LOKALMIX

Unverpackt, umweltfreundlich, komplett ehrenamtlich

lw; 29.01.2021, 11:20 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Packen mit an, damit zum Start alles fertig ist: Die Vereinsmitglieder Theresia Remmel-Ossig (links) und Cholpon Demuth.
LOKALMIX

Unverpackt, umweltfreundlich, komplett ehrenamtlich

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lw; 29.01.2021, 11:20 Uhr
Reichshof – Das Eckenhääner Lädchen steht in den Startlöchern – Verkaufsstart für alle am 16. Februar – Öffnungszeiten stehen fest (AKTUALISIERT).

Von Lars Weber

 

Noch wird es an der Hauptstraße durch Eckenhagen in dem Ladenlokal direkt neben der Volksbank immer wieder ordentlich laut. Seit Dezember renovieren dort die Mitglieder des Vereins Eckenhääner Lädchen fleißig, um bis zum Start im Februar das gleichnamige Geschäft herausgeputzt zu haben. Alles wird seinen Platz bekommen: Regale, die Ladentheke, die Küche und vor allem jede Menge Behältnisse für die Waren – denn diese werden unverpackt angeboten. Ein Angebot, dass es im Kreis sonst nur in Ründeroth und Radevormwald gibt. Das Angebot in Eckenhagen unterscheidet sich aber in einem Punkt deutlich: Der Betrieb soll komplett im Ehrenamt gestemmt werden.

 

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Beim Besuch im Laden steht gerade Schichtwechsel an. Immer nur vier Vereinsmitglieder gleichzeitig dürfen mit Maske aufgrund der Pandemie im Geschäft sägen, streichen, lackieren – oder was sonst alles noch erledigt werden will. Mit dabei ist auch Klaus Breidenbach. Der Vorsitzende des Vereins ist eine der Triebfedern hinter dem Projekt. Er erzählt, wie es dazu gekommen ist. „Das war im Sommer 2019“, erinnert er sich. Fridays for Future war gerade ein großes Thema. „Da haben wir uns zu zehnt getroffen und uns gefragt: Was können wir Nachhaltiges schaffen?“ Da allein in Deutschland der Bereich Ernährung fast 20 Prozent des CO2-Ausstoßes ausmacht, sei schnell die Idee eines Unverpackt-Ladens geboren gewesen.

 

[Lagebesprechung beim Schichtwechsel (v. re.): Mirko Müller, Klaus Breidenbach und Bruno Schröder. Seit Dezember wird in dem Ladenlokal so viel wie möglich gearbeitet.]

 

Aus der Idee wurde ein Konzept, mit dem der neu gegründete Verein in eine Bürgerversammlung im November 2019 ging. „150 Interessierte kamen. Nach dem Abend gab es auf einen Schlag 90 Neumitglieder.“ Ein klares Zeichen für die Engagierten, dass sie mit ihren Plänen einen Nerv getroffen hatten. Auch die Volksbank Oberberg und die Gemeinde Reichshof sichern ihre Unterstützung zu. Mit diesem Rückenwind stellten sie einen Antrag beim EU-Förderprogramm LEADER – mit Erfolg. Die Fixkosten für eineinhalb Jahre werden zu 65 Prozent übernommen. Im Juni des vergangenen Jahres eingereicht, musste der Verein bis Dezember auf den positiven Bescheid warten – dann ging alles ganz schnell.

 

[Harald Peinzke arbeitet in der Garage, in der künftig der Personalraum zu finden ist.]

 

Mit dem Vermieter des Ladenlokals in der Reichshofstraße 36 war alles abgesprochen. Rund fünf Jahre lang stand dieses leer, obwohl es sich in günstiger Lage befindet. Mit der neuen Nutzung wird ein Kreis geschlossen. Schon 1859 eröffnete Carl Hundhausen dort den ersten Gemischtwarenladen in Eckenhagen, der Uropa des jetzigen Vermieters. „Unser Vermieter hat uns sehr geholfen“, ist Breidenbach dankbar, dass die Ehrenamtler direkt nach Eingang des Bescheids loslegen durften.

 

Kartoffeln, Pilze, Honig, Eier, daraus gemachte Nudeln, Marmeladen oder auch Gemüse aus dem eigenen Beet im Nachbarschaftsgarten am Bauernmuseum: Alle Produkte, die lokal bezogen oder selbst hergestellt werden können, sollen im Eckenhääner Lädchen ein Plätzchen finden. Und bei Dingen wie Getreide sorgt Vereinsmitglied Bruno Schröder dafür, dass die Lieferketten so kurz wie möglich sind. Die Hygienestandards sind hoch, nicht nur zu Corona-Zeiten. Aber die Vereinsmitglieder haben viel Hilfe, sei es vom Unverpackt-Verband oder von der Lebensmittelüberwachung.

 

[Die Silos aus Holz und Glas werden zum Beispiel mit Nüssen oder Getreide gefüllt. Vor dem Einkauf wiegen sich die Kunden ein leeres Gefäß ab. Nach dem Befüllen wird es erneut gewogen, so ergibt sich der Preis.]

 

Das Eckenhääner Lädchen soll aber mehr sein, als „nur“ ein Unverpackt-Dorfladen. Neben der ökologischen und ökonomischen Komponente soll auch die soziale eine große Rolle spielen – vor allem natürlich, sobald die Pandemie Lockerungen zulässt. „Das Lädchen soll ein Ort der Begegnung sein, wo man gerne auch mal für einen Kaffee bleibt“, sagt Breidenbach. Der Sozialarbeiter an der St. Antoniusschule hat schon Ideen für gemeinsame Projekte mit den Schülern. Auch Kindergärten und Grundschule seien Ansprechpartner.

 

Das ist aber noch Zukunftsmusik. Ab dem 8. Februar sollen für eine Woche die Vereinsmitglieder zunächst den Betrieb auf Herz und Nieren testen. Alles wird ehrenamtlich von einem Kern aus 15 Leuten organisiert. Nach der Testwoche soll es losgehen. Ab Dienstag, 16. Februar, steht der Laden allen Kunden offen. Vorgesehene Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 9 bis 12:30 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr sowie samstags noch einmal von 9 bis 12.30 Uhr. Zudem soll es feste Wochentage geben, für die man Brot und Milch in frischer Bio-Qualität bestellen kann.

 

Aufgrund der Pandemie dürfen nur sechs Kunden in den Laden. „Wir hoffen, die Gäste verzeihen uns, wenn noch nicht alles perfekt läuft.“ Schließlich werden nicht nur viele Kunden erst lernen müssen, mit ihren eigenen Taschen, Dosen und Gläsern auf Einkaufstour zu gehen, sondern auch für die Ehrenamtlichen ist dieses Geschäft neu. Das Ziel ist trotzdem klar: „Das Geschäft soll sich irgendwann selbst tragen.“

 

Der Verein freut sich nicht nur über neue Mitglieder oder Spenden, sondern auch über Menschen, die im Laden mit anpacken möchten. Interessierte können sich melden bei Klaus Breidenbach unter Telefon 0160/1 09 51 51, per E-Mail an eckenhaeaenerlaedchen@web.de oder auf der Facebook-Seite des Vereins.

KOMMENTARE

1

Eine tolle Idee, die unbedingt unterstützt werden muss. Ich wünschte, ein solcher Laden wäre auch bei uns in Gummersbach. Alles Gute euch bei dieser wertvollen Arbeit!

Maiki, 23.01.2021, 08:38 Uhr
2

Wenn so etwas in Gummersbach wäre dann aber mit Parkhaus und Erlebnisgastronomie....

Torsten, 24.01.2021, 09:10 Uhr
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