LOKALMIX

Fitnessstudios: Trainieren unter strengen Auflagen

pn; 12.05.2020, 22:00 Uhr
Fotos: LifeTime Fitness, Fit & Fun und FitnessLounge.
LOKALMIX

Fitnessstudios: Trainieren unter strengen Auflagen

  • 1
pn; 12.05.2020, 22:00 Uhr
Oberberg – Seit Montag dürfen Fitnessstudios wieder öffnen – Sportbegeisterte müssen in den kommenden Wochen mit Abstand zueinander trainieren.

Von Peter Notbohm

 

„Abstand halten“ ist nicht nur in der Öffentlichkeit das neue gesellschaftliche Credo, auch in den Fitnessstudios im Oberbergischen, die seit Montag wieder öffnen dürfen, gelten künftig strenge Auflagen, wenn man seinen Körper mit Bankdrücken, Curls und Cardioeinheiten stählen will. Am vergangenen Mittwoch hatte die Landesregierung die Wiedereröffnung verkündet, aber erst in der Nacht zu Samstag konkrete Hygienemaßnahmen für den Betrieb der Studios veröffentlicht. Bis dahin hatten viele Betreiber zwar schon erste eigene Maßnahmen getroffen, wurden von den späten strengen Auflagen dann aber doch noch einmal überrumpelt und mussten am Samstag und Sonntag nachjustieren.

 

[Desinfektionsmittel und gesperrte Geräte gehören zum Bild aller Fitnessstudios.]

 

„Obwohl wir die Zeit der Schließung zu Renovierungsarbeiten genutzt haben und auf das Einhalten der Mindestabstände eingestellt waren, standen am Wochenende noch einmal einige Überstunden für uns und unsere Mitarbeiter an“, berichtet Marco Milek, der gemeinsam mit Axel Dörpinghaus das Lifetime Fitness Zentrum in Wipperfürth leitet. Denn der 19-Punkte-Plan sah unter anderem eine Verdopplung des Mindestabstands im Gerätebereich auf drei Meter vor – für viele Studios durchaus eine Herausforderung. In ihrem Studio sei der Gerätebereich zwar ohnehin großzügig ausgelegt, im Cardio-Bereich und auch im Bauch-Bereich mussten diverse Geräte allerdings zur Einhaltung der Abstandsregeln gesperrt werden.

 

WERBUNG

[Auf Sauna und Dusche muss vorerst verzichtet werden.]

 

Auch Marcus Laegner, Betreiber des Fitnessstudio Fit & Fun in Waldbröl, musste mit seinem Team kreativ werden, um möglichst viele Geräte weiter nutzen zu können. Seine Lösung: Wo es die Abstandsregeln nicht anders zuließen, wurden Trainingsbereiche gebildet, in denen zwei bis drei Geräte stehen, die aber nur von einem Sportler gleichzeitig genutzt werden dürfen. Die Frequenz der Nutzung leidet darunter zwar, Laegner ist aber froh, seinen Kunden hierdurch mit sehr wenigen Ausnahmen alle Geräte weiter anbieten zu können.

 

Weitere beschlossene Maßnahmen sind in vielen Studios ohnehin seit Jahren Pflicht und durch die Hausordnung geregelt. Ab sofort gilt aber überall: Sportler sind verpflichtet, Handtücher zu nutzen, zudem dazu angehalten, jedes Gerät nach der Nutzung zu desinfizieren. „Darauf werden wir in Zukunft auch verstärkt achten. Denn das dient nicht nur dem Schutz unserer Mitglieder, sondern auch dem meiner Mitarbeiter“, hat nicht nur Laegner viele Desinfektionsstationen aufgebaut. Neu dürften dagegen die „Schilderwälder“ in vielen Studios sein, die Trainingswillige zur steten Achtsamkeit auffordern, ein Ärgernis für Manchen könnten hingegen das Umzieh- und Duschverbot sein – gerade für Menschen, die vor oder nach der Arbeit zum Training wollen. An den ersten beiden Tagen habe es in beiden Studios aber viel Verständnis hinsichtlich aller Maßnahmen seitens der Kundschaft gegeben.


[Nicht nur in Wipperfürth werden die Hygienemaßnahmen sehr ernst genommen.]

