LOKALMIX

Stimmung bei Betrieben steigt, Materialien fehlen aber

lw; 12.05.2021, 21:30 Uhr
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Symbolfoto: feiern1 auf Pixabay --- Die Produktion zieht in den Industriebetrieben in Oberberg wieder an. Aber manche Materialien wie beispielsweise Kunststoffgranulat zur Weiterverarbeitung sind teils schwer zu bekommen.
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Stimmung bei Betrieben steigt, Materialien fehlen aber

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lw; 12.05.2021, 21:30 Uhr
Oberberg – IHK Köln stellte Konjunkturbericht für Frühjahr vor – Zweiteilung bleibt bestehen: Industrie im Aufwind, Einzelhandel oder Gastronomie in katastrophaler Lage.

Von Lars Weber

 

Die Wirtschaft in der Region der IHK Köln hat im Vergleich zur Winterumfrage insgesamt zwar aufgeholt. Die Stimmung ist jedoch weiterhin zweigeteilt. Während aufgrund des Lockdowns und strikten Verordnungen Einzelhandel, Gastronomie, Hotelgewerbe oder Veranstalter die Lage eher düster sehen, hellen sich die Gesichter in der Industrie weiter auf. Davon profitiert auch ganz besonders das Oberbergische, wie der Konjunkturbericht der IHK Köln zeigt, der heute digital von Michael Sallmann, Leiter der Geschäftsstelle Oberberg der IHK Köln, vorgestellt wurde. So ist Oberberg Spitzenreiter beim Konjunkturklimaindikator (114,1), weit vor beispielsweise Köln (98,6), wo Branchen wie der Einzelhandel, Messe oder Veranstalter stärker vertreten sind als im Oberbergischen.

 

Besonders die Industrieunternehmen tragen demnach dazu bei, dass im Oberbergischen die Lage wieder überwiegend positiv gesehen wird. Der Saldo stieg seit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr von -10,4 auf 21,3. 27 Prozent der Unternehmen glauben an eine bessere Geschäftsentwicklung (Vorumfrage: 28,9 Prozent) und 19,4 Prozent an eine schlechtere (Vorumfrage: 21,9 Prozent). Dabei sind die Industrie und die Dienstleistungswirtschaft deutlich optimistischer als die Handelsunternehmen.

 

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Durch den anziehenden Markt hat die Industrie nun mit anderen Problemen zu kämpfen. „Holz, Metall, Stahl, Elektrobauteile oder Kunststoffe sind schwer zu bekommen momentan. Es dauert länger, bis Rohstoffe und Materialien da sind und auch die Preise steigen“, so Sallmann. Zwar seien solche Erscheinungen durchaus typisch nach einer Rezession und werden noch dadurch verstärkt, dass die Betriebe in dem Wissen der Lage tendenziell mehr bestellen, als benötigt wird. Trotzdem sei noch unklar, ob sich die Situation schnell wieder entspannt. „In drei Monaten wissen wir mehr“, sagt Sallmann.  

 

Branchen wie der Einzelhandel, die Gastronomie oder das Hotelgewerbe können von solchen Problemen nur träumen. Im Einzelhandel ist die Lage zum Beispiel noch schlechter als im Winter, immerhin stiegen beispielsweise in der Gastro langsam wieder die Erwartungen. Sallmann: „Die von der Pandemie besonders betroffenen Branchen warten heute – über ein Jahr nach Beginn der Corona-Krise – immer noch auf verbindliche Öffnungsperspektiven und verlässliche Regeln, die uns auch im Herbst weiter begleiten könnten. Eine Wiederholung der Vor-und-Zurück-Politik aus dem vergangenen Herbst würde für viele Unternehmen dieser Unternehmen das Aus bedeuten!“

 

Die Umfrage
 

Vom 15. März bis zum 19. April wurden die Unternehmen von der IHK zu ihrer Lage und ihren Erwartungen befragt. 629 Unternehmen antworteten, 109 aus dem Oberbergischen Kreis. Die Rücklaufquote insgesamt war mit 25,2 Prozent etwas schwächer als in früheren Umfragen. Zu beachten ist laut IHK bei den Ergebnissen: Die „Bundesnotbremse“ war zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht in Kraft, auch haben die Impfkampagnen inzwischen an Fahrt aufgenommen.

 

Wie viele Betriebe Insolvenz anmelden werden, ist derweil noch völlig unklar. Bis vor kurzem war die Antragspflicht noch ausgesetzt. Bei der Umfrage gaben im gesamten Raum der IHK Köln drei Prozent der Unternehmen an, in die Insolvenz zu müssen. „Die befürchtete Welle ist noch nicht spürbar“, so Sallmann. Bei der IHK, die zu dem Thema auch beratend tätig ist, gebe es keine vermehrten Anfragen bislang.

 

Bei den Beschäftigungsplänen sind die Unternehmen etwas zurückhaltender als zuletzt: 16,7 Prozent (Vorumfrage: 18,4 Prozent) der Unternehmen planen mit mehr Mitarbeitern. 31 Prozent der Unternehmen planen jedoch mit weniger Personal als zuvor (Vorumfrage: 28,1 Prozent). Damit überwiegen weiterhin die Unternehmen, die Personal abbauen wollen. Auch da liegen die Probleme branchenabhängig unterschiedlich. Während in jenen Branchen, die noch nicht wieder öffnen dürfen, „verzweifelt“ versucht werde, die Beschäftigten überhaupt zu halten für den Zeitpunkt, wenn es wieder losgeht, fehlen in anderen Branchen die Fachkräfte am Markt.  

 

Der Ausbildungsmarkt
 

14 Prozent weniger neue Ausbildungsverträge wurden bei der IHK im April verzeichnet, die Unternehmen klagen über zu wenige Bewerbungen. „Das macht uns Sorgen“, sagt Sallmann. Problem seien zuvorderst die Kanäle, auf denen vor der Pandemie vor allem unentschiedene Schüler angesprochen worden seien. Da die Schulen geschlossen waren, gab es keine Besuche der IHK oder der Agentur der Arbeit dort, keine Ausbildungsmessen oder Berufsfelderkundungen und noch nicht einmal Praktika. „Die Schüler, die vielleicht einen kleinen Anstoß brauchen, haben sich nicht selbst gekümmert.“ Ein weiterer Grund für weniger abgeschlossene Ausbildungsverträge: So mancher Betrieb, beispielsweise im Hotelgewerbe, hat aufgrund der derzeitigen Situation gar keine Plätze anzubieten.

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