LOKALMIX
Umbau am Bahnhof: Raus aus dem Dornröschenschlaf
Engelskirchen – Seit Juni wird das Ründerother Bahnhofsgebäude saniert – Zeit für einen Zwischenstand.
In Ründeroth in Engelskirchen liegt zwischen der Bahnhofstraße und den Gleisen der RB25 das alte Bahnhofsgebäude samt Güterschuppen. Auch wenn von außen noch nicht so viel zu erkennen ist: in den vergangenen Monaten ist dort einiges passiert. Seit Juni wird in dem denkmalgeschützten Gemäuer gearbeitet (OA berichtete). Im Rahmen des Projekts „Sanierung und Umnutzung des Bahnhofs Ründeroth“ soll aus dem leerstehenden Empfangsgebäude mit angrenzendem Güterschuppen ein Hotel mit Gastronomiebetrieb werden. Auf Einladung von Bürgermeister Dr. Gero Karthaus hat dort heute ein Pressetermin stattgefunden – Zeit für einen Bauzwischenstand.
Von einem durchaus „anspruchsvollem Projekt“ sprach Architekt Ralf Rother. Er führte zusammen mit Projektleiter Tobias Scholz durch die Baustelle. Zunächst sei alles entkernt und dann die Bausubstanz bewertet worden. Das Ergebnis: „Die Substanz ist noch in Ordnung“, sagte Rother – auch wenn viele schadhafte Bereiche entdeckt worden sind. Im Bahnhofsgebäude sind sie auch schon behoben worden. Anders sieht das aber noch im angrenzenden Güterschuppen aus, wo die Fachleute ebenso Fehlstellen ausgemacht haben, auch in der Fachwerkkonstruktion. Tobias Scholz zeigte eine faule Stelle und eine Wand, die leicht nach außen kippt. „Aber auch das ist behebbar. Wir können wie geplant restaurieren“, erklärte Rother.
Im alten Bahnhofsgebäude wurde bereits eine neue Bodenplatte reingegossen. Die historischen Treppen werden erhalten. Je höher man geht, desto mehr sind die Veränderungen sichtbar. In den oberen beiden Etagen sind schon die Trockenbauer tätig. Außerdem hat das Gebäude ein neues Dach mit 16 neuen Dachflächenfenstern erhalten. Die Querbalken im Speicher wurden herausgenommen, um dort eine ausreichende Deckenhöhe zu schaffen. Insgesamt soll es in dem Hotel elf Doppelzimmer und ein Apartment geben. Zwei der Zimmer und das Apartment werden unterm Dach entstehen. Drei Hotelzimmer sollen im Erdgeschoss liegen – eines davon rollstuhlgerecht, die anderen beiden barrierefrei sein. Letztere werden im Bereich der ehemaligen Kneipe liegen, wo es einst gebrannt hat. Auch diese Schäden wurden schon behoben.
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[Blick unters Dach mit Plan.]
Auch wenn es einige Verzögerungen durch die „statischen Gegebenheiten“ gab: „Wir liegen zeitlich im Fluss und wollen Ende 2026 fertig sein“, sagte Rother. Die meisten Gewerbe seien bereits ausgeschrieben und Aufträge vergeben worden. „Und wir bewegen uns im Kostenrahmen.“ Das Projektvolumen: 4,3 Millionen Euro. Eine der größten Herausforderungen bei dem Projekt sei laut Tobias Scholz, den Denkmalschutz, den Brandschutz und den Schallschutz unter einen Hut zu kriegen und bei der energetischen Sanierung auch das Thema Feuchtigkeit zu berücksichtigen. Gedämmt werden soll von außen, es soll aber auch „kleine Innendämmung“ geben. Die Architekten seien mit vielen Fachleuten im Austausch, hören viele unterschiedliche Meinungen. Aktuell werde überlegt, außen mit Holzfaser zu dämmen. Aber auch das muss mit dem Brandschutz kompatibel sein.
[Im alten Güterschuppen soll es künftig einen Gastraum und einen Kneipenbereich geben.]
