LOKALMIX

Simulierter Lärm: Wie viel Krach macht eine Sommerrodelbahn?

pn; 25.08.2023, 16:15 Uhr
Smybolfoto: Julia Schwab auf Pixabay ---- In Eckenhagen soll eine Sommerrodelbahn entstehen.
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Simulierter Lärm: Wie viel Krach macht eine Sommerrodelbahn?

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pn; 25.08.2023, 16:15 Uhr
Reichshof - Mit einem Praxistest will der Investor der geplanten Sommerrodelbahn die Gegner des Projekts überzeugen - Die sind skeptisch.

Von Peter Notbohm

 

Zu einem spannenden Experiment kommt es am Samstagvormittag in Eckenhagen. Nachdem sich bei der Vorstellung des Projekts „Sommerrodelbahn für Eckenhagen“ (OA berichtete) viele Anwohner besorgt ob der zu befürchteten Lärmbelästigung durch den geplanten kleinen Freizeitpark geäußert hatten, soll nun ein Praxistest die Bedenken der Bürger zerstreuen. Das erhofft sich zumindest Investor Markus Lüdorf.

 

Denn: Die geplante Sommerrodelbahn sei längst nicht mit einer Achterbahn in großen Freizeitparks vergleichbar, sagt der Investor. „Natürlich würde es auch in meinem Park kreischende Kinder geben, wir wollen aber einen möglichst realistischen Sound produzieren, welcher Lautstärkepegel in dem Park ungefähr herrschen würde.“ Dazu gehören aus seiner Sicht sich unterhaltende Familien, spielende Kinder oder auch zufallende Autotüren. Ausdrücklich nicht dazu zählt er die Rodelbahn selbst; die sei geräuscharm. Das Ziel des Praxistests sei es, aufzuzeigen, welche Geräusche am Ende wirklich am benachbarten Aggerberg ankommen.

 

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Ein solcher Test bzw. eine Begehung des Geländes waren auch von den kritischen Anwohnern im Rahmen der Bürgerinformationsveranstaltung gefordert und von den Gegnern des Projekts anschließend intensiv diskutiert worden. Nachdem man auch den Investor über die weiterführenden Gespräche informiert hatte, nahm dieser die Idee auf und kündigte den Medien gegenüber umgehend den Test an.

 

Zum Missfallen der Bürger: „Uns hat sehr verärgert, dass Herr Lüdorf, nachdem er von uns in den Informationsfluss eingebunden wurde, sofort alles an die Presse weitergetragen hat und es in einem Bericht so dargestellt wurde, dass es sich um seine Idee handle. Wir hatten nicht einmal die Gelegenheit, die Diskussion intern zu Ende zu führen. Wenn jemand so im Vorfeld agiert, wie glaubwürdig ist es dann, dass er alle Interessen der Öffentlichkeit wahrnehmen will?“, meint Annemarie Weingarten, 1. Vorsitzende des Eckenhääner Lädchens. Dass der Termin nun stattfindet, bewertet sie dennoch positiv.

 

Am morgigen Samstag, um 10 Uhr, will man sich nun am Stadion an der Hahnbucher Straße treffen – auch bei schlechtem Wetter. Lüdorf plant mit mehreren Stationen auf dem Gelände. In mehreren Gruppen will er an die neuralgischen Punkte gehen: Den geplanten Kinderspielplatz, den Kletterturm, das Ein- und Ausstiegshaus der Rodelbahn sowie auf den noch zu bauenden Parkplatz. Auch am etwa 400 Meter Luftlinie entfernten Aggerberg soll eine Gruppe mit Dezibel-Messgeräten positioniert werden.

 

Im Anschluss soll es einen Austausch mit Imbiss auf dem Gelände der Kulturkantine geben. Lüdorf, der mit etwa 200 Interessierten kalkuliert, verspricht zudem anschließend eine Ortsbegehung, um alle Bürger auf denselben Stand zu bringen. Vom Erfolg des Tests ist er überzeugt: „Der lauteste Ort wird der Spielplatz sein. Die Rodelbahn als solche wird etwa 40 bis 50 Dezibel laut sein. Das entspricht einer normalen Erwachsenenunterhaltung.“ Lüdorf ist froh, dass die Anwohner nicht blockieren, sondern sich auf die Ortsbegehung einlassen wollen.

 

Damit nicht mehrere hundert Schaulustige kommen und damit das Ergebnis verwässert wird, sondern wirklich nur die betroffenen Bürger aus der Reichshofer Kommune, die einen „lebensnahen Eindruck“ erhalten sollen, wurde die Veranstaltung nur im örtlichen Mitteilungsblatt veröffentlicht.  Auch dieses Vorgehen löst Kritik bei den Eckenhagener Bürgern aus. „Wir sehen kein Problem darin, wenn viele Menschen kommen. Ein realistisches Szenario kann man auch erzeugen, wenn man die Gruppen splittet“, meint Annemarie Weingarten.

 

[Mit diesem Plakat werben die Kritiker des Projekts für den Termin am Samstag.]

 

Überhaupt bestehen bei den Gegnern des Projekts weiterhin große Vorbehalte. Eine einzelne punktuelle Messung könne auf keinen Fall die permanente Dauerbelastung durch Lärm für die Anwohner aufzeigen. Auch genüge das Projekt in keiner Weise den Ansprüchen von Nachhaltigkeit. „Es muss endlich ein Umdenken geben. Wir können nicht nur konsumieren und dabei immer mehr Emissionen produzieren. Dass die Gemeinde Reichshof angeblich auf Nachhaltigkeit setzt und ein solches Projekt unterstützen will, passt einfach nicht zusammen“, ist Weingarten überzeugt, dass man sich in wenigen Jahren manche Autofahrt wahrscheinlich gar nicht mehr leisten kann.

