LOKALMIX

Wenn aus Fremden Freunde werden

ks; 06.10.2022, 19:00 Uhr
Fotos: privat --- (v.l.) Stefan Gönner, Mila Heck, Larissa Zver, Thomas Kasper, Manuel Chamorro, Valentyna Butulay und Jonas Hobel haben ein Netzwerk zwischen Gummersbach, Marburg, Bodenheim und Osnabrück aufgebaut.
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Wenn aus Fremden Freunde werden

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ks; 06.10.2022, 19:00 Uhr
Gummersbach – Die ukrainische Community hat zusammen mit der Caritas in der Halle32 eine Gala veranstaltet.

Die Szenen, die sich seit dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar abspielen, haben sich in zahlreiche Köpfe eingebrannt. Auf den Schock und eine anfängliche Lähmung folgte bei vielen Menschen das Bedürfnis, nicht tatenlos zuschauen zu müssen, etwas bewegen zu wollen. Dieser Wunsch und dieser Tatendrang haben in den vergangenen Monaten Menschen zusammengebracht, die ohne die fatalen Ereignisse vom 24. Februar nicht zusammengekommen wären, sich womöglich niemals kennengelernt hätten. Entstanden ist ein überregionales Netzwerk mit zahlreichen Helfern – rund um Valentyna Butulay und Andrea Missbrandt vom oberbergischen Caritasverband. Entstanden ist auch eine ukrainische Community – und mit der Zeit der Wunsch, sich in besonderer Form für die entgegengebrachte Hilfe unzähliger Oberberger zu bedanken.

 

[Svitlana Nikonorova hat auf der Bandura, einem ukrainischen Instrument, gespielt.]

 

Diesem Wunsch entsprechend hat die Caritas am vergangenen Freitag zu einer Gala in die Gummersbacher Halle32 geladen. Während die Organisation bei der Caritas lag, wurde die inhaltliche Gestaltung des Abends von den Ukrainern übernommen. Auf die Bühne gebracht wurde ein über dreistündiges Programm, zusammengestellt wurde es von Olena Pomogajbo. Sie ist Regisseurin, nach Ausbruch des Krieges geflohen und lebt jetzt in Gummersbach. Die Frauen und Kinder präsentierten Tänze und ukrainische Lieder, zeigten zudem kunterbunte Trachten. Dazu wurde ein Drei-Gänge-Menü mit ukrainischen Spezialitäten serviert, so zum Beispiel „Schwiegermutters Zunge“ mit gerollten Auberginen, Borschtsch, einem Eintopf mit Gemüse, roter Beete sowie Rind- und Schweinefleisch, und Honigkuchen.

 

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Im Hintergrund der Bühne wurden auf einer Leinwand Bilder von ukrainischen Landschaften, Städten und Gebäuden gezeigt. „Ich war überrascht, wie schön dieses Land ist“, sagte Missbrandt beeindruckt. Besonders berührt habe sie jedoch eine Szene, als Kinder mit Teddybären und Koffern auf die Bühne traten. Die 17 jungen Tänzer stellten nach, wie sie vor ihrer Flucht ihre Trolleys gepackt haben und in eine ungewisse Zukunft aufgebrochen sind.

 

„Für die Kinder ist es besonders schwer“, sagte Butulay. Einige von ihnen hätten mehrere Wochen in Bunkern verbracht, mussten sich verstecken. Die Kinder sind traumatisiert, müssen das Erlebte verarbeiten. „Wenn sie nun hier in Deutschland Sirenen hören, können sie nicht schlafen“, erzählte Butulay. Diese Darbietungen einzuüben helfe ihnen, habe sie abgelenkt. „Für die Kinder war es wichtig zu zeigen, dass sie etwas können. Und sie wollten etwas zurückgeben.“

 

[Oleksandra Tytschenko, Oleksandra Taranec und Halyna Bavykina haben insgesamt 17 Kinder auf den Auftritt vorbereitet.]

 

Inna Heber moderierte die Gala. Die Ukrainerin lebt seit vielen Jahren in Gummersbach, führte auf Deutsch und Ukrainisch durch den Abend. Tetiana Rymar war mit ihrer Tanzgruppe aus Dortmund zu Gast und Svitlana Nikonorova spielte auf der Bandura, einer ukrainischen Lautenzither. Nach Gummersbach kam außerdem Iryna Shum, die Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf. Im Gepäck hatte sie eine Sonderprägung ukrainischer Münzen im Wert von zehn Griwna.

 

Darüber hinaus erhielten neben Butulay und Missbrandt auch Rolf Kühr sowie Caritasdirektor Peter Rothausen von der ukrainischen Stiftung „Bank Dobra“ ein Ehrenabzeichen – stellvertretend für das Engagement aller, wie Rothausen nach einem „bewegten Abend“ betonte: „Denn ich bin nur ein kleines Rädchen in dem Ganzen. Wenn ich geehrt werde, werden damit auch alle Helfer geehrt.“

 

[Im Rahmen der Gala wurden (v. r.) Valentyna Butulay, Andrea Missbrandt und Caritasdirektor Peter Rothausen geehrt.]

 

Ursprünglich war die Veranstaltung als Straßenfest geplant, doch durch Zuwendungen der „Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt“ sei es der Caritas möglich gewesen, eine Gala in der Halle32 umzusetzen. Die Spenden für die Ukraine blieben damit laut Rothausen unberührt. „Erst dachte ich, dass wir eine derartige Veranstaltung nicht brauchen. Es ist doch selbstverständlich, dass wir helfen“, sagte Missbrandt. Mit der Zeit sei ihr bewusst geworden, wie wichtig es den Ukrainern sei, sich derart zu bedanken. „Es war ihnen wirklich ein Bedürfnis, sie haben es auch für sich selbst gemacht – und dann konnte ich diesen tollen Abend auch genießen.“

 

[In die Halle32 waren fast 300 Gäste gekommen.]

 

Mit dabei waren auch Vertreter von weiteren Initiativen aus Marburg, Bodenheim und Osnabrück, die gemeinschaftlich über die Caritas Spenden sammeln und Hilfsgüter in die Ukraine schicken. Unter den Gästen war auch Manuel Chamorro aus Wiehl, den Butulay besonders hervorhob: „Er hat mich am 27. Februar kontaktiert. Dank seiner moralischen und praktischen Unterstützung und seiner Sponsoren konnten wir eine andere Ebene erreichen. Ohne ihn wären wir nicht so groß geworden.“

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