LOKALMIX

Wo (k)ein Wille ist, ist auch (k)ein Weg

ks; 26.07.2022, 15:25 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz.
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Wo (k)ein Wille ist, ist auch (k)ein Weg

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ks; 26.07.2022, 15:25 Uhr
Gummersbach – Die Vermüllung und die Parksituation an der Aggertalsperre sorgten in der vergangenen Woche für zahlreiche Diskussionen – OA hat nachgehakt.

Vermüllung, Umweltverschmutzung, Sauerei: drei Begriffe, die im Zusammenhang mit der Aggertalsperre in den vergangenen Tagen immer wieder gefallen sind. Am vergangenen Mittwoch berichtete OA über die derzeitige Parkplatzsituation und den hinterlassenen Abfall an einem der beliebtesten Erholungsorte Oberbergs. Die Bilder zeigen verdreckte Uferbereiche übersäht mit jeglichen Hinterlassenschaften. Die Eindrücke schockierten und verärgerten zahlreiche Bürger. Flaschen, Verpackungen und Badelatschen lagen neben Glas, Getränkekisten, Plastiktüten und ausrangierten Schwimmtieren. „Das ist leider Standard“, sagt Axel Blüm vom Aggerverband.

 

Auf die Berichterstattung folgten zahlreiche Diskussionen – auf OA, in den Sozialen Medien und darüber hinaus von Angesicht zu Angesicht. Zugeparkte Rettungswege bereiten vielen Menschen Sorgen, die Vermüllung an einer Talsperre, die als Trinkwasser-Notreserve dient, stößt oftmals auf Unverständnis. So schrieb ein Instagram-Nutzer: „Rechtfertigt eine fehlende Mülltonne, die Umwelt zu verschmutzen? Rechtfertigt ein voller Parkplatz, Rettungswege zuzuparken? NEIN. NIEMALS.“

 

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Die Meinungen der Bürger gehen weit auseinander. Während einige keine Eigenverantwortung sehen und manche das Aufstellen weiterer Mülleimer fordern, sprechen andere gar davon, dass die Uferbereiche für die Öffentlichkeit gesperrt werden sollten. Streng genommen ist das Betreten der Uferbereiche verboten, das Aufstellen von Mülleimern damit ausgeschlossen. Die vorhandenen Eimer wie an den Parkplätzen und entlang des Inselwegs würden von Mitarbeitern des Bauhofes zwei- bis dreimal pro Woche geleert werden. Darüber hinaus sammele der Aggerverband an jedem Montag die Hinterlassenschaften der Besucher ein, die ihren Müll lieber in der Natur liegen lassen, als ihn selbst zu entsorgen.

 

[Rund um die Aggertalsperre weisen diverse Schilder auf Verbote hin.]

 

Diskutiert wurde auch über schärfere Kontrollen seitens des Ordnungsamtes. Insbesondere bei sommerlichen Wetterlagen kontrollierten dessen Mitarbeiter verstärkt an der Aggertalsperre, wie Stadtsprecher Siegfried Frank erklärt. Doch „wir stehen gerade vor der Herausforderung, dass wir nicht genügend Leute haben, um überall zu sein.“ Verschärft werde die Lage durch coronabedingte Ausfälle und die Urlaubszeit. Grundsätzlich gelte: Wenn es Ordnungswidrigkeiten gebe, würden diese geahndet – wie beim Rauchen oder Grillen. Lassen die Besucher jedoch ihren Müll zurück, seien die Verursacher kaum auszumachen.

 

[Auch auf die Waldbrandgefahr wird hingewiesen.]

 

Dass an der Aggertalsperre überhaupt geraucht und glühende Shisha-Kohle entsorgt wird sowie offene Feuer entzündet werden, ist nicht nur hochriskant, sondern auch verboten. „Diese Sorglosigkeit ist erschreckend“, sagt Blüm, der das Vorstandsbüro des Aggerverbandes leitet. Der Boden sei „mehr als pulvertrocken“, insbesondere am oberen Uferbereich sowie in den abgeholzten Flächen. Blüm ist besorgt: „Da reicht ein Funke, das geht rasend schnell.“

 

 

 

Parken und Busfahren

 

Thema bei den Diskussionen waren auch die unzureichenden Parkflächen sowie der Verkehr an der Talsperre im Allgemeinen. Einige Leser hoffen darauf, dass an der Aggertalsperre – beispielsweise entlang der Derschlager Straße – eine Einbahnstraßenregelung eingerichtet wird. Damit verbunden sei nicht nur mehr Platz zum Parken, sondern auch zum Fahrradfahren. Zudem haben einige Leser Temporeduzierungen ins Spiel gebracht.