 

Eine Maskenpflicht für die Sportler wird den Fitnessstudios zwar empfohlen, verpflichtend ist sie aber nicht. Für Patrick Kielgast, der das Studio FitnessLounge Oberberg in Derschlag betreibt, kein unwichtiger Faktor. Aufgrund der Nähe zur Physiotherapie wird sein Studio von vielen Menschen höheren Alters genutzt. „Unsere Mitglieder sind froh, ohne Maske trainieren zu dürfen, weil die Sauerstoffversorgung darunter erschwert ist“, sagt er. Die Rückkehr zum Sport hält er gerade für die ältere Generation aber für immens wichtig – trotz der Zugehörigkeit zur Corona-Risikogruppe. Denn auch Sarkopenie (Muskelabbau im fortschreitenden Alter und die damit einhergehende funktionelle Einschränkung des Körpers) sei ein gefährlicher und nicht zu unterschätzender Gesundheitsfaktor. Die Hygieneauflagen seien für seine Mitarbeiter leicht umzusetzen gewesen, „denn da hatten wir bei uns schon immer einen hohen Standard.“ Bei den Cardio-Geräte müssen aber auch im FitnessLounge Abstriche gemacht werden: Nur noch ein Drittel der Maschinen stehen zur Verfügung.

 

[Per elektronischem Kartensystem werden die Besuche im LifeTime Fitness Zentrum festgehalten, sodass mögliche Ausbreitungsketten schnell nachverfolgbar wären.]

 

Der große Ansturm blieb an den ersten Tagen in den drei Studios noch aus, auch wenn viele Mitglieder froh waren, wieder in gewohnter Atmosphäre trainieren zu dürfen. Szenen wie in Köln, wo die Betreiber eines McFit-Studios mit einem Gewinnspiel bereits um Mitternacht für lange Warteschlangen gesorgt hatten, will sich im Oberbergischen aber auch niemand vorstellen. „Wichtig ist, dass wir uns an die Hygieneregeln halten und dafür sorgen, dass Fitnessstudios kein Hot-Spot für einen neuen Ausbruch werden“, geht Laegner, der sich bei seinen Mitgliedern für den Rückhalt in den Wochen des Lockdowns mit Bonusleistungen bedanken will, die Rückkehr zur Normalität in allen Lebensbereichen fast schon ein wenig zu schnell. Aber nicht nur ihm, auch mancher Kunde von Kielgast möchte noch nicht wieder ins Studio zurückkehren und die weiteren Entwicklungen der Corona-Lockerungen noch ein wenig abwarten.

 

[Bei FitnessLounge Oberberg regelt ein Ampelsystem das Zirkeltraining.]

 

Verständnis für für die Maßnahmen der letzten Wochen seitens der Politik zeigt Milek. Die Reglungen zur Wiedereröffnung seien zwar ein wenig überstürzt gekommen und er hätte sich eine landesweite TaskForce zur Erarbeitung von umsetzbaren Konzepten – ähnlich der DFL im Fußball – gewünscht, „aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt an der sonst generell guten Arbeit unserer Bundesregierung.“

 

[Die Installation von Plexiglas-Wänden sorgt dafür, dass Mitarbeiter nicht ständig Masken tragen müssen.]

 

Etwas Gutes hat die Corona-Krise aber dann doch: Gemeinsam mit Stefan Polzer, Betreiber des Just More in Bergneustadt, hat Patrick Kielgast vor drei Wochen die Initiative „Fitness für Oberberg“ gegründet, der sich bereits mehrere Fitnessstudios sowie Vereine angeschlossen haben. Anfangs wollte man sich damit vor allem Gehör bei der Politik bezüglich der wirtschaftlichen Folgen der Schließungen schaffen, hat den Gedanken mittlerweile aber weiterentwickelt. „Als gemeinsame Mitbewerber wollen wir 'dem Sofa' den Kampf ansagen und die Menschen zum Sport animieren“, sagt Kielgast. Es sollen Strategien entwickelt werden, um Öffentlichkeit und Politik den Mehrwehrt der Studios und des Sports für Körper, Geist und Seele aufzuzeigen.

KOMMENTARE

1

Wenn bald die Frei- und Schwimmbäder wieder öffnen, darf man da dann etwa auch keine Duschen u. Umkleiden benutzen???
Eine absolut irre Bürokratie, ein Wahnwitz u. eine Willkür die sich hier mehr und mehr abzeichnet und manifestiert und mich nur noch fassungslos zusehen lässt!

Rolf Krämer, 13.05.2020, 09:48 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG