LOKALMIX

„Tante Truus“: Über 10.000 Kinder gerettet

ls; 12.11.2025, 06:00 Uhr
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Fotos: Leif Schmittgen --- Gerhard Jenders (li.) und Dominik Clemens freuen sich auf viele Ausstellungsgäste.
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„Tante Truus“: Über 10.000 Kinder gerettet

ls; 12.11.2025, 06:00 Uhr
Gummersbach – Ausstellung „Keine Zeit für Tränen“ zeigt das Wirken der Niederländerin Geertruida Wijsmuller-Meijer, die durch ihren Einfluss Schiffstransporte nach Großbritannien organisierte.

Von Leif Schmittgen

 

Die Geschichte des Unternehmers und Lebensretters Oskar Schindler ist weltweit bekannt, das Wirken von Geertruida Wijsmuller-Meijer (1896–1978) hierzulande dagegen kaum. Die in Alkmaar geborene, liebevoll „Tante Truus“ genannte Niederländerin stammte aus wohlhabendem Haus und setzte sich Zeit ihres Lebens wohltätig ein. Das verrät eine Ausstellung „Keine Zeit für Tränen“ in den neuen Räumen der Gummersbacher Volkshochschule im Bergischen Hof (Brückenstraße 1), die dort bis zum 30. November zu sehen ist.

 

Auf Schautafeln wird unter anderem berichtet, dass sie 1938 persönlich bei Adolf Eichmann in Wien unmittelbar nach der Kristallnacht vorsprach und sich um Ausreisepapiere von 600 jüdischen Kindern bemühte. „Abschätzig soll Eichmann gesagt haben, wenn sie das binnen zwei Tagen schaffe, könnten auch weitere Kinder ausreisen“, berichtete Initiator Gerhard Jenders, Vorsitzender vom Verein "Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!" Gemeinsam mit dem „Netzwerk gegen Rechts“ und der VHS als Gastgeber wurde die Wanderausstellung in die Kreisstadt geholt.

 

Und Wijsmuller-Meijer schaffte es, dass bis 1940 drei Mal pro Woche jeweils 150 Kinder auf kleinen Schiffen nach Großbritannien gebracht wurden, meist von Hoek van Holland aus. In Summe waren es über 10.000.

 

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„Das war auch dem Geschick und dem Netzwerk von Truus zu verdanken“, berichtete Jenders. Einmal hat eine Flasche Wein für einen Zöllner das Passieren der Grenze möglich gemacht. Ein anderes Mal wurde mit dem persönlichen Bericht an die Königin gedroht, sollten die Kinder in den von Deutschen besetzten Niederlanden nicht ausreisen dürfen.

 

Begleitend gibt es auch Informationen zum Leben von Anne Frank oder persönliche Gedichte der geretteten Kinder.  Alles soll bei der speziell für Jugendliche konzipierten Ausstellung zum Thema sensibilisieren. Zwei Schulklassen haben sich laut VHS-Leiter Dominik Clemens bereits angemeldet. „Es sind aber auch andere Gruppen jederzeit willkommen“, so Clemens. Den Kontakt hatte laut Jenders Gabriele Dreistein vermittelt.

 

 

Die Ausstellung kann zu den VHS-Öffnungszeiten besucht werden. Gruppen werden nach Anmeldung auch durch die Exponate geführt. Die Eröffnung hatten die Organisatoren ganz bewusst auf den 9. November, den Jahrestag der Reichspogromnacht, gelegt. Ein Quartett des Oberbergischen Kammerorchesters hatte für die etwa 50 Gäste musiziert und Monika Weißpfennig in ihrer Laudatio Rückschau auf das Leben von „Tante Truus“ gehalten. Am Dienstag, 25. November, wird um 18 Uhr zudem ein Dokumentarfilm über die Rettungsaktionen der selbstlosen Helferin in den VHS-Räumlichkeiten gezeigt. Der Eintritt ist frei.

 

Weitere Informationen: tantetruus.de/ausstellung

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