 

[Auf der Derschlager Straße ist der Bürgersteig teilweise abgesperrt. Einige Bürger wünschen sich hier eine Einbahnstraße mit mehr Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer.]

 

Auch bei der Stadt werde darüber gesprochen. „Viel machbar ist da nicht“, meint Frank in Bezug auf weitere Parkflächen. Außerdem könne das Tempo nicht ohne weiteres gesenkt werden. Bei der Verbindung zwischen der Sperrmauer und der Ortschaft Lantenbach handele es sich um eine Landesstraße. Die Stadt ist damit nicht der Straßenbaulastträger. Auch über eine Einbahnstraßenregelung – bei Schönwetterlagen – sei gesprochen worden, doch sei die Idee im Hinblick auf Einsätze des Rettungsdienstes und der Feuerwehr „nicht umsetzbar“, so Frank.

 

Was bleibt, sind erneute Appelle: Fahrgemeinschaften zu bilden, mit dem Fahrrad zur Talsperre zu fahren oder den Bus zu nutzen. Bezüglich der Bestandslinie 318 äußert sich OVAG-Geschäftsführerin Corinna Güllner durchaus positiv. Die Linie verkehre an jedem Tag, am Wochenende stündlich, und sei mit rund 35 bis 40 Fahrgästen – je nach Uhrzeit und Wetterlage – ziemlich gut ausgelastet: „Das sehen wir als Erfolg an.“

 

[Die 380 wird aufgrund der Baustelle über den Hackenberg umgeleitet.]

 

Anders sieht dies beim Talsperrenbus aus. Auch wenn harte Zahlen fehlen und Güllner sich in beiden Fällen auf die subjektiven Eindrücke der Fahrer verlässt, werde die 380 nicht so angenommen wie die 318.

 

Zwar werde der Bus mittlerweile, trotz der betrieblichen Einschränkungen in Dümmlinghausen, häufiger genutzt als noch im vergangenen Jahr. Trotzdem verkehre er mit deutlich weniger Fahrgästen, manchmal sogar leer. „Da ist definitiv Luft nach oben.“ Ausgelegt ist das Projekt des Talsperrenbusses für zwei Jahre. Derzeit ist fraglich, ob die 380 nach 2023 noch verkehren oder eingestellt wird.

KOMMENTARE

1

Vielen Dank für diese ausführliche Recherche!
Hier zeigt sich, dass OA direkt an Ort und Stelle ist!
Es wäre sehr schade, wenn die Linie 380
nicht mehr fahren würde, die Idee ist nämlich sehr gut! Was könnte man denn tun, damit sie vom (offensichtlich häufig der Natur gegenüber rücksichtslosen) "Badegast" angenommen würde???
Wir möchten hier ebenfalls noch das Ordnungsamt loben: Die Mitarbeiter fahren per Kfz, Fahrrad und sogar Boot die markanten Stellen zur Kontrolle an, entfernen Müll und tun alles, was ihnen möglich ist!

Maria und Sven Weyland, 26.07.2022, 23:15 Uhr
2

zu: Vermüllung und Parksituation an der Aggertalsperre

Es hilft nicht, nur Schilder aufzustellen.
Es muss auch kontrolliert und bei Verstoß geahndet werden.
Dazu braucht man Personal. Ich empfehle dazu "echten" Parksündern, die reichlich vorhanden sind, finanziell zu erleichtern.
Müllsündern sollte man (ebenso dafür Personal benötigt) mit schmerzhaften Maßnahmen begegnen. Wir haben so schöne Gewässer, die aus Umwelt- und Hygienegründen besonderen Schutz bedürfen. Müllsünder sollte man teuer bestrafen. Das Geld für das Personal würde sich sicherlich daraus finanzieren lassen.

Harald, 27.07.2022, 08:05 Uhr
3

Jetzt wurde schon nachgefragt beim Aggerverband, aber ich sehe hier leider kein Wort dazu von Herrn Blüm, dem Sprecher des Verbandes, wie sich der ganze Müll u. der Unrat mit dem Trinkwasser verträgt!
Kommt es dann nicht zu unerwünschten, evtl. gefährlichen, wenn nicht sogar giftigen Schadstoffeinträgen ins Gewässer, die im Nachgang die Qualität des unser aller wichtigsten Lebensmittels Trinkwasser negativ beeinflussen können?
Würde mich ehrlich gesagt in dem Fall wesentlich mehr interessieren, als die nicht nur an der Talsperre, zur Zeit leider überall allgegenwärtige (Wald)Brandgefahr.

