MEINUNG

Leserbrief zum Thema Bauprojekte in Wiehl

Leserbrief; 08.03.2022, 10:31 Uhr
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Leserbrief zum Thema Bauprojekte in Wiehl

Leserbrief; 08.03.2022, 10:31 Uhr
Wiehl - Michaela Rautenbach und Herbert Pjede kritisieren die Stadtentwicklung.

In den vergangenen Wochen ist der Presse vermehrt zu entnehmen, wie sich Wiehl nach Aussagen unserer Stadtplaner mit seinen unsäglichen Bauprojekten in eine Vorzeigestadt verwandelt. Dabei werden trostlose Betonbauten, die in ehemals hübsche und überschaubare Örtchen gepflanzt werden, als Muster für erforderliche Wohnraumverdichtung präsentiert. Alte, hübsche Fachwerkbauten, wie das Hotel Platte in Wiehl, sollen neuen Stadthausbauten weichen, die den Charme der oberbergischen Bauweise zerstören. Ausgewaschene Lücken in gepflasterten Straßen werden lieblos und ohne Augenmaß mit Teer geflickt, Fußgängerzonen entstehen, die keinerlei Anreiz bieten, da einfach keine Geschäfte und Gastronomie vorhanden sind, tote Parkflächen lassen ehemalige Durchgangsstraßen einfach im Nichts enden. Sinnlose Verkehrsführungen werden nun mit Plastikaufstellern notdürftig umgelenkt.

 

Diese Entwicklung frustriert. Wiehler Bürger sind entsetzt über die Vermischung der Baustile, die aus der ehemals hübschen Stadt Wiehl ein Durcheinander aus Moderne und alt Hergebrachtem und liebevoll instandgesetzten Bauten schafft. Man könnte fast meinen, hier wollen sich Stadtplaner eigene Denkmäler setzen. Sogar in luftig bebaute Wohnsiedlungen werden plötzlich monströse Bauvorhaben genehmigt und Bauweisen erlaubt, die vor zehn Jahren noch gar nicht denkbar waren.

 

Wir fragen uns, welche Ambitionen dahinter stecken, wenn Planungsfirmen aus Köln und fremde Investoren, die nicht in diesen Regionen leben mit Hilfe der Stadt Wiehl, seinem Bauamt und dem Bürgermeister Fakten schaffen, die nach deren Abzug nicht mehr zu heilen sind. Selbst wenn man argumentiert, es soll vermehrt Wohnraum auch in den Zentren geschaffen werden, so ist es doch Augenwischerei, wenn hier hochpreisige Eigentums- oder Mietwohnungen entstehen, die sich Normalbürger wie allein erziehende Mütter/Väter, Rentner, Studenten oder Familien gar nicht mehr leisten können.

 

Auch wenn es angeblich hohe Bürgerbeteiligungen und positive Resonanzen aus der Bevölkerung gibt, haben wir zahlreiche Stimmen aus den unterschiedlichsten Bereichen (Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde, Einzelhändler etc.) gehört, die mehr als unglücklich, frustriert und auch resigniert über die Machtlosigkeit ob dieser Bauwut sind.

 

Wir sind nur zwei Stimmen. Es ist uns bewusst, dass unsere Enttäuschung und Frustration keine Veränderung in den Plänen schaffen kann. Aber es muss wenigstens allen Beteiligten einmal gesagt werden, was viele denken: Wiehl ist auf dem Weg in eine bauliche Trostlosigkeit und wird von Nachbargemeinden überholt, in denen der Lebenswert eher steigt. Ist Wiehl noch liebens- und lebenswert? Stehen hier wirklich die Bedürfnisse der Wiehler Bürger im Mittelpunkt?

 

Michaela Rautenbach und Herbert Pjede, Wiehl

 

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