LOKALMIX

Trotz der Krise ein gutes Ergebnis erzielt

lw; 24.04.2023, 15:13 Uhr
Fotos: Lars Weber, Katharina Schmitz.
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Trotz der Krise ein gutes Ergebnis erzielt

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lw; 24.04.2023, 15:13 Uhr
Gummersbach – Sparkasse Gummersbach stellte die Geschäftszahlen für das Jahr 2022 vor – Inflation, Energiepreise und weitere Herausforderungen bleiben nicht ohne Folgen.

Von Lars Weber

 

Der Wunsch nach Normalität schien Anfang des Jahres 2022 Wirklichkeit zu werden. Nach zwei von der Pandemie geprägten Jahren hoffte auch die Sparkasse Gummersbach auf ein Jahr der wirtschaftlichen Erholung. „Dann kam der 24. Februar“, erinnert sich Frank Grebe, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gummersbach, heute beim Bilanzgespräch. Die Folgekette des Angriffskrieges kennen alle: Energiepreiskrise und Inflation. Zudem kam es zu einem deutlich gestiegenen Zinsniveau. All dies hatte Auswirkungen auf die Menschen und Unternehmen in der Region und damit auf das Geschäft der Sparkasse Gummersbach. Trotz der Herausforderungen hat die Sparkasse ein gutes Ergebnis erzielt, wie Grebe zusammen mit seinen Vorstandskollegen Dirk Steinbach und Mario Scheidt sagt.

 

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Bilanzsumme gesunken

 

Zwar ging die Bilanzsumme erneut zurück, dieses Geschäftsjahr von 2,42 Milliarden Euro auf rund 2,39 Milliarden Euro.  Dafür wuchs das Kundenkreditvolumen gegenüber dem Vorjahr um 119 Millionen Euro (6,4 Prozent) auf 1,96 Milliarden Euro an. „Und das trotz der Marktsituation“, sagt Scheidt. Das Jahr sei geprägt davon gewesen, den Kunden durch die erneut schwere Zeit zu helfen. „Wir nehmen die Verantwortung für die Region wahr“, so Grebe. Deshalb sei man auch proaktiv vorgegangen und habe zum Beispiel direkt bei den Unternehmen nachgefragt, wie man ihnen weiterhelfen könne in der Krise. „Und auch die Unternehmen hätten selbst früh reagiert“, ergänzt Scheidt.

 

Beim Neugeschäft für Immobilienkredite sind die gesellschaftlichen Entwicklungen des Jahres gut zu erkennen. 2022 habe mit einer Belebung begonnen. Doch spätestens mit der Zinsentwicklung im vierten Quartal war eine deutliche Reduzierung der Kreditnachfrage insbesondere im privaten Wohnungsbau zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Kredite um 12,2 Prozent auf 188,9 Millionen Euro zurück. Die Anzahl der Objekte betrug 563 (2021: 587).

 

[Der Sparkassen-Vorstand (v.l.): Mario Scheidt, stellvertretendes Vorstandsmitglied, der Vorstandsvorsitzende Frank Grebe und das Vorstandsmitglied Dirk Steinbach.]

 

Der Zinsüberschuss ist vor dem Hintergrund der Zinswende erstmals gestiegen. Er betrug im vergangenen Geschäftsjahr 35,2 Millionen Euro und lag damit um 3,4 Millionen Euro über dem Vorjahresergebnis. Die Summe aus Provisionsüberschuss und sonstigen Erträgen stieg um 0,2 Millionen Euro auf insgesamt 21,2 Millionen Euro und bewegte sich damit auf dem Niveau des Vorjahres.

 

„Rückgang nicht verwunderlich“

 

Das Kundenwertpapiergeschäft hat sich 2022 aufgrund der deutlichen Talfahrt der Börsenkurse rückläufig entwickelt. Der Umsatz mit Wertpapieren ist infolge der unsicheren Börsenlage um 135

Millionen Euro deutlich zurückgegangen. Scheidt bezeichnete die Entwicklung als nicht verwunderlich. Dabei überwog der Rückgang der Ankäufe die Reduzierung der Verkäufe deutlich. „Dies zeigt auch die gute Beratung unserer Mitarbeiter. Wir haben auch trotz der Krise solide Anlagen getätigt.“ Zum Jahresende 2022 wurden Kundenwertpapiere in Höhe von 874 Millionen Euro verwaltet.

