LOKALMIX

Öko-Modellregion muss schnell Fahrt aufnehmen

lw; 27.10.2022, 16:02 Uhr
Symbolfoto: Ulrike Leone auf Pixabay
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Öko-Modellregion muss schnell Fahrt aufnehmen

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lw; 27.10.2022, 16:02 Uhr
Oberberg – Heute war offizieller Startschuss für das kreisübergreifende Projekt – Öko-Landbau soll vorangebracht werden – Beteiligte sehen großen Handlungsbedarf.

Von Lars Weber

 

In anderen Bundesländern wie Hessen oder Baden-Württemberg gibt es sie schon. Nun sind auch in Nordrhein-Westfalen Öko-Modellregionen an den Start gegangen, die über drei Jahre vom Land mit jeweils 80.000 Euro jährlich gefördert werden. Darunter auch das Bergische Rheinland. Dahinter verbirgt sich der Zusammenschluss des Oberbergischen Kreises gemeinsam mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis und sieben Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises. Ziel der Modellregionen ist die Stärkung der ökologischen Landwirtschaft. Denn bis 2030 soll ein Anteil von 20 Prozent der in Nordrhein-Westfalen landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet werden. Heute freuten sich die Beteiligten bei einer digitalen Veranstaltung über den Startschuss. Deutlich wurde aber auch, dass viel Arbeit auf alle wartet.

 

Die Veranstaltung hätte eigentlich in der Aggerhalle in Dieringhausen stattfinden sollen, wurde dann aber aufgrund einiger Krankheitsfälle kurzfristig zum digitalen Format. Dem Interesse schadete dies nicht. Rund 100 Teilnehmer hatte die Konferenz in der Spitze zu verzeichnen, mit dabei Vertreter aus unterschiedlichen Bereichen wie Landwirtschaft, Naturschutz oder Gastronomie. OBK-Landrat Jochen Hagt hob bei seiner Begrüßung hervor, dass diese Vernetzung untereinander und die gemeinsame Zusammenarbeit, die teils schon über Jahre gehe, auch ausschlaggebend für den Förderzuschlag für das „Bergische Rheinland“ gewesen sei.

 

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„Wir beginnen nicht bei Null“, sagte Hagt weiter. Trotzdem muss das vorhandene Konzept nun mit Inhalten gefüllt werden. Ein wichtiges Ziel wird dabei sein, die Wertschöpfung der ökologischen Produkte in der Region zu stärken. Allerdings hätten die äußeren Umstände die Herausforderungen nicht kleiner gemacht. Aufgrund der Preissteigerungen für Produzenten und für Verbraucher geben immer weniger Menschen ihr Geld für Bio-Produkte aus. „Wir müssen überlegen, unser Konzept diesbezüglich anzupassen.“ Zustimmung bekam Hagt aus den Nachbarkreisen. Sein Amtskollege aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis Stephan Santelmann sagte: „Wir müssen unsere Produkte nun in die Landschaft und auf die Straße bringen.“ Notburga Kunert, Vize-Landrätin im Rhein-Sieg-Kreis, meinte, dass sie als Öko-Modellregion aufgrund der Entwicklungen den Menschen entgegenkommen müssen. Das Bewusstsein, wie wichtig die ökologische Landwirtschaft ist, sei aber schon vorhanden.

 

Monika Berg vom Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW zeigte, dass das „Bergische Rheinland“ im Landesvergleich weit sei. Rund 17 Prozent Öko-Fläche gebe es dort bereits. Der Landesschnitt liege aber gerade einmal bei 6,7 Prozent. Bis zu den angestrebten 20 Prozent ist es also noch ein langer Weg. Die Vermarktung sei ein Dreh- und Angelpunkt in den Öko-Modellregionen. Die Wertschöpfungsketten müssten angesichts der schwierigen Marktsituation nun schnell stabilisiert werden.

 

Auf das Konzept hinter der Öko-Modellregion Bergischen Rheinland ging Projektmanagerin Jacqueline Hasenau ein. Die Schwerpunkte bei der Produktpalette in den drei Kreisen liegen bei Rindfleisch und Milch. Dabei gebe es zwar einerseits teils langjährig erprobte Netzwerke. Eine gut vernetzte Bio-Vermarktung oder eine breitere Produktpalette fehle aber andererseits ebenso wie Verarbeitungs- und Veredlungsstrukturen. Diese Schwachstellen zu beheben, darum soll es in den kommenden Jahren gehen. Neben der regionalen Wertschöpfung von Lebensmitteln wird es unter anderem um kurze Lieferketten gehen, um die Erhöhung der Schlachtkapazitäten oder faire Marktpartnerschaften. Aber eben auch um Themen wie Biodiversität, Klima- und Gewässerschutz sowie den nachhaltigen Konsum und Verbraucherinfomationen. Spezifischer soll der Anteil von Bio-Milch und des ökologischen Gemüseanbaus erhöht sowie die Produktpalette zum Beispiel um Eier erweitert werden.

 

Bei der Bewältigung der vielfältigen Ziele bekommt die Steuerungsgruppe, in der die Kreise und die Landwirtschaftskammer NRW sind, Unterstützung vom Öko-Modellregion-Beirat und Fachgruppen, die sich einzelnen Themenbereichen (Rindfleisch, Milch, pflanzliche Produkte) annehmen und Ideen entwickeln und ausarbeiten. Diese stehen ausdrücklich sämtlichen Beteiligten offen. Die Zusammenarbeit, das machte Hasenau deutlich, wird ein entscheidender Faktor sein für den Erfolg des Projekts.

 

Nächste Schritt ist die Durchführung einer Potenzialanalyse bei den Landwirten, die im November starten soll. Dabei soll es um Mengenverfügbarkeiten oder auch die Betriebsstrukturen gehen. Ausgewählte Maßnahmen sollen noch in diesem Jahr geplant werden. Neben der Umsetzung von Ideen steht im kommenden Jahr dann die Entwicklung einer Dachmarke auf dem Programm. Dabei wird mit „Bergisch pur“ zusammengearbeitet werden. Diese Marke soll anschließend bekanntgemacht werden und für die Öko-Modellregion stehen, mit der sich Landwirte, Produzenten wie Verbraucher identifizieren sollen.

 

In der Diskussion mit den Teilnehmern zeigten sich bereits einige Handlungsfelder mit großen Bedarf. So waren die fehlenden beziehungsweise ausgebuchten Schlachtstätten (mobil stationär) ein Thema. Carsten Sauer, Geschäftsführer von „Bergisch pur“, versuchte da etwas zu beruhigen. So sei bei dem Regionale-2025-Projekt „Food Hub“ auch eine eigene Schlachtstätte geplant.

 

Schnellen Handlungsbedarf, um die Abnahme von Produkten aus der ökologischen Landwirtschaft auch kurzfristig anzukurbeln sieht Peter Schmidt vom Klosterhof Bünghausen, der auch im Vorstand von Biokreis Erzeugerring NRW ist. „Die alten Absatzmärkte schrumpfen.“ Die Märkte seien so schwierig, dass Kollegen bereits den Ausstieg aus dem Öko-Modell diskutierten. Es müsse schnell gehandelt werden, zum Beispiel indem Großküchen motiviert werden, zu Abnehmern der Produkte zu werden. Es müsse nun auch darum gehen, bestehende ökologisch ausgerichtete Betriebe zu retten.

 

Weitere Informationen zum Thema Öko-Modellregion gibt es auch hier.

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