LOKALMIX

Viele offene Ausbildungsplätze, aber: Bewerberzahlen steigen wieder an

lw; 11.04.2024, 12:12 Uhr
Foto: Lars Weber --- Freuen sich über positive Trends (v.li.): Carsten Berg, Leiter Ausbildung bei der IHK Köln, Michael Sallmann, Leiter der IHK Köln-Geschäftsstelle in Oberberg, Nicole Jordy, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, und Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land.
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Viele offene Ausbildungsplätze, aber: Bewerberzahlen steigen wieder an

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lw; 11.04.2024, 12:12 Uhr
Oberberg – Vorstellung der Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt - Agentur für Arbeit, IHK und Kreishandwerkerschaft Bergisches Land sehen positive Entwicklungen.

Von Lars Weber

 

Sehr „nachhaltig“ habe die Corona-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt gewirkt, wie Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, gestern bei einem Pressegespräch erklärt hat. Er stellte zusammen mit Nicole Jordy, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, Michael Sallmann, Leiter der IHK Köln-Geschäftsstelle in Oberberg sowie Carsten Berg, Leiter Ausbildung bei der IHK Köln, die Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt vor. Nicht nur die Azubis während der Pandemie und die Unternehmen haben seitdem vielfältigen Nachholbedarf, auch die späteren Auszubildenden wurden in den Pandemiejahren in den Schulen schlecht erreicht. Die Anzahl der Bewerber sank daher in den vergangenen Jahren rapide. Deshalb freuten sich alle, dass sich dieser Trend in diesem Jahr nicht fortgesetzt hat.

 

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Seit Oktober bis Ende März hätten 1.187 Bewerber die Dienste der Agentur für die Suche einer Ausbildungsstelle genutzt – 117 oder 10,9 Prozent mehr als im Vorjahr. „Das ist erfreulich“, sagte Jordy, „dass der Trend der sinkenden Bewerberzahlen sich in diesem Jahr nicht fortgesetzt hat“. Allerdings wurden auch 88 (5,8 Prozent) weniger Stellen für den Kreis gemeldet, insgesamt waren es 1.430. Offene Stellen können die Unternehmen längst nicht alle besetzen: 922 sind noch offen (- 4 Prozent). Gleichzeitig gibt es aber 682 unversorgte Bewerber. „Eine Chance für Jugendliche, die mobil sind. Fördermöglichkeiten wie die Berufsausbildungsbeihilfe oder der neue Mobilitätszuschuss können eine Entscheidung pro Umzug unterstützen.“

 

Hochgerechnet kommen im Oberbergischen 83 Bewerber auf 100 Stellen. Damit haben die Unternehmen hier mehr um den Nachwuchs zu kämpfen als in den anderen Regionen der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. In Leverkusen passt das Verhältnis mit 100 Bewerbern auf 100 Stellen ganz genau. Im Kreis Rhein-Berg kommen sogar 117 Bewerber auf 100 Stellen. So ist es leichter, dem Fachkräftemangel zu begegnen.

 

Die Zahlen der IHK
 

Bis Ende Februar wurden im Bezirk der IHK Köln 1.296 neue Ausbildungsverträge für das Ausbildungsjahr 2024/2025 in den insgesamt fast 200 Berufen in Industrie, Handel und Dienstleistung vereinbart, rund 7,7 Prozent oder 92 Verträge mehr als zum Vorjahresstichtag. Davon wurden 198 im Oberbergischen Kreis abgeschlossen. Das sind 36 Verträge weniger als zum Vorjahresstichtag. Berg und Sallmann zeigten sich aber optimistisch, dass sich der Erholungseffekt des Ausbildungsmarktes auch im Jahr 2024 fortsetzen wird. Die Zahlen seien nur eine Momentaufnahme.

 

Den Beteiligten, alle auch Teil der Ausbildungsinitiative Oberberg, wissen, dass immer zwei Seiten dazugehören, um die Situation weiter zu verbessern und Trends zu bestätigen beziehungsweise Trendwenden herbeizuführen. Das betrifft zum einen die Unternehmen, die sich den potenziellen Bewerbern zeigen müssen. „Und zwar dort, wo sie sich informieren, wie zum Beispiel in den Sozialen Netzwerken“, so Berg. Initiative zeigen, das gilt aber erst recht für die Schüler vor Beginn ihres Berufslebens. Bei ihnen gilt: „Nichts zu machen ist das Schlimmste, was sie tun können“, sagte Sallmann.

 

Die Wiederaufnahme der Berufsorientierungsmessen und der Programme in den Schulen nach der Pandemie zeigten sich in den positiven Seiten der Statistik.  Für viele Schüler sei dies der erste Berührungspunkt mit den Firmen. „Und viele brauchen einen Anschubser“, so Sallmann weiter. Der Anschubser fehlte während der Pandemie fast völlig, da die digitalen Strategien längst nicht so effizient die Schüler erreicht hatten. Die Tendenz, dass die Bewerber weniger wurden, habe es zwar schon vor Corona gegeben: „Aber die Schere ging erst dann richtig weit auseinander.“

 

Entscheidend für Jordy, Berg, Sallmann und Otto: Die Schüler müssen rein in die Betriebe, um dort Arbeitsluft zu schnuppern. Und zwar bestenfalls häufiger als mit dem Pflichtpraktikum in der Schule. „Auch in den Ferien kann man mal eine Woche in ein Unternehmen gehen“, so Jordy. Die Jugendlichen können dort nicht nur Spaß haben, sondern Erfahrungen sammeln, die ihnen bei der Wahl helfen können. Auch die Erkenntnis, dass ein eingeschlagener Weg nicht linear verlaufen muss, müsse den Schülern erklärt werden.

 

Kommende Veranstaltungen

 

Die IHK Köln unterstützt auch weiterhin Schüler auf Lehrstellen- und Betriebe auf Azubisuche, unter anderem mit ihren Bewerbertagen (www.ihk-koeln.de/Bewerbertag). In Gummersbach in der IHK-Geschäftsstelle findet der nächste Bewerbertag am 15. Mai statt. Auf der Website sind auch die Ansprechpartnerinnen und - partner der IHK Köln zu finden. Die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land weist weiter auf das Azubi Meetup in der Kölner Lanxess-Arena am 7. Mai von 11 bis 16 Uhr hin. Interessierte können zudem die Lehrstellenbörsen durchstöbern (IHK, Kreishandwerkerschaft, Webseite Arbeitsagentur).

 

Die duale Berufsausbildung müsse zudem in der gesellschaftlichen Wahrnehmung noch mehr an Wertschätzung gewinnen, sagte Otto. Noch zu häufig sei die akademische Ausbildung noch an Platz eins, obwohl die Interessen möglicherweise anders gelagert seien. „Die duale Ausbildung ist niemals der falsche Einstieg ins Berufsleben“, sagte Sallmann. „Und eine abgeschlossene Ausbildung ist weiterhin der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit“, so Jordy.

 

Dabei können auch Kurzentschlossene fast in allen Ausbildungsberufen noch dieses Jahr anfangen, wie sowohl IHK wie Kreishandwerkerschaft bestätigen. Allerdings gibt es Berufe, die besonders gefragt seien. Momentan seien dies Berufe wie Tischler oder Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizung und Klimatechnik. „Das Lebensmittelhandwerk sucht weiter dringend nach Nachwuchs“, so Otto.  

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