LOKALMIX

Protestmarsch durch Gummersbach

Red; 14.12.2021, 16:30 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung.
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Protestmarsch durch Gummersbach

Red; 14.12.2021, 16:30 Uhr
Gummersbach – Hunderte Menschen demonstrierten am Abend gegen die Impfpflicht im Gesundheitswesen - Protest zog offenbar auch Vertreter rechter Gruppen an - Klinikum Oberberg nimmt Stellung (AKTUALISIERT).

+++2. Meldung (Dienstag, 16:05 Uhr)+++

 

Auf heutiger Nachfrage teilte Polizeisprecher Michael Tietze mit, dass es sich bei der Gruppierung, die sich mit einem Banner vor den Demonstrationszug setzte, um Personen gehandelt habe, die nicht zum Personenkreis der sonstigen Teilnehmer gehörte. Auch der Veranstalter habe die Gruppierung nicht gekannt. „Aufgrund des rechtskonformen Verhaltens der Personen hat es keinen Anlass für eine Kontrolle gegeben“, so Tietze. Das Banner samt Aufschrift sei heute ein weiteres Mal von den Beamten beurteilt worden. Im Nachgang wurde eine Anfrage an die Staatsschutzdienststelle Köln gestellt. Eine Rückmeldung stehe bislang aus.

 

"Krankenhäuser und deren Beschäftigte haben besondere Verantwortung und Vorbildfunktion für die gesamte Gesellschaft"

 

Die Protestmärsche gegen die Impfpflicht haben die Betriebsleitung des Klinikums Oberberg zu einer Stellungnahme veranlasst. Obwohl die Impfquote in den Einrichtungen des Klinikums bereits bei über 90 Prozent liege, strebe man als Ziel eine Quote von 100 Prozent an.

 

„Wir appellieren an die ungeimpften Beschäftigten, in den kommenden Wochen die Impfangebote weiter anzunehmen. Ohne eine ausreichende Impfquote wird diese Pandemie nicht überwunden werden können. Je mehr Menschen geimpft sind, desto stärker wird die Ausbreitung des Coronavirus eingeschränkt. Weniger Menschen werden schwer erkranken, müssen ins Krankenhaus oder versterben an der Krankheit. Dies entlastet das Personal der Krankenhäuser“, teilte die Betriebsleitung - bestehend aus den ärztlichen Direktoren, der Pflegedirektion und der Geschäftsführung - mit.

 

Jeder einzelne Ungeimpfte solle sich diese Situation vor Augen führen und persönlich die Frage stellen, welchen Beitrag er oder sie zur Beendigung dieser dramatischen Zustände leisten könne und wolle. „Krankenhäuser und deren Beschäftigte haben neben der besonderen Verantwortung für die Patientinnen und Patienten auch eine Vorbildfunktion für die gesamte Gesellschaft“, hieß es weiter.

 

Abschließend erklärte die Betriebsleitung des Klinikums: „Leider sehen wir aber auch, dass wegen der fehlenden Einsicht in Teilen der Bevölkerung diese Pandemie nicht anderweitig überwunden werden kann. Wenn die Impfquote trotz aller Bemühungen nicht deutlich gesteigert werden kann, sollte die Politik eine allgemeine Impfpflicht prüfen.“

 

+++Ursprungsmeldung (Dienstag, 11:50 Uhr)+++

 

„Wir sind friedlich und wir sind für Selbstbestimmung“, rief eine Teilnehmerin der gestrigen Demonstration gegen die Impfpflicht für Mitarbeiter des Gesundheitswesens aus, ehe sich die Menge auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände Richtung Forum und Kaiserstraße in Bewegung setzte. Bereits vor einer Woche trafen sich in der Gummersbacher Innenstadt laut Polizei rund 140 Personen – überwiegend aus dem pflegerischen und medizinischen Bereich – zu einem unangemeldeten „Corona-Spaziergang“. „Wir haben keine Erkenntnisse, dass heute ein anderes Publikum aufläuft“, sagte Polizeisprecher Michael Tietze, während sich die Menschen auf dem Steinmüllergelände versammelten.

 

Für die gestrige, diesmal angemeldete Demonstration rechneten die Ordnungshüter mit einer ähnlichen Größenordnung wie vor einer Woche. Doch nach dem rund einstündigen Protestmarsch, bei der die Menschen zwei Runden durch die Gummersbacher Innenstadt zogen, schätzte Einsatzleiter Stefan Kirchner die Zahl der Teilnehmer auf 800.

 

Ein Großteil der Demonstranten trug während der Versammlung einen Mund-Nase-Schutz, wie es auch der Veranstalter, der laut Polizei selbst im Gesundheitswesen tätig ist und erstmalig eine Demonstration angemeldet habe, vorab gefordert hatte. „Der Veranstalter möchte, dass die Teilnehmer eine Maske tragen. Ihm ist der Infektionsschutz wichtig“, teilte Tietze mit und ergänzte, dass sich der Mann zwar mit den Polizisten noch am gestrigen Tag zu einem Kooperationsgespräch getroffen habe, aber nicht öffentlich als Veranstalter auftreten wollen würde.

 

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Viele Demonstranten hielten Kerzen in der Hand. Manche trugen weiße Kittel oder auch Schilder. Dabei zog die Menge vorbei am Forum auf die Kaiserstraße, über die Alte Rathausstraße und die Moltkestraße hin zum Lindenplatz, drehte eine weitere Runde, ehe es zurück aufs Steinmüllergelände ging. Immer wieder stimmten einige Teilnehmer „Die Gedanken sind frei“ an und machten mit Sprechchören auf den Pflegenotstand aufmerksam.

 

Doch unter die Demonstranten aus dem Gesundheitswesen mischten sich auch zahlreiche Impfgegner aus anderen Berufsgruppen. Zudem setzte sich an der Ecke Kaiserstraße/Alte Rathausstraße eine weitere und überwiegend dunkel gekleidete Gruppe vor den Protestmarsch, die ein Transparent der bundesweiten NPD-Kampagne „Deutschland gegen den Corona-Wahnsinn, Zwangsmaßnahmen beenden-Normalität herstellen“ zeigte und den Slogan „Frieden, Freiheit, keine Diktatur“  skandierten. Trotzdem sprach die Polizei unterm Strich von einer – auch diesmal friedlich abgelaufenen – Versammlung.

 

 

Vereinzelt scheint es bei dem Protest zu verbalen Auseinandersetzungen mit Passanten gekommen zu sein. Zudem deuten einige Anzeichen und Aussagen darauf hin, dass es sich bei den Teilnehmern nicht nur um Oberberger, sondern auch um angereiste Impfgegner gehandelt habe. Insgesamt war die Polizei gestern mit zehn Beamten und das Ordnungsamt mit vier Mitarbeitern vor Ort. Auch am kommenden Montag soll wieder eine Demonstration in Gummersbach stattfinden. „Wir werden mit ausreichenden Kräften vor Ort sein“, bekräftigte Einsatzleiter Kirchner.

 

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