LOKALMIX
Wilhelmstraße: Dienstleister statt Einzelhandel
Gummersbach – Citymanager Uwe Gothow spricht über die Entwicklung in der Innenstadt – Wohnungen könnten mehr Leben ins Zentrum bringen.
Von Lars Weber
Die Gummersbacher Innenstadt befindet sich im Wandel. Im Rahmen des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzepts (IEHK) Zentrum 2030 wird im Moment bereits der Bismarckplatz umgestaltet. Weitere Vorhaben sind geplant, allen voran der Umbau und die Erweiterung der alten Vogtei. Das Ziel: Die Innenstadt weiter beleben und zukunftsfähig machen. Doch wie sieht die aktuelle Situation aus? Darüber sprach Oberberg-Aktuell mit Citymanager Uwe Gothow, Geschäftsführer der gm-erleben Agentur, bei einem Spaziergang.
[Diverse Ladenlokale in der Wilhelmstraße stehen leer.]
Wilhelmstraße
Für viele Gummersbacher ist die einstige Einkaufsstraße das Sorgenkind in der Innenstadt. Im Moment gibt es links wie rechts diverse Leerstände. Wenn das Fotogeschäft Ende des Jahres seine Pforten schließt, kommen noch weitere leere Schaufenster hinzu. Die Agentur gm-erleben hat ihre Büroräume selbst in der Wilhelmstraße, Gothow den direkten Blick vor die Haustür. Er zeigt sich trotz des aktuellen Bildes optimistisch. „Es hat hier eine natürliche Entwicklung stattgefunden“, sagt er. Einerseits hätten einige Einzelhändler ihr Geschäft altersbedingt abgegeben. Andererseits sei die Wilhelmstraße inzwischen für Dienstleister attraktiver geworden als für Verkaufsgeschäfte. Die bereits angesiedelten Dienstleister wie eine Versicherung oder ein Immobilienmakler hätten langfristige Verträge. Deshalb haben auch die Gebäudebesitzer Geld in die Hand genommen, um die Räume und Fenster attraktiver zu machen. „Für die Dienstleister ist die direkte Nähe zur Einkaufsmeile ein Vorteil. Sie haben erkannt, dass sie näher zum Kunden müssen.“ Auch Parkplätze seien nicht weit weg.
Laut Gothow wird diese Entwicklung in der Wilhelmstraße weitergehen, die Leerstände weniger werden. Ein Beispiel: Wenn das Sportgeschäft von der Wilhelm- in die Hindenburgstraße gezogen ist, soll auch dort ein Dienstleister die Räume beziehen. Auch Wohnungen könnten dort geschaffen werden. „Das ist eine Idee“, sagt Gothow. Eine Idee, die er befürwortet. Gummersbach brauche mehr Wohnungen, gerade auch in der Innenstadt. Weitere mögliche Gebäude für solche Projekte seien das alte Amtsgericht oder auch das alte Polizeigebäude.
[Der Citymanager Gothow glaubt an die Anziehungskraft von Fachmärkten.]
Kaiserstraße
Momentan gibt es dort wenig Leerstände. Die Abwanderung eines Haushaltswaren-Discounters kam sehr plötzlich – eine Entwicklung, die bei manch großem Konzern vorkommen könne, so Gothow. Darüber hinaus freut sich der Wiehler darauf, wenn die „gute Stube Gummersbachs“, die alte Vogtei, umgebaut und erweitert wird. Ein dortiger Gastrobetrieb soll das vorhandene Angebot in der Innenstadt erweitern. Gerade in diesem Bereich hofft Gothow auf noch mehr Bewegung. Es gebe heimische Gastronomen, die noch mehr in der Innenstadt machen wollten. „Aber nichts passiert auf Knopfdruck, es muss alles passen.“
Der Citymanager glaubt auch in Zeiten des Internets an die Anziehungskraft der Fachmärkte, und führt ein Brautmoden-Geschäft, den familiengeführten Eisenwarenhandel oder auch das Kostümfachgeschäft im Bergischen Hof an. „In vielen Geschäften haben die Betreiber einen heimischen Bezug. Ihnen liegt etwas an der Entwicklung der Innenstadt.“ Im Rahmen des IEHK wird auch die Gestaltung der Kaiserstraße überarbeitet werden. Was genau dort passieren wird, sei aber noch unklar.
