MARIENHEIDE

In „Winkel“ tief verwurzelt

ls; 26.02.2020, 06:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Zur "Schweinemauer" hat Manfred Stötzel besonders viel zu berichten.
MARIENHEIDE

In „Winkel“ tief verwurzelt

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ls; 26.02.2020, 06:00 Uhr
Marienheide - Manfred Stötzel hat sein gesamtes Leben in Marienheide-Winkel verbracht und weiß viel über seinen Heimatort zu berichten – OA hat ihn zu einem Rundgang begleitet.

Von Leif Schmittgen

 

Manfred Stötzel gehört wohl zu den Menschen, die in Marienheide-Winkel tief verwurzelt sind. Das Haus, in dem der 68-Jährige wohnt, gehört seit vier Generationen seiner Familie, er selbst kam im rund 400 Jahre alten Gemäuer sogar zur Welt – und hat es nie verlassen. Doch nicht nur räumlich steht Stötzel in enger Verbindung zum 300-Seelen-Dorf, er weiß auch viel über die Historie des Weilers zu berichten: Die Vorzüge vorzustellen ist ihm eine Herzensangelegenheit, deswegen hat er OA zum Ortsrundgang eingeladen.


In seinem Arbeitszimmer (Foto) hat Stötzel etliche Medienartikel der vergangenen 50 Jahre archiviert, die auch nur im Entferntesten mit seiner Heimat in Zusammenhang stehen. Unter anderem präsentiert er stolz das Kreisblatt von 1982, damals hatte man über Winkel und die nähere Umgebung umfangreich berichtet, auch über das „Hülloch“ im nahen gelegenen Berg „Schieferstein“. „Dort haben wir als Kinder oft gespielt“, erzählt Stötzel, als er zum Rundgang startet. 15 Jahre sei er nun nicht mehr am Höhleneingang mitten im Wald gewesen.

 

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Im Dickicht hat Orkan "Sabine" seine Spuren hinterlassen und der ortskundige Führer schwelgt weiter in Erinnerungen „Der Legende nach, soll es einen Gang bis zum Marienheider Kloster geben“, erzählt er. Ganz glauben mag er die Geschichte allerdings selbst nicht: „Über diese Distanz würden die Menschen ja ersticken, denn Zugluft gibt es schon nach wenigen Metern nicht mehr“, spricht er aus eigener (Kindheits-) Erfahrung.

 

 

Der Höhleneingang ist - wie sich erst vor Ort herausstellt - wegen der Sturmschäden nicht zu erreichen der lange Weg hat sich aber trotzdem gelohnt. Die zunächst wunderlich erscheinenden „Krater“ überall im Waldboden könnten Rätsel zur Spekulation aufgeben, aber Stötzel hat blitzschnell die Antwort parat. „Im 19. Jahrhundert wurde hier Kalk für den Häuserbau im Ort angebaut“, im Frühjahr möchte Stötzel aber einen neuen Versuch starten und der sagenumwobenen Höhe einen Besuch abstatten.

 

 

Nach der Rückkehr aus dem Waldgebiet hat der Ortskundige ein weiteres „Highlight“ zu bieten: Die „Schweinemauer", wie sie vor allem von den älteren Dorfbewohnern genannt wird, “ nahe dem oberen Ortseingang. Früher soll sie das gesamte Dorf umschlossen haben, heute ist sie auf einer Länge von etwa 100 Metern erhalten. „Die Mauer diente nicht etwa als Verteidigungsanlage, sondern als Schutz für die Tiere der Bauernhöfe im Ort, weiß der Heimatverbundene aus den Erzählungen seiner Großmutter zu berichten. Wenn die Bruchsteine Geschichten erzählen könnten, würde man weit in die Historie des Ortes zurückblicken können.

 

 

Winkel wurde (wie Marienheide ebenfalls) 1416 erstmals urkundlich erwähnt und Stötzel ist sich sicher: Zu dieser Zeit stand der Wall bereits. Seit 30 Jahren steht das Gebilde unter Denkmalschutz, was es aber nicht vor Ungemach schützt: „Immer wieder werden Steine gestohlen“, sagt der Ortskundige und zeigt ein Foto aus dem Jahr 1977. „Damals war die Mauer deutlich höher“ Sie dient heute als Grundstücksgrenze für den letzten verbliebenen Bauernhof im Ort, zu Stötzels Kindheit waren es immerhin noch vier Landwirte, die vor allem Vieh hielten.

 

 

Ein weiteres Bauwerk im Ort hat für den „Ureinwohner“ auch eine ganz besondere Bedeutung, auch wenn es "nur" für Berichte aus der jüngeren Geschichte herhalten kann: Die St. Hubertuskapelle wurde 1999 in nur drei Monaten gebaut, und das stehe laut Stötzel nicht nur für den überwiegend katholischen Glauben der Winkeler, sondern vor allem für deren Zusammenhalt. „Neben vielen Dorfbewohnern haben auch viele Jäger mit angepackt. Hubertus ist deren Schutzpatron“.

 

Nicht nur die damalige Zusammenarbeit steht für die Ortsgemeinschaft: Seit Fertigstellung finden dort regelmäßig Feste statt, in denen die Alteingesessenen gemeinsam mit den Zugezogenen feiern. „Das ist wichtig für die Menschen im Dorf“, weiß der 68-Jährige. Für etliche Dorffeste hält die Kapelle als Treffpunkt mehrmals im Jahr her, seit der alte Backes, der vor etwa 40 Jahren abgerissen wurde, nicht mehr als Treffpunkt zur Verfügung stand. Auch wenn Versammlungsorte – dazu zählt Stötzel vor allem Gastwirtschaften in der Umgebung - wegefallen sind. Die Gemeinschaft in Winkel funktioniere nach wie vor hervorragend. Der „Ureinwohner“ zählt dabei auch die „Zugezogenen“, im unteren Teil des Ortes, die erst vor wenigen Jahren dort ihre Häuser gebaut haben. „Alle haben sich sehr gut integriert“, lobt Manfred Stötzel und zeigt am Ende des Rundgangs auf die Neubausiedlung im Tal.

 

Zur Person

 

 

Manfred Stötzel wurde am 8. August 1951 in Winkel geboren, in seinem Elternhaus lebt er ununterbrochen bis heute. Bereits in seiner Jugend engagierte er sich auch über die Ortsgrenzen hinaus und trat früh in die CDU ein. Seit 1976 war er Vorsitzender der Jungen Union in Marienheide und später auch deren Kreischef. Den Christdemokraten bleib er bis heute in verschiedenen Funktionen treu. Unter anderem war er in Ausschüssen der Gemeinde tätig, ist seit 2014 auch Ratsherr und stand dem Ortsverband von 2013 bis März des vergangenen Jahres vor. Beruflich war er als Leiter der Finanzbuchhaltung bei der Firma Kind in Marienheide-Kotthausen tätig. Manfred Stötzel ist unverheiratet.

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