LOKALMIX

Tonnenweise mehr Müll aufgrund der Pandemie

lw; 14.01.2021, 16:45 Uhr
Fotos: Lars Weber.
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Tonnenweise mehr Müll aufgrund der Pandemie

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lw; 14.01.2021, 16:45 Uhr
Oberberg – Die Menge an Abfall hat sich durch Homeoffice und Lockdown teils enorm gesteigert – Asto und BAV ziehen vorläufige Bilanz – Auswirkungen auf Gebühren?

Von Lars Weber

 

Seit gestern liegen dem Abfall-, Sammel- und Transport-Verband Oberberg (Asto) die endgültigen Zahlen für das vergangene Jahr vor und sie bestätigen den Eindruck, den Beteiligte schon nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hatten: Im Pandemiejahr 2020 fiel weit mehr Müll an als in den Vorjahren. Der Asto fährt den Müll in den Städten Bergneustadt, Gummersbach, Waldbröl, Wiehl, Wipperfürth und in der Gemeinde Marienheide ab. Ähnlich sieht es beim Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV) aus, der unter anderem in Radevormwald, Engelskirchen und Reichshof unterwegs ist. Dort liegen die Dezember-Zahlen aber noch nicht vor.

 

Sperrmüll und Elektroschrott

 

Hier gab es die größten Steigerungen. „Dadurch, dass Schulen und andere Einrichtungen geschlossen hatten und viele Menschen von Zuhause arbeiteten, wurde die Zeit in den eigenen vier Wänden oft mit Aufräum-, Wegschmeiß- und Entrümpelungsaktionen verbracht“, sagt Asto-Geschäftsführer Burkhard Rösner. Die Folge: „Sperrmüll in gigantischem Umfang“. 10.505 Tonnen Sperrmüll (davon 950 Tonnen Elektroschrott) kamen zusammen, das sind rund 1.200 Tonnen mehr als im Vorjahr. 2019 waren es noch insgesamt 9.306 Tonnen (davon 875 Tonnen Elektroschrott). Rösner plant in diesem Jahr aber deshalb nicht in ähnlichen Dimensionen: „Irgendwann sind die Keller eben auch leer.“

 

In der Statistik des BAV zählt man bislang rund 26.500 Tonnen Sperrmüll (2019: etwa 24.000 Tonnen). Christoph Rösgen, Leiter der Abfallwirtschaft, geht davon aus, dass es unter dem Strich insgesamt rund 29.000 Tonnen werden. Groß sei auch der Andrang auf den Wertstoffhöfen, die im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr dieses Mal geöffnet haben. „Die Regeln haben sich eingespielt, aber manchmal muss man etwas Geduld mitbringen.“

 

Restmüll

 

Eine deutliche Steigerung habe es auch beim Restmüll gegeben. Kamen im vergangenen Jahr im Bereich des Asto noch 21.316 Tonnen zusammen, waren es 2020 nun 21.954 Tonnen. Die Zahl zeigt ebenfalls, dass die Menschen viel mehr Zeit daheim verbracht haben. Seit 2010 waren die Zahlen hier sehr stabil und lagen stets zwischen etwa 21.200 bis 21.300 Tonnen. „Und das, obwohl die Einwohnerzahl und die Zahl der Abfallgefäße stetig zugenommen haben“, wirft Rösner ein. „Dies zeige, dass die Menschen immer mehr und immer besser ihren Müll trennen. So landet weniger in der Restmülltonne.“

 

Beim BAV sieht es ähnlich aus. Auf sehr stabile Zahlen aus den vergangenen Jahren folgt eine klare Steigerung (2019: 68.000 Tonnen, 2020 bis November: 70.000 Tonnen). Eine Steigerung, so Rösner, wird auch beim Glas und den Leichtverpackungen zu beobachten sein, da gebe es aber noch keine Zahlen. Sozusagen als Gegenwicht werde aufgrund der Homeoffice-Regelungen und auch der Kurzarbeit in vielen Unternehmen aber weniger Müll aus dem Gewerbe verzeichnet, sagt Rösgen weiter.

 

Biomüll

 

In der Biotonne findet man das Virus kaum wieder. „Die Abfallmengen sind vielmehr Vegetationsabhängig“, erläutert Rösner. Sprich: Ist das Wetter günstig und die Pflanzen und der Rasen im Garten wachsen ordentlich, fällt dementsprechend mehr Biomüll an. Kalkuliert hatte Rösner mit 17.800 Tonnen, geworden sind es 17.882 Tonnen. Beim BAV zeigt sich auch, dass es ein gutes Jahr für die Vegetation gewesen sein muss: 55.000 Tonnen im Jahr 2019 stehen 57.300 Tonnen in diesem Jahr bis November gegenüber.

 

Papier

 

Obwohl die Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben und die Post viele Pakete zustellen musste: Gewichtsmäßig ist 2020 im Bereich des Asto mit 10.118 Tonnen sogar weniger Papiermüll angefallen als 2019 mit 10.417. „Gerade die Onlinebestellungen sind 2020 explodiert, wie überall zu lesen ist. Das heißt auch, dass viele Kartons im Müll gelandet sind.“ Kartonagen machten laut Rösner etwa 80 Prozent des Inhalts in der Grünen Tonne aus. „Sie brauchen zwar viel Volumen, sind aber sehr leicht.“

 

Dagegen finde immer weniger schweres Papier den Weg in die Tonne: Telefonbücher, dicke Versandkataloge oder auch Zeitungen und Magazine. „Das gibt es inzwischen vermehrt digital, deshalb sinkt die Zahl des Papiermülls seit rund 15 Jahren stetig.“ Beim BAV wird die Zahl „trotz des gesteigerten Konsums“ dagegen auf ähnlichem Niveau bleiben wie im Vorjahr: 2019 wie 2020 etwa 30.000 Tonnen, informiert Rösgen.

 

Gebühren

 

Viele Haushalte müssen für die Müllentsorgung seit dem neuen Jahr tiefer in die Tasche greifen. Laut Rösner vom Asto hängt das unter anderem mit höheren Verbrennungsentgelten, mehr Kosten für die Deponienachsorge oder auch geringeren Papiervermarktungserlösen zusammen.

Ob das Pandemiejahr und das erhöhte Müllaufkommen sich später in noch höheren Gebühren niederschlagen wird, sei noch unklar, sagt Rösgen vom BAV. „Eine belastbare Aussage dazu ist erst nach der Schlussrechnung möglich.“ Rösner spricht von 210.000 Euro an Mehrkosten für den Müll im vergangenen Jahr. „Allerdings gab es anderen Stellen wiederum positive Finanzaspekte, zum Beispiel wurden mehr Müllbehältnisse als kalkuliert ausgeliefert.“ Er geht davon aus, dass die Bilanz ausgeglichen sein wird.

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KOMMENTARE

1

Welch eine Übertreibung:
"gigantische Mengen Müll mehr" Es sind gerade mal 10%. Es ist lächerlich, daraus ein Problem zu machen. Man kann erwarten, dass die Fa. das regelt, dafür werden die bezahlt.

Reiner, 14.01.2021, 22:51 Uhr
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Na bravo, eine weitere total unerwartete Statistik, dann fehlen ja nur noch die Angaben ob wir auch regional mehr Abwasser produziert haben, weil ja fast alle zu Hause ihre Geschäfte tätigen, duschen etc., um die Erhöhung der Abwasser Gebühren zu erklären.

Torsten, 15.01.2021, 11:05 Uhr
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