LOKALMIX

Von der Vision zum Gründerpreis

ls; 22.09.2021, 18:00 Uhr
Fotos: Franziska Krug für Deutscher Gründerpreis / Wildling Shoes (Sandra Dienstmann, Jonas Schweitzer). Anna und Ran Yona wurden in der vergangenen Woche mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet.
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Von der Vision zum Gründerpreis

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ls; 22.09.2021, 18:00 Uhr
Engelskirchen - 2016 mit zwei Personen gestartet, beschäftigt „Wildling Shoes“ inzwischen 240 Mitarbeiter - OA sprach mit Inhaberin Anna Yona über ihr Erfolgsrezept.

Von Leif Schmittgen

 

Nach dem Gewinn des renommierten Deutschen Gründerpreises (OA berichtete)  für „Wildling Shoes“ sprach Oberberg-Aktuell mit Firmeninhaberin Anna Yona über ihr Erfolgsrezept, Firmenphilosophien, Nachhaltigkeit, Visionen und Feierlichkeiten.

 

OA: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Gründerpreises. Sind Sie auch eine Woche  danach noch im Freudentaumel?

Yona: Das Leben geht sofort weiter und der Alltag ist schnell wieder eingekehrt. Allerdings haben wir am vergangenen Freitag in digitaler Form mit allen Mitarbeitern angestoßen und - soweit möglich - an den Bildschirmen gemeinsam gefeiert. Das war mir wichtig, denn diese Auszeichnung gilt für uns alle.

 

OA: Laut Werbeauftritt stand vor der Gründung von Wildling Shoes eine Vision. Wie sah diese aus?

Yona: 2012 sind wir, nachdem wir mehrere Jahre in Israel gelebt hatten, nach Deutschland zurückgekehrt. Unsere Kinder liefen fast ausschließlich Barfuß, was hierzulande schwierig ist. Deswegen haben mein Mann und ich überlegt, wie man einen Kinderschuh entwickeln kann, um unserem Nachwuchs eine gesunde Entwicklung auch weiterhin zu ermöglichen. Die Füße tragen den gesamten Körper und haben entsprechenden Einfluss darauf. Neben der privaten gab es aber auch eine unternehmerische Vision, nämlich, wie man nachhaltig produzieren kann und ein möglichst gesundes Laufen für alle Kunden ermöglicht. Von Gummersbach sind wir mit unserem Firmensitz, Shop und Lager nach Engelskirchen umgezogen und haben inzwischen Filialen in Köln und Berlin eröffnet. Trotzdem liegt unser Schwerpunkt im Online-Geschäft. Außerdem galt es für uns, arbeitnehmerfreundliche Modelle - weg vom klassischen „Nine-to-Five-Job“ -zu entwickeln, um Motivation zu schaffen. Das war auch Teil des Businessplans, den wir damals unserer Hausbank präsentiert haben.

 

OA: Offensichtlich mit Erfolg. Denn Anfang 2016 haben Sie mit dem Gründerkredit den Betrieb gemeinsam mit Ihrem Mann gestartet.

Yona: Ja, wir haben zu zweit an unserer Privatadresse angefangen. Und offensichtlich war das Konzept so überzeugend, dass wir aus Bankkreisen Anfang des Jahres für den Gründerpreis vorgeschlagen und schließlich nominiert wurden.

 

[In Portugal werden die Schuhe gefertigt.]

 

OA: Sie sind in der Kategorie „Aufsteiger“ ausgezeichnet worden. In der Zwischenzeit ist wahrscheinlich viel geschehen?

Yona: Oh ja: Heute sind zur Firma 240 Menschen in ganz Deutschland und Portugal, wo unsere „Minimalschuhe“ inzwischen für alle Altersgruppen produziert werden, hinzugekommen. Wir sind viel professioneller geworden und legen großen Wert auf Materialauswahl und Qualität. Dabei spielt insbesondere auch die Wiederverwertbarkeit unserer Produkte eine wichtige Rolle. Außerdem haben wir Arbeitsprozesse optimiert und tragen somit zur Motivation und Leidenschaft für unsere Produkte bei. Die sehr geringe Kündigungsrate gibt uns bei dem Arbeitsmodell, das wir ständig weiterentwickeln, recht.

 

OA: Hat die Verleihung weiteren finanziellen Schub gegeben und ist der Gründerpreis eigentlich dotiert?

Yona: Geld haben wir nicht bekommen, dafür aber jede Menge Know-how. Unter anderem haben wir ein Training beim ZDF in Mainz für den richtigen Umgang mit den Medien erhalten. Außerdem erhielten wir einen Paten des großen Gründernetzwerks, in dem man Ideen und Erfahrungen austauschen kann. Zudem folgt eine einwöchige Schulung bei Porsche Consulting, bei der wir unter anderem Unternehmensstrategien vermittelt bekommen sollen. Ob wir indirekt finanziellen Schub bekommen, steht noch nicht fest. Zumindest hatten wir während der TV-Übertragungen ein Plus von 50.000 Zugriffen auf unserer Homepage im Vergleich zu normalen Tagen.

 

OA: Werden Sie die dann gewonnenen Erkenntnisse eins zu eins in Ihrer Zukunftsplanung umsetzen?

Yona: Die Schulung findet ja erst noch statt. Bereits jetzt arbeiten wir daran, die Wertschöpfungskette kontinuierlich zu verbessern. Der wirtschaftliche Faktor spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Zum Beispiel überlegen wir, inwieweit wir Verpackungen verkleinern können, um nicht nur der Umwelt einen Gefallen zu tun, sondern auch, um mehr Lagerfläche zu schaffen. Die Wirtschaft verändert sich ständig in eine nachhaltige Richtung und das ist auch unser Ansporn. Durch das nun erweiterte Netzwerk möchten wir weitere Erfahrungen in diesem Bereich sammeln und diese gemeinsam in Zukunft umsetzen.

 

Hier geht es zu Wildling Shoes.

 

Zur Person

 

Anna Yona wurde am 25. Mai 1978 in Berlin geboren. In der Kindheit siedelte sie mit ihrer Familie nach Engelskirchen über, wo sie am Aggertalgymnasium 1997 das Abitur ablegte. Ihr Berufswunsch war zunächst Journalistin, weshalb sie ein Studium der Germanistik und Anglistik in Köln begann. Ihre Reiselust bewegte sie aber zum frühzeitigen Abbruch. Einige Zeit hielt sich Yona in Südamerika auf, ehe sie über Umwege ihre Zelte in Israel aufschlug. In Tel Aviv schloss sie ein Studium der Nahost Geschichte und Englischen Literatur ab. Während dieser Zeit lernte Yona ihren späteren Gatten Ran kennen. Inzwischen ist das Ehepaar Eltern von drei Kindern, die allesamt in Israel geboren wurden. 2012 entschloss sich die Familie nach Deutschland überzusiedeln, da man sich für den Nachwuchs kulturell und wirtschaftlich bessere Chancen versprach. Heute leben die Yonas in Gummersbach.

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