LOKALMIX

„Zwergenmütter“ freuen sich auf ihre kleinen Schützlinge

lw; 27.03.2021, 09:00 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Die Erzieherinnen Charlott Kurz und Paulina Zaspel wollen mit ihrer Großtagespflegestelle durchstarten.
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„Zwergenmütter“ freuen sich auf ihre kleinen Schützlinge

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lw; 27.03.2021, 09:00 Uhr
Reichshof – Zwei Erzieherinnen eröffnen im August in Denklingen eine Großtagespflegestelle mit Platz für neun Kinder unter drei Jahren – Die Freundinnen kennen sich bereits seit der Schulzeit.

Von Lars Weber

 

Noch stehen nur wenige Möbel in den Räumen in der Hauptstraße 9 in Denklingen, die ab August bis zu neun Kindern während ihrer Betreuung ein zweites Zuhause bieten sollen. Das ist erstmal kein Wunder. Erst im Februar haben Charlott Kurz und Paulina Zaspel die ehemalige Wohnung gemietet. Ein neuer Boden, frische Farbe und jede Menge weiterer Reparaturen folgten bereits, die beiden 29-Jährigen schuften jede freie Minute, vor allem an den Wochenenden. Einen echten Blickfang gibt es aber schon im künftigen Gruppenraum zu bewundern: eine Kinderküche ganz aus Holz. An dem alten Möbelstück ist nicht nur zu sehen, welchen Einrichtungsstil die beiden verfolgen, sondern es verrät noch viel mehr über ihren gemeinsamen Traum.

 

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Über die Küche stolpern die Freundinnen auf einer Kleinanzeigen-Plattform im Internet. Erst kurz zuvor- Anfang des Jahres - hatten sie sich geradezu Hals über Kopf dazu entschieden, zusammen eine Großtagespflegestelle zu gründen. Die gemeinsame Geschichte der jungen Frauen startet aber viel früher. In Klasse 10 der Realschule lernten sie sich kennen. „Seitdem sind wir unzertrennlich“, sagt Paulina Zaspel. Den weiteren Weg gehen sie dementsprechend zusammen und absolvieren die Ausbildung zu Erzieherinnen. Anschließend werden sie sozusagen getrennt, arbeiten in verschiedenen Einrichtungen, lernen unterschiedliche Konzepte kennen. Später wird Zaspel Gastronomin, Kurz beginnt ein Lehramtsstudium mit dem Ziel, am Berufskolleg selbst Erzieher auszubilden.

 

[Praktisch: Hinter einer Schranktür in der Küche befindet sich ein kleines Waschbecken. Die Kinder haben es also nicht weit, um vor dem Essen ihre Hände zu waschen.]

 

Doch die Dinge entwickeln sich etwas anders. Und natürlich spielt die Pandemie eine Rolle. Denn durch diese endet für Zaspel das Abenteuer Gastronomie früher als gewollt. Sie geht zurück in den Kindergarten. Doch die Selbstständigkeit hat sie verändert, sie möchte ihre eigenen Visionen verfolgen. Es kommt ihnen die Idee mit der Großtagespflegestelle. „Wir wollten schon immer mal ein gemeinsames Projekt verfolgen“, erzählen sie. „Wir mussten uns aber schnell entscheiden“, sagt Charlott Kurz, denn ihr Studium endet im April, einen Referendariat-Platz hatte sie bereits. Wenig überraschend an dieser Stelle: Sie entscheiden sich dafür.

 

„Das war am 1. Januar.“ Und die beiden können kaum glauben, was seitdem alles passiert ist. Sie begeben sich auf die Suche nach passenden Räumen und landen gleich im ersten Versuch einen Volltreffer. Die Renovierungsarbeiten in dem Haus in Denklingen sind umfassend, aber sie schaffen sich schnell das Wissen drauf und haben zudem jede Menge helfende Hände. Das Tagesmütternetzwerk ist laut den Freundinnen ebenfalls begeistert, dass es bald noch ein weiteres Betreuungsangebot in der Region gibt. Ein Förderantrag läuft. Und erste Anfragen von Eltern gibt es auch schon. „Es läuft einfach perfekt, das bestärkt uns natürlich in der Entscheidung.“

 

[Noch gibt es genug zu tun in den Zimmern. Charlott Kurz und Paulina Zaspel machen so viel es geht selbst.]

 

Dann ist da noch diese Kinderküche. In die verlieben sich beide, als sie kurz nach ihrer Entscheidung auf der Kleinanzeigen-Plattform nach Möbel Ausschau halten. Und sie bekommen sie als Schnäppchen. Die Küche sieht nicht nur hübsch aus, sie passt auch in das pädagogische Konzept der „Zwergenmütter“, wie sie ihr Baby nennen. Zum einen bringt Zaspel ihre Erfahrungen aus ihrer Arbeit in einem Waldorfkindergarten mit ein, das Naturverbundene, den Ryhthmus der Jahreszeiten, hochwertiges, auch zusammen zubereitetes Essen. Zum anderen fließen Aspekte aus offenen Konzepten mit ein, die Kurz besonders gefallen. Das heißt freies Spiel und Selbstständigkeit, gleichzeitig sollen die besonderen Bedürfnisse von ein - bis dreijährigen Kindern berücksichtigt werden. „Die Kinder sollen gerne kommen, sich wohl fühlen, es soll sehr familiär zugehen bei uns.“ Zu dieser familiären Atmosphäre sollen auch die Möbel beitragen, viel Holz, wenig Plastik, viel Individualität - wie die Kinderküche.

 

[Die stilvolle Eingangstür soll sich im August für die Kinder und Eltern öffnen.]

 

Viel haben die jungen Frauen schon geschafft seit Februar in den Räumen. Aber bis August gibt es noch genug zu tun. Die richtige Küche ist noch nicht ausgesucht, weitere Möbel für Schlaf- und Bewegungsraum sowie für die Küche sind noch nicht angeschafft. Zudem soll das Haus auch von außen wieder erstrahlen und im Außenbereich soll noch ein Stück Wiese begradigt werden. Und vor August wollen natürlich auch die Kinder an die Umgebung und an die beiden Erzieherinnen gewöhnt werden, so es die Pandemie denn zulässt. Von 7 bis 16 Uhr bieten Kurz und Zaspel eine Betreuung an. Und sie können es kaum erwarten, dass es losgeht.

 

Weitere Informationen über das Angebot der „Zwergenmütter“ gibt es hier. Wer Tagespflegeperson werden möchte oder gerade in der Region auf der Suche nach Betreuungsmöglichkeiten für seine Kinder ist, kann sich auch an das Tagesmütternetz Oberberg wenden.

KOMMENTARE

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Schön,dass sich,in dieser Zeit,doch noch junge Frauen mit Kindern auseinandersetzen wollen!Ist ja heut zu Tage nicht mehr selbstverständlich....In diesem Sinne wünsche ich alles Gute für das Projekt.Ich denke,die Nachfrage wird groß genug sein.

Marie Lange, 27.03.2021, 11:15 Uhr
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