LOKALMIX
"Wir erwarten große Probleme"
Gummersbach - Der Zahnarzt Dr. Dirk Kirch sorgt sich um die Gesundheit seiner Patienten - Zunahme von Dentalschäden in der Corona-Krise.
Von Leif Schmittgen
Der Zahnarzt Dr. Dirk Kirch betreibt gemeinsam mit seiner Ehefrau Britta eine Praxis in Gummersbach. Das, was er seit dem vergangenen Herbst bei seinen Patienten beobachtet, bereitet dem Mediziner große Sorgen. „Der Anteil an Karies ist um 20 bis 30 Prozent gestiegen“, sagt Kirch. Und das hat für ihn eine klare Ursache: Corona. Durch die veränderten Lebensgewohnheiten während der Pandemie haben sich die Essgewohnheiten deutlich verändert. Im Homeoffice ist der Gang zum Kühlschrank viel einfacher als am Arbeitsplatz. Auch die Süßigkeitenschale auf der Couch hat für deutliche Veränderungen im Ernährungsverhalten gesorgt.
Zum einen wird durch Essen der Säuregehalt im Speichel angeregt, das schadet den Zähnen. „Bei regelmäßigen Mahlzeiten geht der Säuregehalt zwischenzeitlich zurück“, weiß Kirch. Außerdem schlägt sich Zucker auf die Zahngesundheit nieder, zum Beispiel nach dem ständigen Genuss von Softdrinks. In Coronazeiten sind diese im eigenen Haushalt viel leichter zugänglich als im Betrieb. Einen übermäßigen Anstieg nimmt das Ehepaar auch bei den so genannten Knirschern wahr. Ausgelöst durch Stress oder andere Faktoren, reiben die Menschen wesentlich häufiger ihre Zähne aufeinander. „Viele machen sich Sorgen über ihre Existenz oder sind wegen der Kontaktbeschränkungen gefrustet“, hat Kirch vor allem psychische Ursachen ausgemacht. Die Folge des Knirschens: Zähne können abbbrechen.
Auch Überlastungen des Kiefers gehören zu den immer häufiger zu beobachtenden Komplikationen. „Im Büro wird durch ergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze die korrekte Körperhaltung eingenommen, in den eigenen vier Wänden sieht das oft anders aus“, erläutert Kirch. Durch das Arbeiten vom Sofa zum Beispiel entstehen Haltungsschäden und Fehlstellungen im Hals-, Nacken- und Kieferbereich. Zu Beginn der Pandemie waren diese Folgen laut Kirch nicht absehbar. „Wir erwarten in den kommenden Jahren große Probleme“, schwant dem Zahnmediziner Böses. Sein dringender Appell: „Gehen Sie regelmäßig zum Arzt!“
Das Infektionsrisiko sei in medizinischen Einrichtungen verschwindend gering, somit seien Ängste, sich mit Corona zu infizieren, nahezu unbegründet. Die Folgeschäden können aber ungleich höher sein. Eine Parodontose erhöhe das Ansteckungsrisiko um das Achtfache, frühzeitige Erkennung und Behandlung sei deswegen umso wichtiger.
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