LOKALMIX

Oberbergischer Kreis ist coronafrei

pn; 17.06.2020, 16:55 Uhr
Fotos: OBK --- Landrat Jochen Hagt und Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheitsamtes, hatten positive Nachrichten zu verkünden.
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Oberbergischer Kreis ist coronafrei

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pn; 17.06.2020, 16:55 Uhr
Oberberg – Die letzten beiden Infizierten gelten als genesen – Landrat lobt Gesundheitsamt und Bevölkerung, warnt aber vor falscher Sicherheit – Gesundheitsamt sieht Optimierungsbedarf für Corona-WarnApp.

Von Peter Notbohm

 

Es waren positive Nachrichten, die Landrat Jochen Hagt am heutigen Mittwoch zu verkünden hatte: Seit Mitternacht gilt der Oberbergische Kreis als coronafrei. Die beiden letzten Menschen in Hückeswagen und Radevormwald, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert waren, wurden als genesen entlassen. Seit fast zwei Wochen hat es keine Neuinfektionen mehr im Oberbergischen gegeben.

 

„Die konsequente und erfolgreiche Nachverfolgung der Infektionsketten hat maßgeblichen Anteil an diesem erfreulichen Verlauf. Ich danke allen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, wie beispielsweise den Mitarbeitenden im Kreisgesundheitsamt, den eingebundenen Mitarbeitenden der Kreisverwaltung, allen Mitarbeitenden im medizinischen und pflegerischen Bereich und allen Bürgern im Oberbergischen Kreis, die die notwendigen Schutz-Maßnahmen mitgetragen haben", sagte Hagt im Rahmen eines Pressegespräches.

 

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Seit Ausbruch der Pandemie in Deutschland Ende Februar waren im Oberbergischen insgesamt 490 Infektionen mit dem Virus bekanntgeworden, 18 Menschen verstarben an der COVID-19-Erkrankung, 472 weitere Menschen wurden als gesund aus der Quarantäne entlassen. Insgesamt wurden 10389 Corona-Testungen durch den Kreis durchgeführt. Zwei Oberberger befinden sich als sogenannte Kontaktpersonen 1. Grades weiterhin in Quarantäne. Entsprechend betonten Hagt und Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheitsamtes, auch, dass man sich auf diesem positiven Zwischenergebnis nicht ausruhen dürfe.

 

„Es ist wichtig, das Infektionsgeschehen an der Corona-Front weiter zu beobachten und reagieren zu können“, meinte Hagt. Momentan sei man aber in der glücklichen Lage einmal durchatmen zu können, die letzten Wochen und Monate Revue passieren zu lassen und die richtigen Schlussfolgerungen aus den gemachten Erfahrungen zu ziehen. Zudem könne das Gesundheitsamt nun endlich wieder verstärkt seinen eigentlichen Standardaufgaben nachgehen. Auch das Bürgertelefon war zuletzt bereits nur noch vormittags angeboten worden. „Trotzdem werden wir Arbeitsabläufe weiter optimieren, damit wir das Geschehen weiter im Griff halten können“, so der Landrat, der betonte, dass es nun vor allem darum gehe, Hotspots, von denen der Oberbergische Kreis bislang glücklicherweise verschont geblieben sei, zu vermeiden.

 

["Nur weil wir derzeit keinen Fall haben, heißt das nicht, dass das Virus verschwunden ist", sagt Jochen Hagt und blickt durchaus sorgenvoll auf die neuen Infektionsausbrüche in Peking sowie die weltweite Lage der Pandemie.]

 

Sollte es zu Ausbrüchen in Schulen oder Kitas kommen, wolle man nicht ganze Einrichtungen schließen müssen, sondern nur gezielt Klassen bzw. Gruppen, erklärte Elvermann: „Unsere Arbeit hört jetzt nicht auf. Wir werden weiter auf jeden Fall reagieren, der uns bekannt wird.“  Eine Hilfe soll dabei auch die seit gestern durch die Bundesregierung zur Verfügung gestellte Corona-WarnApp sein, für deren Download und Nutzung Hagt und die Gesundheitsamtsleiterin explizit warben. „Je mehr Menschen dieses System nutzen, desto besser“, so Elvermann, die gleichzeitig aber auch noch Optimierungsbedarf sieht.