 

Das Betriebsergebnis vor Bewertung konnte auf 14,2 Millionen Euro gesteigert werden. Nach Bewertung (Abschreibungen auf Kredite und Wertpapiere) ergibt sich ein Betriebsergebnis vor Steuern von 13,4 Millionen Euro (Vorjahr 10,9 Millionen Euro). Nach Zuführung von 7,6 Millionen Euro in die Kapitalrücklage wird unter dem Strich für 2022 ein Jahresergebnis von 1,3 Millionen Euro ausgewiesen.  Rund 870.000 Euro wurden im vergangenen Jahr im Rahmen des gesellschaftlichen Engagements in der Region ausgeschüttet.

 

Keine Schließungen dieses Jahr

 

Das Geschäft der Sparkasse verlagere sich dabei immer mehr ins Netz. 70 Prozent ihrer Kunden nutzen die digitalen Wege, sagt Grebe. Wobei die Mitarbeiter sich auch nach den Kunden richten und zu ihnen rausfahren. Der Trend zur Internetfiliale setzt sich also fort. Dies heißt aber nicht, dass es in diesem Geschäftsjahr zu weiteren Umstrukturierungen in der Filiallandschaft kommen soll, nachdem zu Beginn dieses Jahres einige Geschäftsstellen geschlossen beziehungsweise in SB-Geschäftsstellen umgewandelt worden waren (OA berichtete). „Weitere Anpassungen wird es dieses Jahr nicht geben“, sagte Grebe deutlich.

 

Die Zukunft der Baufinanzierung: Sanierung statt Neubau

 

Das Jahresergebnis sei „eine gute Basis, um die vor uns liegenden Herausforderungen zu meistern und weiterhin handlungsstark agieren zu können“, stellt Frank Grebe fest. Der Vorstandsvorsitzende, Steinbach und Scheidt nennen hier vor allem die hohe Inflation und die damit verbundene Zinsentwicklung. Die Realisierung von Eigenheimwünschen für Privatkunden würde immer schwieriger. „Wir haben in diesem Jahr bislang genau einen Neubau finanziert“, sagt Grebe. Die Baufinanzierung sei innerhalb kürzester Zeit um drei Prozent teurer geworden, was den Traum vom Eigenheim für viele platzen lässt.

 

„Die Politik trägt mit ihren Entscheidungen zur Verunsicherung bei“, sagt Grebe weiter.  Schon jetzt schauten die Leute stärker auf den energetischen Zustand einer Immobilie, so Scheidt. „Der Sanierungskredit wird der neue Baufinanzierungskredit werden.“

 

Die bundesweit 400.000 geplanten Wohnungen werden nur schwer umsetzbar sein, sagt Grebe weiter. Hier sei aber vor allem der Staat gefragt, neue Anreize zu schaffen. Der Sparkassen-Chef glaubt, dass nicht einmal die Hälfte der Anzahl zu schaffen sein wird.

 

Industrie nicht verlieren

 

Für Unternehmen wird die erforderliche Transformation hin zu einem digitalen und nachhaltigen Betrieb große (finanzielle) Herausforderungen mit sich bringen. Und damit auch für die Sparkasse. Grebe geht davon aus, dass diese Transformationserfordernis mit einem zusätzlichen jährlichen Finanzierungsvolumen von 75 Millionen Euro einher geht (bislang 150 Millionen Euro). Auch hier möchte die Sparkasse ihrer Verantwortung für die Region gerecht werden. „Wenn Industriebereiche verschwinden, kommen sie nicht wieder.“ Es gelte, gemeinsam mit Unternehmen und den engagierten Sparkassen-Mitarbeitern, für deren Leistung Grebe sich generell bedankte, Lösungen zu finden.

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