, dass gewisse Beschränkungen tatsächlich nur für die Zeit des medizinischen Ausnahmezustands gelten, und im Anschluss im Nirwana verschwinden. So wichtig muss uns unsere Freiheit schon sein.

 

Bleiben Sie gesund.  

KOMMENTARE

1

Vielen Dank für Ihren sehr visierten Kommentar.
Sogar Werbefachleute sind heute schlauer als alle Ärzte, Virologen, etc.
Hetze nennt man das!

Kurt, 15.04.2020, 17:34 Uhr
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