Lindlar - Stephan Türk hat mit zwei Kompagnons in Lindlar ein Gesundheitsstudio übernommen, durfte noch keinen Tag arbeiten, erhält aber auch keine finanziellen Hilfen (mit VIDEO).

Von Bernd Vorländer

Stephan Türk ist mächtig angefressen. Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass der 52-Jährige und zwei Kompagnons quasi zwischen alle bürokratischen Mühlen geraten sind. Doch der Reihe nach: Türk ist Diplom-Sportlehrer und setzt seit zehn Jahren auf die EMS-Methode, die gesundheitsorientierte Elektromuskel-Stimulation. "Das ist ein ideales Programm, um etwa Rückenschmerzen in den Griff zu bekommen", so Türk, der ein Fachbuch zu diesem Thema geschrieben hat und vor seinem Enagement in Oberberg schon fünf EMS-Gesundheitsstudios besaß. 2020 reifte dann der Wunsch, in Lindlar das dortige Körperformen-Studio zu übernehmen. Im September wurden die Verträge unterschrieben und das Gewerbe angemeldet. Am 1. November sollte es offiziell losgehen. Doch der bundesweite Lockdown verhinderte den Start. Türk und seine beiden Mitstreiter haben seitdem noch keinen Tag in Lindlar arbeiten können.

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Doch man wähnte sich auf der sicheren Seite. Schließlich hatte die Bundesregierung verkündet, dass niemand durch das Raster fallen sollte, der aufgrund einer behördlicherseits verordneten Betriebsschließung in eine finanzielle Zwangslage geraten war. Doch Türk und sein Team fielen eben doch der Bürokratie zum Opfer, denn die Regierung hatte den 27.10 als Stichtag erkoren. Bis zu diesem Tag musste ein Unternehmen gegründet sein, um Finanzhilfen erhalten zu können. Dass das Lindlarer Gesundheitsstudio bereits seit 2017 besteht interessierte nicht. Fakt war, dass die Geschäftsübernahme erst am 1.11 erfolgte - für Finanzhilfen vier Tage zu spät. "Jetzt stehen wir seit drei Monaten ohne Einnahmen da, die Kosten laufen jedoch weiter", ist Türk verärgert. Er rechnet damit, dass man erst im Mai die Türen wieder öffnen darf.

Doch ein zweiter, unverständlicher Punkt kommt hinzu. Die Corona-Schutzverordnung sagt im Paragraf 9 aus, dass Fitnessstudios geschlossen bleiben müssen. Aber fällt das Gesundheitsstudio in Lindlar unter diese Verordnung? In den gesamten Räumlichkeiten gibt es keine Geräte, keine Sauna, keine Duschen. Stephan Türk entwickelte ein Hygienekonzept und schrieb dort hinein, dass lediglich Kunden mit einer ärztlichen Verordnung behandelt werden sollen. "Schließlich wird das EMS-Training ja auch von Physiotherapeuten und Ärzten angeboten - und die dürfen arbeiten", so der Geschäftsinhaber.

[Das komplette Equipment in Lindlar wurde erneuert - dazu gehören auch die Funktionswesten.]

Das Ergebnis ist so ernüchternd wie verwunderlich: Drei Kommunen sehen das EMS-Training als Gesundheitsmaßnahme und bestätigen, dass die dortigen Studios geöffnet bleiben dürfen. Drei andere kommen zum gegenteiligen Urteil, so auch das Ordnungsamt in Lindlar. "Da fragt man sich schon, ob das Willkür ist. Es ist jedenfalls keine klare Linie zu erkennen", sagt Stephan Türk. Aufgeben kommt für die drei Lindlarer Geschäftspartner jedoch nicht in Frage. "Wir haben die Zeit genutzt, haben umgebaut und modernisiert. Unsere Kunden dürfen sich zudem auf neues Sport-Equipment freuen", sagt Türk, der hofft, dass er bald in Lindlar durchstarten kann.