LOKALMIX

Viel mehr Wiehl für den Freizeitpark

lw; 08.09.2021, 11:55 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Kaum wiederzuerkennen ist die Wiehl im Bereich des Freizeitparks, darüber freuen sich auch Prof. Dr. Lothar Scheuer (l.), Vorstandschef des Aggerverbands, Dr. Maike Hünninghaus, Leiterin des Projekts beim Aggerverband, und Bürgermeister Ulrich Stücker.
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Viel mehr Wiehl für den Freizeitpark

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lw; 08.09.2021, 11:55 Uhr
Wiehl – Aggerverband und Stadt informierten über die Revitalisierung des Flusses – Seit Beginn der Bauarbeiten im August hat sich das Ufer schon stark verändert.

Von Lars Weber

 

Gehört hat man die Wiehl im Freizeitpark schon immer. So richtig gesehen und wahrgenommen hat man den Fluss aber lediglich im hinteren Bereich zwischen Kinderspielplatz und Wheelpark. Zu sehr war das Ufer hinter Bäumen, Böschungen und Befestigungen in einem Korsett gefangen. „Jetzt soll die Wiehl erlebbar werden“, sagte Bürgermeister Ulrich Stücker bei einem Ortstermin auf der Baustelle Wiehlpark gestern. Mit dabei war auch der Aggerverband um Vorstandschef Prof. Dr. Lothar Scheuer und Projektleiterin Dr. Maike Hünninghaus. Der Verband hat die Revitalisierung der Wiehl in enger Absprache mit der Stadt geplant. Die Maßnahme im alten Kurpark ist bereits abgeschlossen. Nun folgt seit August im Park der größte Abschnitt – und es ist schon jetzt zu sehen: Der neue Park hat viel mehr Wiehl zu bieten.

 

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Es sei eine große Chance, solch ein Projekt gemäß den Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie in einer Ortslage umzusetzen und den ökologischen Zustand des Flusses dort auf lange Sicht zu verbessern, so Prof. Dr. Scheuer. Normalerweise passe es sonst von der Infrastruktur nicht, die notwendigen Flächen sind oft überbaut. Im Wiehlpark aber limitiert lediglich das steile Stück hoch zur Straße die Arbeiten. Zum Park hin können die Bagger ganze Arbeit leisten.

 

Dort wurden auf den 500 Metern Fließstrecke zwischen Wheelpark und Bahnhofstraße die Ufer schon an diversen Stellen von Befestigungssteinen befreit, abgeflacht und es sind – da in Absprache mit dem Nabu so viele Bäume wie möglich erhalten bleiben sollen – einige Inseln entstanden. Die Pflanzen und Bäume sorgen dort für Stabilität. In den vergangenen Tagen wurde bereits neues, natürliches Flusssediment in die entstandenen Abschnitte eingebracht und mit Steinen weiter befestigt. Die Ufer werden noch begrünt und mit Initialpflanzungen heimischer Auengehölze versehen. Wert legt Projektleiterin Hünninghaus auf Natürlichkeit. Der Fluss werde Ufer und Insel noch weiter formen.

 

[Die Wiehl wird durch die abgeflachten Ufer zugänglicher werden. Sind sie erst einmal begrünt, lädt die Fläche zum Entspannen ein.]

 

Alleine im Bereich des Wiehlparks werden für den Fluss bis zu 1.400 Kubikmeter Erde abgetragen, teils bekommt die Wiehl fast doppelt so viel Platz. 350.000 Euro wird das an dieser Stelle kosten, von denen 80 Prozent gefördert werden. Nimmt man alle Maßnahmenbereiche zusammen (Kasten: Alle Maßnahmen auf einen Blick), versprechen sich Aggerverband und Stadt durch die Aufweitungen und Uferabflachungen mit einem Gesamtaushub von 3.400 Kubikmetern nicht nur lebendigere Gewässerabschnitte und naturnähere Auenstrukturen, sondern auch deutliche Vorteile für den Hochwasserschutz. „Ein Hochwasser würde an dieser Stelle durch die Maßnahmen weiter abgeflacht“, so Prof. Dr. Scheuer.

 

Die Problematik sei schon früh zusammen mit dem Verband betrachtet worden, meint Bürgermeister Stücker. Noch mehr Retentionsraum mit noch mehr Erdaushub zu schaffen, hätte aber an dieser Stelle keinen Sinn ergeben, so der Chef des Aggerverbands weiter. „Die Wassermengen in Relation zur Flussbreite müssen weiterhin passen.“ Das Thema Retentionsflächen würde den Verband aber intensiv beschäftigen, sagte Prof. Dr. Scheuer weiter, und dachte dabei auch schon an die weitere Entwicklung des Stadions.

 

 

„Ein ganz anderes Gesicht der Wiehl“, versprach Projektleiterin Maike Hünninghaus, wenn die Maßnahme abgeschlossen ist und der Wiehlpark im Laufe des kommenden Jahres wieder teilweise für Besucher zugänglich wird. Die Arbeiten an der Wiehl im Park laufen noch bis etwa Ende Oktober. Und auch die Erneuerung des Wiehlparks durch die Stadt soll ab nächster Woche weiter voranschreiten. Unter anderem werden die noch vorhandenen Brückenbauwerke über den Mottelbach abgerissen, und auch das Zunftstübchen wird nicht mehr lange stehen.

 

Alle Maßnahmen auf einen Blick
 

Die erste von vier Maßnahmen wurde bereits im Sommer 2019 umgesetzt. Im alten Kurpark wurde das linke Wiehlufer zwischen Mühlenbrücke und Bahnhofstraße renaturiert. Im Wiehlpark gibt es neben den Arbeiten an der Wiehl zusätzlich das Projekt Mottelbach (Bild). Das Gewässer wird ähnlich der Wiehl renaturiert und aufgewertet im Bereich zwischen dem ProMarkt-Gelände und der Mündung in die Wiehl. Hier werden etwa 660 Kubikmeter Erde rausgeholt, sodass der Bach Platz zur Entfaltung bekommt. Mehr Wasser sollte er dafür auf jeden Fall haben, denn künftig muss der Bach nicht mehr den Teich im Park mit Wasser versorgen. Das übernimmt dann die Wiehl. Die Aufwertung des Mottelbachs startet am 22. September, die Bauarbeiten sollen bis Ende Oktober beendet sein.

 

[Grafik: Aggerverband.]

 

Im kommenden Jahr geht es nach der Hochwassergefahrenzeit Flussaufwärts weiter. Dann wird das Mühlenwehr östlich der Mühlenbrücke zurückgebaut. Hier liegt der Schwerpunkt laut Aggerverband auf der Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Wiehl für Fische und andere Gewässerorganismen, aber auch Bachschotter und sonstiges Sohlsubstrat wird sich dann wieder bewegen können. Die kontinuierliche Verlagerung im eigenen Bett sei ein Kernmerkmal natürlicher Flüsse. Sie führe langfristig zur Entstehung wichtiger Lebensraumstrukturen und somit zur ökologischen Aufwertung des Gesamtbereichs.

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