LOKALMIX

Wiehler Wahrzeichen: Neue Erinnerungen schaffen

lw; 02.03.2022, 11:02 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Der Bismarckturm muss dringend saniert werden.
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Wiehler Wahrzeichen: Neue Erinnerungen schaffen

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lw; 02.03.2022, 11:02 Uhr
Wiehl – Heimatverein lässt Gutachten für eine Sanierung des Bismarckturms erstellen – Neuer Vorsitzender Hans-Jörg „Emma“ Stoffel hat sich einiges vorgenommen.

Von Lars Weber

 

„Die Feste hier oben, die waren immer toll.“ Die Jugendlichen, die sich an diesem sonnigen Nachmittag eine schöne Zeit am Wiehler Wahrzeichen machen, können sich zwar vermutlich nur an die letzten ein, zwei Ausgaben des „Türmchenfestes“ über den Dächern der Stadt erinnern. Die direkte gedankliche Verbindung vom Bismarckturm zum Heimatfest ist aber den meisten Wiehlern praktisch angeboren. Zumindest war dies so. 2015 fand das letzte Heimatfest am mehr als 100 Jahre alten Turm unter der Federführung des Heimatvereins statt. Noch im selben Jahr wurde das Denkmal aufgrund von Witterungsschäden gesperrt. „Wird der Bismarckturm jetzt neu gemacht?“, fragen die Jugendlichen den Mann, der beim Vor-Ort-Termin mit der Presse um den Turm geschlichen ist. Eine kurze Antwort gibt es darauf aber noch nicht.

 

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Der Mann, das ist Hans-Jörg Stoffel, in Wiehl vielen Bürgern besser als „Emma“ bekannt. Seit den Vorstandswahlen im November ist der umtriebige 58-Jährige neuer Vorsitzender des Wiehler Heimatvereins – und in dieser Funktion ständig im Ort unterwegs. Bis März wollte er mindestens 50 neue Mitglieder für den Verein gewinnen. Nach einer Aktion rund um Weihnachten und etlichen Gesprächen mit Wiehler Familien sind es rund 60 geworden. Er weiß: Der Heimatverein möchte noch viel für die Stadt und die Region tun. Und das geht nur mit aktiver Unterstützung. Im Jahr des 90-jährigen Bestehens kann der Verein vielleicht nicht so feiern, wie er das ohne Pandemie getan hätte. Feiern möchte er aber trotzdem. Und dabei das Thema Bismarckturm endlich wieder auf den Weg bringen.

 

Ein Besuch vor Ort zeigt leider beeindruckend, in welchem bemitleidenswerten Zustand das Wiehler Wahrzeichen ist (Hier gibt es mehr zur Historie). Vor allem die Entscheidung, bei einer Sanierung des Bauwerks Mitte der 1970er-Jahre eine Feuerschale zu entfernen und stattdessen eine Aussichtsplattform aufzumauern, sollte sich als folgenschwer herausstellen. Die Schale schützte den Turm auch vor dem Wetter. Nachdem diese weg war, drang über Jahrzehnte Feuchtigkeit ins Denkmal. Der Verfüllung im zweischaligen Mauerwerk sackte immer weiter ab und drückte gegen die Außenwand. Inzwischen sichert ein Holz-Korsett den abgesperrten Turm, damit er unten nicht auseinandergedrückt wird. Und so wachsen schon allerlei Pflanzen aus dem Turm heraus. So mancher Riss wird immer größer. Stoffel hält es nicht für ausgeschlossen, die Schutzzone um den Bismarckturm herum bald noch vergrößern zu müssen.

 

„Der Turm ist ein Fall für eine Totalsanierung“, sagt Stoffel. Bisherige Anläufe, solch ein Projekt zu realisieren, scheiterten aber. Vor allem an den hohen Hürden von Förderprogrammen, die aber zwingend notwendig sein werden, um die Finanzierung zu stemmen. Ein alter Spendenaufruf auf der Homepage des Heimatvereins spricht noch von 150.000 Euro für eine Sanierung. Das gesammelte Geld von damals wurde aber vor allem in die Einsturzsicherung investiert. 2019 war dann von mindestens 500.000 Euro die Rede.