 

In der Diskussion ungesehen sind aus Weingartens Sicht vor allem die Kinder aus der Ortschaft. „Was wird aus dem Waldkindergarten, der das Gelände zur pädagogischen Arbeit nutzt?“, fragt sie. Auch die Grundschule nutze den Wald wöchentlich, um naturpädagogische Exkursionen durchzuführen. „Hier wurden Pläne gemacht, ohne vorher zu gucken, welche Anrainer, Anlieger, Nutzer und Interessen davon betroffen sind.“

KOMMENTARE

1

Von der Lärmbelästigung ganz abgesehen: Es ist vollkommen widersinnig, einerseits Nachhaltigkeit zu propagieren und anderseits Flächen zu versiegeln und Ressourcen zu verbrauchen nur um Spaß zu ermöglichen. Hierfür hält der Affen- und Vogelpark bereits genug Auswahl bereit.

Tobias Schneider, 25.08.2023, 16:23 Uhr
2

Weil ich mir unter einer Sommerrodelbahn nichts vorstellen könnte, habe ich mir Videos auf YouTube angeschaut, in denen verschiedene Bahnen von Anfang bis Ende gefilmt wurden. Nehme ich z.B. die Sommerrodelbahn Bodenwerder (970m) zum Maßstab, dann kann ich nicht verstehen, wie man für 4 Minuten Fahrzeit (inkl. 2,5 Minuten langweiliger Bergauffahrt auf der Liftstrecke) ernsthaft erwägen kann, den Hang zuzubauen und für Bahn, Turm, Parkplätze und sonstige Infrastruktur Natur zu opfern. Beworben wird Eckenhagen als heilklimatischer Luftkurort. Diesem Anspruch sollte man gerecht werden. Mehr Verkehr und mehr Zubau sind da kontraproduktiv.

Maraike Mühlhausen, 25.08.2023, 16:51 Uhr
3

"Dazu gehören aus seiner Sicht (Anmerkung: Der Investor) sich unterhaltende Familien, spielende Kinder oder auch zufallende Autotüren. Ausdrücklich nicht dazu zählt er (Anmerkung: Der Investor) die Rodelbahn selbst; die sei geräuscharm." ...... Wie realitätsfern ist das denn!?! Die Rodelbahn als technische Anlage mag geräuscharm sein, aber die Nutzer wollen ihren Spaß haben, da werden sie sicherlich nicht stumm zu Tal fahren, sondern ihr Vergnügen lauthals ihrer Umwelt durch Schreien und Kreischen kundtun.

Michael K., 25.08.2023, 17:56 Uhr
4

[.......], freue mich schon auf die Bahn,hoffe die Anwohner haben keine Chance sich dagegen zu wehren.

Dennis S., 25.08.2023, 20:17 Uhr
5

Der hier des öfteren aufgeführte Punkt 'heilklimatischer Luftkuhrort' bedeutet bitte was genau?
Außer das wie ich finde, schöne Bad inkl. Sauna, den Affen u. Vogelpark und vielleicht ein paar Wanderwege hat der Ort leider nicht viel zu bieten.

Dieser Begriff und auch andere Argumente kann ich leider nicht ganz nachvollziehen, auch wenn ich natürlich die Sorgen der Anwohner verstehe.
Aber so gebt dieser Idee trotzdem eine Chance.
Was bitte gibt es in der Gegend für Möglichkeiten für vielfältige Freizeitgestaltung?!
Und bitte nicht wieder aus Wanderwege verweisen...

Michael , 25.08.2023, 23:08 Uhr
6

@1 u 2
Da gebe ich euch Recht aber wie will man das einem erklären .
Andernorts sollen Wälder gerodet werden um Solarparks von 340 Hektar Größe von "Investoren" erbaut zu werden ,das könnte an dem Hang auch geschehen wenn der Richtige kommt und das dem Rat suggeriert es wäre super.
Zudem wären die Zureisenden mit dem PKW nicht zu vergessen die dann auch noch Eckenhagen verstopfen.

Rappere, 26.08.2023, 10:17 Uhr
7

Antwort auf:
"Was bitte gibt es in der Gegend für Möglichkeiten für vielfältige Freizeitgestaltung?!"

Gerüchteweise soll es Menschen geben, die sich (und dazu zähle ich mich auch) bewusst für Ruhe, Erholung und "Langeweile" entschieden haben. Wer vielfältige Freizeitgestaltung sucht, dürfte im Einzugsgebiet einer größeren Stadt besser aufgehoben sein.

Es ist auch nirgendwo in Stein gemeißelt, dass Eckenhagen etwas "zu bieten" haben muss. Vielleicht sollte auch einfach in Betracht gezogen werden, dass die Bewohner mit dem Status Quo zufrieden sind. Bei der heutigen Begehung konnte ich, mit Ausnahme des Initiators, keine Eckenhähner als Befürworter des Projekts entdecken.

Tobias Schneider, 26.08.2023, 18:39 Uhr
8

Finde ich klasse! Somit wird das oberbergische wieder interessanter! Perfekte Abwechslung zwischen Ruhe und Spaß. Freue mich darauf

Oberberger , 27.08.2023, 01:10 Uhr
0 von 800 Zeichen
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