LOKALMIX
Von Aal und Huhn in Gelee zu 45 Pfund frische Bratwurst
Engelskirchen – Dieter Forst stellte sein Kapitel aus Band 13 zur Oberbergischen Geschichte über den ehemaligen Gasthof „Alter Baumhof“ in Ründeroth vor.
Von Andrea Eischeid
Im vor kurzem vorgestellten Band 13 zur Oberbergischen Geschichte, vom Bergischen Geschichtsverein-Oberberg (BGV), hat Dieter Forst in einem Kapitel über die Geschichte des früheren Hotels Baumhof geschrieben. Forst hatte von Alfred Jaeger, dem letzten Wirt aus der alten Eigentümerfamilie, der bis 1995 den Gasthof Baumhof führte, ein kleines Notizbuch bekommen, in dem Christian Heinrich Jaeger, der den Baumhof 1861 gekauft hatte, in alter deutscher Schrift die besonderen Ereignisse von 1866 bis 1882, in seiner Gaststätte festgehalten hat.
Nicht nur die bessere Ründerother Gesellschaft war hier zu Gast, auch gut betuchte Leute kamen etwa von Bensberg mit der Pferdekutsche, da es die Eisenbahn noch nicht gab. Das Gebäude wurde zwischen 1770 und 1780 von der Ründerother Familie Heuser gebaut und musste 1908 einem Neubau weichen. Dieter Forst hat sich nun die Mühe gemacht, dieses kleine Büchlein, zu übersetzen, sodass jeder es lesen kann. Die aufgeführten Speisenfolgen der jeweiligen Ereignisse zeigen die Vielfalt der damaligen Festmahle.
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[Kaum jemand könnte heute die alte Kurrent-Schrift, also die alte deutsche Schrift, lesen. ]
So wurde beim ersten Eintrag von 1866, der Hochzeit von Dr. Beik, ein zehn Gänge Menü aus Fisch und Kartoffeln, Blumenkohl, Gänsebrust und Koteletts, Brüsseler Sprossen, rote Zunge mit geröstetem Pfeffer, Flammender Plum-Pudding, Brauner Zungenragout mit Bällchen, Aal und Hühner in Gelee mit Salat, Kalten Reis Pudding, Truthenne mit verschiedenem Kompott, Lummerbraten sowie Kuchen und Dessert zubereitet. Der ortsansässige Arzt Dr. Büren verspeiste bei seiner Hochzeit, im September des gleichen Jahres, mit seinen Gästen Hasen- und Rehbraten, Aal in Gelee sowie Lachs und Hasenragout.
Ebenfalls waren Ereignisse mit über 200 Personen keine Seltenheit, wie etwa beim Kriegerfest, bei dem sich Veteranen trafen und 120 Pfund Rindfleisch, zwei tüchtige Kälber, vier schwere Schweinsbrüste, 45 Pfund frische Bratwurst und entsprechende Mengen Desserts verspeisten. Oder beim Jubiläum des damaligen Bürgermeisters Dörrenberg, der am zweiten Pfingsttag 1867 mit 200 Personen feierte. Auch hier wurden 20 Hühner, zehn Zungen, zehn Pfund Gehacktes, 30 bis 40 Blumenkohl, 36 Pfund frische Bratwurst sowie 26 gebläute Forellen zu einem delikaten Festmahl verarbeitet.
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[Das Gasthaus "Alter Baumhof" zur damaligen Zeit, als die bessere Ründerother Gesellschaft, alles was Bedeutung hatte, hier feierte.]
„Zu damaligen Zeiten, so eine große Gesellschaft auf Kohleherden zu bekochen, war schon eine Leistung“, bemerkte Dieter Forst gestern, als er sein Werk im Baumhof, in dem sich seit 2015 die Alternative Tagespflege Uwe Söhnchen befindet, vorstellte. Elisabeth und Harald Klinkert, vom BGV-Oberberg, haben zu ihrer Hochzeit am 16. Dezember 1972 ebenfalls im Gasthof Baumhof mit ihren Gästen gespeist. Sie haben aus dieser Zeit noch ihren originalen Menüplan der Gaststätte, aber schon nicht mehr handschriftlich. Mit Fotos der Seiten des historischen Notizbuches und der Übersetzung kann das Werk von Dieter Forst beim Heimatverein Ründeroth ausgeliehen werden.
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