 

Und jetzt? Das weiß der neue Vorsitzende auch noch nicht. Der Vorstand – Stoffel weiß den langjährigen zweiten Vorsitzenden Carl-Christian Lück und Geschäftsführer Gereon Schulz an seiner Seite - hat aber nach seiner Wahl ein neues Gutachten in Auftrag gegeben, mit dem die voraussichtlichen Kosten für Sicherungs-Maßnahmen und die Möglichkeiten zur Sanierung ermittelt werden sollen. Stoffel rechnet aber nicht damit, dass es weniger als die halbe Million Euro werden. Wenn diese Fragen geklärt sind, möchte er mit den Mitgliedern ein umfassendes Konzept erarbeiten, um Chancen auf mögliche Förderungen zu haben. „Wir wollen dazu alle mit ins Boot holen, die Denkmalbehörde, aber auch die Stadt.“ Er hofft, noch in diesem Jahr die nächsten Schritte gehen zu können. Ein Blick auf den Turm zeigt: Die Zeit drängt.

 

[Hans-Jörg "Emma" Stoffel begutachtet die Schäden am Turm. Auf dem unteren Bild ist mittig gut zu sehen, wie sich das Mauerwerk nach außen wölbt.]

 

Der Turm spielt bei den Planungen der Veranstaltungen im 90. Jahr des Bestehens trotzdem eine wichtige Rolle. Schon bei einem Wandertag für Mitglieder im Mai soll die Route entweder am Türmchen starten oder enden – passend zum Motto „Auf alten Wiehler Spuren“. Zudem sollen am ersten Juni-Wochenende (4. Juni, ab 9 Uhr), an dem sonst stets das „Türmchenfest“ stattfand, die Wiehler zu einem Pflegetag rund um den Bismarckturm zusammenkommen, an dem das Gelände im geselligen Rahmen von Wildwuchs befreit und gepflegt wird. „Natürlich möchten wir allen, die lange nicht mehr hier oben waren, auch zeigen, wie es inzwischen hier aussieht“, erklärt Stoffel. Oder anders: Die Verbundenheit zwischen dem Turm und den Wiehlern soll wieder aktiviert werden, neue Erinnerungen geschaffen werden. Eines ist klar: Das Denkmal hat die Hilfe bitter nötig.

 

Der Heimatverein begeht den 90. Geburtstag

 

Neben dem Wandertag für Mitglieder und dem Pflegetag am Bismarckturm hat sich der Heimatverein im 90. Jahr seines Bestehens noch ein paar weitere Termine einfallen lassen. Am 2. April ab 9 Uhr möchten die Mitglieder mit anderen Interessierten am „Goldenen Trog“ gemeinsam Pflegemaßnahmen auf dem Gelände durchführen. Der „Goldene Trog“ ist ein Bodendenkmal im Siefen unterhalb der Tropfsteinhöhle. Im Oktober soll eine Tagesfahrt nur für Mitglieder angeboten werden. Des Weiteren wird das Kräuterbeet im Alten Kurpark (am Rande der Wasserspiele) neu angelegt. Weitere Informationen soll es auf der Homepage geben.

KOMMENTARE

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Die Frage ist doch, was man will: Braucht es genau *diesen* Bismarckturm als Denkmal in Wiehl oder möchte man einen Bezugspunkt für's Heimatfest, gerne auch mit Aussicht?
Bismarcktürme gibt es viele. Da braucht es die Wiehler Ruine nicht unbedingt. Und wenn nach der beschriebenen Totalsanierung ohnehin nicht viel vom Original übrig bleibt, außer Form und einigen Bruchsteinen: Kann man das viele Geld nicht auch für einen Abriß und Neubau eines (Namensgeber gesucht) Turmes samt Festplatz verwenden?
Ein hundert Jahre alter Steinhaufen muß für mich nicht gerettet werden. Da sowieso jede Ecke der Stadt mit großem Aufwand aufgehübscht wird kann man auch versuchen etwas Budget auf den Berg zu lenken.

Christian Ragoss, 02.03.2022, 16:19 Uhr
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