Bergischer Hof
[Uwe Gothow freut sich, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen Verwalter des Bergischen Hofs gut läuft.]
Nach dem Wechsel der Verwaltungsgesellschaft habe sich im Einkaufszentrum schon einiges zum Positiven entwickelt. Auch in der Innenstadtgemeinschaft sei der neue Verwalter wieder aktiv. „Wir können gemeinsam nach vorne gehen.“ Die Ansiedlung des Kostümfachgeschäfts sei gut gewesen für die Entwicklung. Laut seinen Informationen könnte auch noch im Dezember die Gastronomie auf der ersten Etage wiederbelebt werden. „So ein Center braucht einen Kümmerer, der es professionell und vor Ort betreibt. Man merkt, dass sich dort etwas verändert hat.“
Forum
„Das Forum ist eine Bereicherung für die komplette Stadt“, sagt Gothow. Allen Unkenrufen zum Trotz bringe das Einkaufszentrum auch Menschen auf die Kaiserstraße. Die neu geschaffenen Verbindungswege werden genutzt, sagt Gothow. Auch von der Halle 32, der Schwalbe-Arena oder dem neuen Kino profitiere der Rest der Innenstadt.
KOMMENTARE
1
Wenn man das liest, dann ist doch eigentlich alles ganz toll. Nur, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt läuft, dann sieht es doch irgendwie ganz anders aus (siehe Bilder).
Oberberger, 27.11.2019, 07:58 Uhr2
Es ist keinesfalls "alles ganz toll". Dies wird weder direkt noch indirekt von Herrn Gothow behauptet. Aber er bringt den nötigen Optimismus mit, den man für diese (Mamut-)Aufgabe im Blut haben muss. Er spricht klar "Baustellen" an, aber zum Glück malt er dabei nicht alles in schwarz, sondern erkennt und benennt auch positive Entwicklungen.
Ich als gebürtiger Gummersbacher freue mich über solche Menschen.
Hier in Gummersbach ist nicht alles gut, aber wiederum alles schlecht zu reden, wie es leider zu oft geschieht, hilft auch niemanden.
3
Gehe so gut wie gar nicht mehr durch Gummersbach, weil es dort von "Baustellen" nur so wimmelt!
Noch ein Oberberger, 27.11.2019, 12:39 Uhr4
Gummersbach als sehr positive Einkaufsstadt kann man getrost in die Tonne kloppen werden! - da kann man wesentlich positiver nach Lüdenscheid fahren werden (!!)
Klaus Herden, 27.11.2019, 15:46 Uhr5
Lüdenscheid hat doppelt so viele Einwohner. Natürlich gibt es da auch entsprechend mehr Geschäfte. Köln hat von beidem sogar noch mehr. Ich finde die gewerbliche Entwicklung in GM super. Sorgen macht mir der Wohnungsbau. Wo Wohnungen entstehen müssten, entstehen Einfamilienhäuser. Und ich gehe fest davon aus, dass im Amtsgericht oder der alten Polizei Wohnungen mit 150 qm für 10 €/m² entstehen anstatt junge Menschen und/oder Familien in die Innenstadt zu holen. Die Innenstadt braucht nicht noch mehr reiche Menschen, sondern Menschen generell. Dann funktioniert auch Gastro und Einkaufen wieder.
David Lindner, 28.11.2019, 06:43 Uhr6
Die Stadt hat sich aufgrund des Forums wieder in eine attraktive Einkaufsstadt verwandelt. Wir kommen aus Reichshof und fahren gerne nach Gummersbach zum Einkaufen. Ein großes Lob an alle Verantwortlichen. Weiter so.
JK, 29.11.2019, 11:11 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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