LOKALMIX

Wenn Kinder trauern

ks; 08.07.2022, 10:41 Uhr
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Fotos: Klaron e.V. --- (v.l.) Rosa Linscheid, Carola Manueli, Petra Beifuß, Sabine Heintze und Hilla Petzsch begleiten Kinder ehrenamtlich in ihrer Trauer.
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Wenn Kinder trauern

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ks; 08.07.2022, 10:41 Uhr
Oberberg – Der Verein Klaron bietet für Fünf- bis 14-Jährige eine Kindertrauergruppe an.

Wenn die Mama unheilbar erkrankt, der Bruder viel zu früh aus dem Leben gerissen wird oder es an der Zeit ist, sich ein allerletztes Mal vom Opa zu verabschieden, dann kann das auch kleine Herzen erschüttern und zerreißen. Ein derartiger Verlust hinterlässt nicht nur bei Kindern Spuren, sondern wirkt sich auf die ganze Familie aus. Und so kann es passieren, dass Bezugspersonen nicht in der Lage sind, ihre Jüngsten angemessen zu begleiten, – dass sie mit all ihrem Schmerz und ihrer Wut auf der Strecke bleiben. „Aber die Kinder brauchen ein Ventil, wo das raus kann“, sagt Petra Beifuß.

 

Trauer ist individuell. Manche lassen ihren Gefühlen freien Lauf, erzählen davon, dass sie kaum noch schlafen können und welche Gedanken sie nicht loslassen. Andere ziehen sich zurück, reden nicht über das Geschehene. Und manchmal gebe es in den Familien eine Art Sprachlosigkeit: der Verlust und der Schmerz werden totgeschwiegen. Um ihre Angehörigen zu schonen, schweigen auch die Kleinsten. „Aber wenn die Kinder nicht darüber reden, dann werden sie auffällig“, schildert Beifuß. Und so würden manche in einem anderen Umfeld, beispielsweise in der Schule, aggressiv werden.

 

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„Die Wut, dass jemand gegangen ist, die haben sie alle.“ Und diese Wut muss irgendwo hin. Beifuß ist 1. Vorsitzende des Vereins Klaron, Perspektiven in Abschied und Trauer. Der Verein bietet in Wiehl-Marienhagen eine Gruppe für trauernde Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren an. Sie alle haben jemanden verloren: Mama oder Papa, Bruder oder Schwester, Oma oder Opa. In der Trauergruppe treffen sie einmal im Monat auf andere junge Menschen mit einem ähnlichen Schicksalsschlag. Empfangen werden sie von Trauerbegleitern und ehrenamtlichen Unterstützern.

 

Die Gruppentreffen seien immer ähnlich aufgebaut. Zu Beginn gehe es darum, die eigenen Gefühle zu benennen. Dabei seien Karten oder auch ein sogenanntes Gefühlsbarometer behilflich. Anschließend zünden die Kinder eine Kerze an, die sie für den Verstorbenen gestaltet haben.

 

Und dann widmen sie sich gemeinsam mit ihren Trauerbegleitern einem bestimmten Thema zu, oft mittels eines Buches. „Unsere wichtigste Aufgabe ist dabei, gut hinzuhören, aufzunehmen und weiter zu fragen.“ Außerdem gehe es den Erwachsenen darum, den Kindern zu zeigen, wie sie ihrer Liebe für den Verstorbenen einen neuen Platz geben können – nicht zuletzt am Mutter- oder Vatertag oder auch an Weihnachten.

 

Vor zwei Jahren haben die Trauerbegleiter ein neues Konzept entwickelt. Seitdem bieten sie während des Treffens der Kinder zeitgleich ein Treffen für die Angehörigen an. Das Einzugsgebiet des Vereins geht dabei sogar über die Grenzen des Oberbergischen hinaus. So werden die Räumlichkeiten beispielweise auch von Trauernden aus Meinerzhagen aufgesucht.

 

Derzeit wird die Trauergruppe von fünf Kindern besucht. Zwei Kinder hätten die Gruppe Anfang des Jahres verlassen, nachdem sie einige Jahre an den Treffen teilgenommen haben. Doch genau das sei laut Beifuß das Ziel: Die Kinder auf ihrem Weg durch die Trauer zu unterstützen, sodass sie irgendwann von sich aus entscheiden, die Gruppe nicht mehr zu brauchen.

 

Die Treffen der Kindertrauergruppe des Vereins Klaron, Perspektiven in Abschied und Trauer, finden einmal pro Monat in den Räumlichkeiten des Gemeindehauses in Wiehl-Marienhagen statt. Geleitet wird die Kindertrauergruppe von Sabine Heintze. Das Projekt lebt von Spenden. Gestemmt werden müssen insbesondere die Kosten der Fortbildungen für die Ehrenamtler sowie Supervisionen. Die Gruppe ist für weitere Besucher offen. Weitere Informationen zum Verein sind unter https://www.klaron-oberberg.de zu finden.

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