LOKALMIX

Wundertüte Museum: Saisonauftakt im Freilichtmuseum Lindlar

us; 24.03.2024, 17:57 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Die „Wundertüte Freilichtmuseum“ hatte Überraschungen für alle Generationen im Angebot.
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Wundertüte Museum: Saisonauftakt im Freilichtmuseum Lindlar

us; 24.03.2024, 17:57 Uhr
Lindlar- Heute startete das LVR-Freilichtmuseum Lindlar mit Handwerksvorführungen, abwechslungsreichen Aktionen und einem Mitmachprogramm für Kinder in die neue Saison.

Von Ute Sommer

 

Mit dem Frühlingsbeginn ist nicht nur in der Natur der Winterschlaf beendet, auch in die historischen Werkstätten und Häuser des LVR-Museums in Lindlar kehrt das Leben zurück. Ab sofort gibt es hier wieder die Chance abzutauchen in den authentischen Mikrokosmos unserer Vorfahren von vor 100 Jahren, deren Lebens- und Arbeitswelt hautnah mit allen Sinnen zu erfassen. Offensichtlich wurden heute viele Besucher von der wechselhaften Witterung ausgebremst, doch waren den „wetterfesten“ unter ihnen die besten Plätze auf der Reise in die Vergangenheit sicher.

 

[Echte Handarbeit demonstrierte der 85-jährige Eckhard Haupt, der 1953 seine Lehre als Sattler und Polsterer in Zinnowitz auf Usedom antrat.]

 

Wenn LVR-Pressereferent Thomas Trappe das Museum als „eine Art Wundertüte“ beschreibt, meint er damit nicht nur das umfangreiche Quellenmaterial, das in den alten Gebäuden gezeigt wird, sondern auch die Arbeit der Museumspädagogen, die Informationen spannend und anschaulich vermitteln und heute Großen und Kleinen Rede und Antwort standen. Beim Blick über die Schulter des 85-Jährigen Sattlers Eckhard Haupt, der dabei war einem vom Haustier selbst zerkauten, ledernen Hundehalsband ein zweites Leben zu schenken, lernten Besucher nicht nur Details über die kraftaufwändige Arbeit mit Nadel, Vierkantahle und Forellenfaden, sondern bekamen en passant noch einen Crashkurs in Sachen Nachhaltigkeit.

 

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Seine Qualität als „Wundertüte“ offenbarte auch der Backes in der alten Scheune aus Rösrath-Grosshecken. Im mit Buchenscheiten auf Temperatur gebrachten Ofen buken Rüdiger Hösterey und Luca Erdelmann extra frische „Burger Brezeln“, eine leicht süße Bergische Spezialität, die bis zu einem halben Jahr haltbar ist und zwei betende Hände darstellt. Das Zwieback-ähnliche Brezeln-Rezept der Wuppertaler Traditionsbäckerei geht zurück auf einen Soldaten der französischen Revolutionsarmee, der 1790 von einem Vorfahren Höstereys gesund gepflegt worden ist. In der 120 Jahre alten, aus Wipperfürth stammenden Seilerei, ging die sechsjährige Frieda dem Museumspädagogen Kristiaan Verdoodth am Kammgeschirr bei der Herstellung von Hanfseilen zur Hand.

 

[Bäckergeselle Luca Erdelmann holt die Buchenholz-Glut, Konditorgeselle Rüdiger Hösterey das Backblech aus dem Ofen, auf dem die frisch gebackenen Burger-Brezeln den Besuchern das Wasser im Munde zusammen laufenlassen.]

 

Nebenbei erfuhr sie die Herkunft der Redewendungen „jemandem einen Strick drehen“, „in den Seilen hängen“ oder was es bedeutet, “an einem Strick zu ziehen“. Dass Kinder ihres Alters im 19. Jahrhundert oft nicht die Schule besuchten, sondern mit ihrer Hände Arbeit zum Überleben der Familie beitragen mussten, beeindruckte die Erstklässlerin außerdem. Mit emsigem Tuckern und lautem Tüten rollte die 12 PS starke Feldbahn, samt Holzanhänger über die 800 Meter lange Trasse. Da die Diesellok typischerweise für den Transport von Grauwacke eingesetzt war, arbeite man derzeit an der Erweiterung des Schienennetzes durch das Steinbruchareal, wie Lokführer Peter Schäfer als ehrenamtlicher Helfer des Fördervereins informierte. Bis dahin sollen auch die drei weitern Lokomotiven, die sich im Besitz des Vereins befinden, einsatzfähig sein. „Das bedeutet für uns weniger fahren, aber umso mehr schrauben“.

 

[Angelika Braun (li.) vom LVR-Besucherservice hatte wissenswerte Fakten zur „Elementarschule Hermesdorf“ in petto.]

 

Der Besuch der „Evangelischen Elementarschule Hermesdorf“ auf dem Gelände des Freilichtmuseums war für den 14-jährigen Dmitry aus Bergneustadt trotz Osterferien kein Problem. „Das gefällt mir gut hier“, kommentierte der Teenager den Schulraum, der nach Vorlage einer historischen Fotografie mit Holzbänken und einem gusseisernen Ofen originalgetreu ausgestattet ist. Kinder und Heranwachsende, die eher Lust auf das Ferien-Mitmachprogramm hatten, testeten ihre Zielwasser-Potentiale beim Bogenschießen, Dosenwerfen oder vergnügten sich mit historischem Holzspielzeug in der Zehntscheune.

 

Nebenan in der offenen Holzwerkstatt, beaufsichtigte Wolfgang Renz die Heimwerkerqualitäten interessierter Jugendlicher beim Bau von Vogelnistkästen und leitete an bei der Gestaltung von Osternestern aus Holzlocken. Jede Menge mehr Infotainment „aus der Wundertüte Museum“ warteten in Schmiede, Küche, Bandweberei und der Lumpenreißmühle Müllershammer. Informationen zum Jahresprogramm unter www.freilichtmuseum-lindlar.lvr.de.

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