 

Derzeit werden User der App mit einem QR-Code über ein positives Testergebnis direkt auf das Smartphone informiert. Anschließend werde man darum gebeten, sich an das Gesundheitsamt, den Hausarzt oder den Ärztlichen Notdienst zu wenden. Elvermann würde sich eine direkte digitale Schnittstelle der Labore zu den Gesundheitsämtern wünschen: „Gemäß den aktuellen Gesetzen sind die Labore bei positiven Befunden ohnehin meldepflichtig. Dabei kann es aber zu Verzögerungen kommen.“ Bis zu 24 Stunden könne dies dauern - Zeit, die im Rahmen einer Corona-Infektion aber viel ausrichten kann. Auch Hagt unterstrich in diesem Zusammenhang noch einmal die Arbeit der Gesundheitsämter: „Der Kontakt wurde von der Bevölkerung sehr geschätzt. In diesen Fällen kommt es auf Geschwindigkeit an.“

 

Auch ein Blick auf die Zahlen zeigt die gute Arbeit der oberbergischen Behörde. In 83 Prozent der Fälle habe man Infektionsketten komplett nachverfolgen können, vereinzelte Probleme habe es nur gegeben, wenn der Ausgangspunkt der Infektion im Ausland gelegen habe. Der bundesweite Durchschnitt liegt laut Hagt nur bei knapp über 50 Prozent. Bis Ende des Monats werde man noch präventiv in ambulanten Pflegeeinrichtungen testen - alle 75 Pflegeheime im Oberbergischen seien Screenings unterzogen worden, in fünf Einrichtungen war es zu Infektionen gekommen. Auch den Re-Start der Grundschulen und KiTas bewertet Elvermann positiv. Man habe die Schulen im Vorfeld beraten und die oberbergischen Zahlen zeigen, dass es in der Altergruppe der Unter-19-Jährigen nur sehr geringe Infektionszahlen während der Pandemie gegeben habe.

 

Künftig muss sich die Bevölkerung aber darauf einstellen, vor der geplanten Aufnahme in ein Krankenhaus (Notfälle bleiben ausgenommen), in einer Reha-Klinik oder dem Einzug in ein Altenheim einen Corona-Test machen zu müssen. Das sieht ein Gesetz vor, das am 9. Juni verabschiedet wurde. Vermutlich darf das Testergebnis nicht älter als eine Woche sein und muss beim Hausarzt oder dem Gesundheitsamt angemeldet werden. Auf detaillierte Ausführungsbestimmungen für die kommunalen Behörden warte man aber noch. Auch Reiserückkehrer aus Risikogebieten wie beispielsweise der Türkei oder Nordafrika sind verpflichtet, sich zu melden.

 

Bürger können sich auf folgenden Wegen als Verdachtsfall beim Gesundheitsamt melden

  • Rund um die Uhr: www.obk.de/virusmelder
  • Bürgertelefon des Oberbergischen Kreises 02661 88 / 38 88 (aktuell Mo. bis Fr. von 9 bis 12 Uhr)

KOMMENTARE

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Das ist doch endlich der Grund die Altenheimbewohner aus der Einzelhaft zu entlassen und großzügiger mit den Besuchen umzugehen. Sie vor allem mal im Rollstuhl ausser Haus zu fahren unter den üblichen Hygienebedinungen.Statt wieder zurück zu rudern. Das ist wichtiger für Leute mit beginnender Demenz, die in der Einzelhaft erschreckende Fortschritte gemacht hat.

, 18.06.2020, 13:50 Uhr
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