Auf allen Etagen soll es eine Fußbodenheizung geben. Ein Aufzug wird zwar nicht eingebaut, aber es soll einen Hebelift geben, sodass das Erdgeschoss im Hotel und im Restaurant barrierefrei sein wird. Im alten Güterschuppen sind die Grundleitungen für die Küche schon eingebaut. Die Decke ist dort ungefähr 6,50 Meter hoch. „Wir versuchen, den Industriecharme zu erhalten“, sagte Tobias Scholz. Nicht zuletzt werden die alten Ziegelsteine wieder genutzt – zum einen aufgrund des Denkmalschutzes, zum anderen aus finanziellen Gründen. Laut Dr. Gero Karthaus wurde bereits mit einem Hotelier für das Hotel und das Restaurant ein sogenannter Letter of Intent, eine Absichtserklärung, unterzeichnet. Mit Blick auf die spätere Verpachtung äußerte sich der Bürgermeister sehr zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass wir die schwarze Null erreichen werden.“
[Bürgermeister Dr. Gero Karthaus mit dem Modell von Wilhelm Baumunk.]
Mit leeren Händen kam Dr. Gero Karthaus nicht zum Pressetermin. Mit dabei hatte er ein Modell des Bahnhofskomplexes der Familie Baumunk aus Wallefeld. Der Bürgermeister geht davon aus, dass das Modell wahrscheinlich 1957 von Wilhelm Baumunk angefertigt worden ist. Die Familie hat das Ensemble auf dem Speicher entdeckt, Sohn Hartmut Baumunk hat das Modell der Stadt übergeben. „Es ist dafür prädestiniert, in Zukunft im Hotelfoyer zu stehen“, sagte Karthaus. Und auch auf dem Speicher des Bahnhofsgebäudes sei etwas gefunden worden, sagte Ralf Rother. Doch worum es sich dabei handelt, wollte der Architekt bei dem heutigen Termin noch nicht verraten.
Für den scheidenden Bürgermeister, der aus Ründeroth kommt, ist es nicht nur ein Herzensprojekt, sondern mit Blick auf die Region auch „eines der interessantesten Projekte, was das Bauen im Bestand angeht“. 1884 wurde das Gebäude samt Güterschuppen in Ründeroth errichtet, wurde gar transloziert. Zuvor stand das Bahnhofsgebäude in Recklinghausen. An seinem neuen Standort wurde es mehrfach erweitert. Karthaus hat viele Erinnerungen an das alte Gebäude, die alte Wartehalle mit ihren Fliesen, die Menschen, die dort einst gearbeitet haben, und das Leben, das sich dort abgespielt hat. „Es hat viele Jahrzehnte seinen Dienst geleistet“, sagte Karthaus – und ist dann in einen Dornröschenschlaf verfallen. Nun gehe es darum, wieder Leben ins Quartier zu bringen. Das Projekt legt er nun in die Hände von Lukas Miebach, seinem Nachfolger. „Das ist dann Chefsache des neuen Bürgermeisters.“
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[(v.l.) Lukas Miebach, Projektleiter Tobias Scholz, Architekt Ralf Rother, Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, Jakob Träger (Projektsteuerung) und Friedhelm Miebach (Entwicklungsgesellschaft).]
KOMMENTARE
1
Das fliegt dem Herrn Karthaus noch um die Ohren. Ein Hotel brauch Ründeroth gar nicht. Selbst ein Restaurant wird schwer zu stemmen sein? Denn Leuten fehlt das Geld zum ausgehen. Man bekommt überhaupt kein Personal mehr für ein Restaurant geschweige Geschäftführer. In Overat die Stadtmitte ist zu. In Lindlar will man ein nobel Restaurant eröffnen. Das tut sich keiner an. Das steht über Monate leer.
Uwe Märtens, 24.10.2025, 10:22 Uhr2
Ich freu mich sehr, dass dem alten Bahnhof neues Leben eingehaucht wird. Ein gutes Restaurant mit deutscher Küche wird hier auf Anklang treffen. Zumal der Gastronomiebereich auch eine integrierte Bar haben wird. Das Hotel wird einige Ausflügler aus dem Umland anziehen, und so können mehr Leute den Naherholungswert unserer Gemeinde genießen. Außerdem bietet die Nähe zur Zugverbindung eine attraktive Alternative für Besucher der Messe in Köln. Da diese ohne Umstieg in etwa 1 Stunde erreichbar ist.
Ründerother, 24.10.2025, 14:11 Uhr3
Zu Kommentar 1: Hallo Herr Märtens, Ihr Kommentar ist nicht hilfreich und eigentlich überflüssig.
Restaurants gibts, wie wir alle wissen und bedauern, viel zu wenig in Ründeroth und ein Hotel wird eine enorme Bereicherung sein. Ich freue mich sehr darauf.
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