LOKALMIX

Schlaganfall: Infos aus erster Hand

ks; 02.06.2022, 18:18 Uhr
Fotos: Auf dem Lindenplatz tauschten sich heute (v.l.) Bruno Arenz (Gesundheitsamt), Dr. Robin Roukens (Dr.-Becker-Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht), Dr. Jürgen Bonnert (MediClin Klinik Reichshof), Daniel Vankerkom (AOK), Prof. Dr. Franz Blaes (Kreiskrankenhaus Gummersbach) und Ralf Schmallenbach (OBK) aus.
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Schlaganfall: Infos aus erster Hand

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ks; 02.06.2022, 18:18 Uhr
Gummersbach – Ärzte und Rettungskräfte haben heute auf dem Lindenplatz für schnelles Verhalten im Notfall sensibilisiert.

Ein Lähmungs- oder Taubheitsgefühl auf einer Seite des Körpers, Sehstörungen und plötzlicher Schwindel: Symptome, die auf einen Schlaganfall hindeuten und trotzdem von zahlreichen Betroffenen als harmlos abgetan werden. Abwarten, Tee trinken, vielleicht jemanden aus der Familie anrufen, aber nicht die 112 wählen – eine Entscheidung, die fatale Folgen haben kann. „Wenn die Ursache eines leichten Schlaganfalls nicht behoben wird, dann ist die Chance groß, innerhalb eines Jahres einen großen Schlaganfall zu bekommen“, warnt Dr. Jürgen Bonnert.

 

[Zwischen Info-Bus und Rettungswagen ließen sich zahlreiche Bürger beraten.]

 

Der Chefarzt der Fachklinik für Neurologie der MediClin Klinik Reichshof ist heute mit Kollegen, Rettungskräften und weiteren Experten auf dem Gummersbacher Lindenplatz zusammengekommen. Auf Betreiben der Klinik für Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach machte der rote Londoner-Doppeldecker-Infobus von Boehringer Ingelheim auf seiner deutschlandweiten Tour in der Kreisstadt halt. Zahlreiche Bürger suchten das Gespräch zu den Ärzten und Rettungskräften, ließen sich untersuchen und von Mitarbeitern der AOK hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung beraten.

 

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Seit Ausbruch der Coronapandemie seien den Experten zufolge weniger Menschen mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus gekommen, die Schlaganfallsterblichkeit hingegen sei gestiegen. Ob aus Sorge, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, oder aus falscher Rücksichtnahme, um das Krankenhauspersonal nicht zusätzlich zu belasten: die Patienten kämen zu spät mit zu starken Symptomen. „Wichtige Zeit wird zu Hause verdaddelt“, macht Ralf Schmallenbach, Gesundheits- und Sozialdezernent des Oberbergischen Kreises, klar. Abwarten, ob es einem morgen vielleicht besser geht, sei der falsche Weg. „Dann ist das Kind in den Brunnen gefallen.“

 

Viereinhalb Stunden: mehr Zeit bleibe nicht, um nach den ersten Symptomen mit der Lysetherapie zu beginnen. Rund 20 bis 30 Minuten werde zuvor für Untersuchungen benötigt. „Die meiste Zeit geht draußen verloren“, stellt Prof. Dr. Franz Blaes, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach, klar. Anders als beim Herzinfarkt seien die Symptome eines Schlaganfalls bei Männern und Frauen nach aktuellem Forschungsstand sehr ähnlich.

 

Doch der Schlaganfall sei nicht mehr eine Erkrankung des höheren Alters. Viele Patienten seien zwischen 40 und 60 Jahre alt. So würden die Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen, vermehrt bei jüngeren Personen auftreten. Ein Bewegungsmangel, eine ungesunde Ernährung, der Konsum von Suchtmitteln sowie schlechte Fettwerte und ein Diabetes-Typ-2 zählen allesamt zu den Risikofaktoren.

 

[Viele Bürger nutzten die Möglichkeit und ließen sich ihre Halsgefäße mittels eines Ultraschalls untersuchen.]

 

Daher ist es der Initiative umso wichtiger, nicht nur für ein schnelles Handeln im Notfall zu sensibilisieren, sondern auch die Primärprävention voranzutreiben. So müsse das Wissen, durch welche Verhaltensweisen einem Schlaganfall vorgebeugt werden könne, bereits in Schulen und Kitas vermittelt werden. Ein Verhalten und damit einen Lebensstil im fortgeschrittenen Alter zu verändern, fällt vielen Menschen schwer – auch nach einem Schlaganfall. „Das ist mit einem einmaligen Beratungsgespräch nicht getan“, berichtet Dr. Robin Roukens, Chefarzt für Neurologie an der Dr.-Becker-Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht.

 

Roukens sieht den Oberbergischen Kreis mit der Dr.-Becker-Rhein-Sieg-Klinik und der MediClin Klinik Reichshof hinsichtlich der Rehabilitation sehr gut aufgestellt. „Hier haben wir Zeit, mit den Leuten zu reden und zum Beispiel Bewegungskonzepte zu entwickeln“, schildert der Mediziner. In der Klinik lernen die Betroffenen, was auch allen anderen präventiv nützt. „Ernährung und Bewegung sind die zwei Schlüsselfaktoren“, sagt Daniel Vankerkom, Stellvertretender Regionaldirektor bei der AOK Rheinland/Hamburg. Mindestens dreimal pro Woche Ausdauersport, so lautet ergänzend die Empfehlung von Prof. Blaes.

 

Die Schlaganfall-Initiative Oberberg wird gebildet von der Klinik für Neurologie des Kreiskrankenhauses Gummersbach, der Kassenärztlichen Vereinigung Oberberg, dem Oberbergischen Kreis mit Gesundheitsamt und Rettungsdienst, der Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht, der MediClin Klinik Reichshof und der AOK Rheinland-Hamburg/Regionaldirektion Oberbergisches Land. Gemeinsam setzen sie sich für eine schnelle Versorgung von Patienten mit Schlaganfallsymptomen ein.

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