Emil, 27.07.2022, 09:57 Uhr
4

Ich finde es schade und erschreckend, dass wir in unserer heutigen Gesellschaft nur noch mit Verboten und Strafen weiterkommen. Wo ist eigentlich die Vernunft und der "klare Verstand" der Mitbürger geblieben???? Es ist einfach nur traurig!

Carmen, 27.07.2022, 10:46 Uhr
5

@Emil
Die Aggertalsperre ist keine Trinkwassertalsperre. Genkel und Wiehltalsperre sind die beiden Trinkwassersperren, deswegen ist dort auch baden und jeglicher Bootsverkehr verboten.
Der Müll an der Talsperre ist echt traurig. Die Beweisführung ist fast unmöglich um jemanden zu belangen und das Ordnungsamt wird leider von manchen Bevölkerungsgruppen auch nicht ernst genommen. Die werden sogar noch ausgelacht, habe ich selbst mitbekommen.

Horst, 27.07.2022, 15:58 Uhr
6

Was ich nicht verstehe ist das Argument der zu wenigen Mülleimer... Ich bin in der Lage die Sachen mit an den Ort zu bringen.
Aber nicht in der Lage meinen Dreck auch wieder mit zu nehmen... Wie dumm sind diese Menschen eigentlich.. Es ist immer leicht die Schuld bei anderen zu suchen, als bei sich selbst... Man sollte alles liegen und in 2 Wochen kann man nichts mehr vor Müll nutzen.. Mal sehen ob man dann wach wird... Die Gesellschaft in die wir leben ist doch einfach nur noch erbärmlich blöd...

Andreas Kakuschki, 27.07.2022, 16:33 Uhr
7

Perfekte Überschrift für das was hierzu gesagt wurde!
„Das ist leider Standard“
„Diese Sorglosigkeit ist erschreckend“
... noch "floskeliger" geht es nicht, dass Thema bloß nicht ernsthaft und konsequent anzugehen und tatsächlich mal was zu unternehmen!

Ralf Winter, 27.07.2022, 22:04 Uhr
8

In einem Film ist die Aggertalsperre als die schönste in NRW genannt worden. Ich bin dort aufgewachsen, meine Brüder leben immer noch dort. Es Wäre einer meiner Herzenswünsche, dort einen Verein zu gründen, der mit den notwendigen Kompetenzen ausgestattet würde, damit in Eigenverantwortung mit Hilfe der Verwaltung die schönste Talsperre in NRW ihrer Würde gerecht werde.

Klaus Jochen Rodenbeck , 27.07.2022, 23:22 Uhr
9

@Carmen: Du hast Recht, ist nach meiner Meinung ein gesellschaftspolitisches Ding. Wie sollen Generationen, die von ihren Eltern, die beide arbeiten, etwas vernünftig beigebracht bekommen. für die Kindererziehung ist immer weniger Zeit, wenn beide Elternteile arbeiten gehen müssen. Woher sollen die jungen Menschen denn das richtige Verhalten lernen, wenn nicht durch Vorbild bei Eltern, Schule u.s.w ?

Harald, 28.07.2022, 10:22 Uhr
10

Wohne in der Nähe und kann durchaus bestätigen das der sogenannte "Talsperrenbus" auch bei schönem Wetter nicht so genutzt wird wie er vielleicht sollte und oft ganz leer fährt.

Feline, 28.07.2022, 11:35 Uhr
11

Die Idee eines Fördervereins finde ich gut. Wir haben nur die Möglichkeit als Vorbild den eigenen Müll zu entfernen. Andere anzusprechen kann auch rüppelhafte Antwort provozieren, wäre aber sinnvoll. Der Bus ist gut, aber die Bequemlichkeit der Autofahrer stärker, deshalb brauchen wir da Geduld.

Robert Stöcker , 11.08.2022, 12:47 Uhr
12

Heute am späten Nachmittag von Lantenbach Richtung Meinerzhagen waren wieder der Geh und Radweg schön zugeparkt mit Autos. Die Krönung war ein Lkw aus Polen , welcher dort stand. Sah an keinem der Fahrzeuge Knöllchen, auch 2 Stunden später immer noch alles schön dichtgeparkt. Die Kontrollen scheinen ja zu fruchten.. läuft! Frage mich, wer nach dem verdienten Feierabend der Mitarbeiter des Ordnungsamts kontrolliert. Anscheindend keiner. Aber ist ja nicht so schlimm, bei dem Wetter fährt ja keiner mehr um 19 Uhr mit dem Fahrrad oder geht spazieren. Sarkasmus off!

Anja Sch., 11.08.2022, 20:27 Uhr
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