LOKALMIX

Neuer Hochwasserschutz an der Leppe

ks; 09.12.2021, 17:40 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz --- (v. l.) Wim Dissevelt, Leiter der Abteilung Talsperren und Fließgewässer des Aggerverbandes, und Andreas Kiel, Fachleiter Tiefbau der Gemeinde Engelskirchen.
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Neuer Hochwasserschutz an der Leppe

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ks; 09.12.2021, 17:40 Uhr
Engelskirchen – Bei Blumenau entsteht durch den Aggerverband an der Leppe ein Retentionsraum – Weitere Maßnahmen zur Hochwasserprävention sind in Planung.

Starkregen, Hochwasser und Überflutungen haben im Juli dieses Jahres auch an der Leppe erhebliche Schäden verursacht. Zu befürchten ist, dass derartige Ereignisse aufgrund des Klimawandels immer häufiger eintreten und damit Verwüstungen hinterlassen werden. Eine der zentralen Fragen sei laut Bürgermeister Dr. Gero Karthaus deshalb: „Was können wir tun, um Überflutungen zu lindern oder sogar zu verhindern?“ Der studierte Biologe weiß, dass der Mensch einer Naturgewalt gegenüber, wie sie sich in diesem Jahr im Ahrtal ereignet hat, ausgeliefert ist. Trotzdem bräuchten Fließgewässer wie die Leppe wieder mehr Platz, um sich bei steigendem Wasserpegel seitlich ausbreiten zu können.

 

[An der Leppe bei Blumenau soll ein natürlicher Damm entstehen.]

 

Bei Blumenau in Engelskirchen hat der Aggerverband nun einen potentiellen Retentionsraum ausgemacht. „Vor zwei, drei Jahren haben wir damit begonnen, die Gewässer zu betrachten und Räume zu identifizieren“, sagt Wim Dissevelt, Leiter der Abteilung Talsperren und Fließgewässer des Aggerverbandes. Den Anstoß dazu habe die Novellierung des Landeswassergesetzes, welche den Ausgleich von kleineren Eingriffen in den Gewässerrückhalteraum über ein sogenanntes zentrales Hochwasserschutzregister ermöglicht, gegeben. Im Fokus des Retentionsraumkonzeptes habe der Unterlauf der Leppe gestanden – nicht zuletzt zur Freude von Bürgermeister Karthaus: „In Engelskirchen kommt das Wasser aus Bergneustadt, Gummersbach und Wiehl sowie aus Wipperfürth, Marienheide und Lindlar an.“

 

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Neben dem primären Ziel des naturnahen Retentionsraumausgleichs soll bei Blumenau auch eine ökologische Aufwertung der Gewässerlandschaft entstehen. Die heute landwirtschaftlich genutzten Flächen sollen in eine auenähnliche Landschaft überführt werden, sodass eine Wiederbesiedlung mit auentypischen Tierarten und Pflanzen ermöglicht wird. Hierzu zählen zum Beispiel Amphibien, verschiedene Vogelarten wie Eisvogel und Wasseramsel, Insekten sowie Schwarzerlen und Weiden. Gleichzeitig soll durch eine muldenartige Vertiefung Retentionsvolumen geschaffen werden, um sowohl eine Verlangsamung des Abflusses als auch einen natürlichen Wasserrückhalt zu erreichen.

 

Derzeit rechnet der Aggerverband mit Projektkosten in Höhe von 300.000 Euro. Auf der etwa 8.000 Quadratmeter großen Fläche soll hinter einer natürlichen, dammartigen Verwallung eine etwa ein Meter tiefe Mulde entstehen. Erhebliche Kosten würden insbesondere die fachgerechte Entsorgung des Bodens verursachen. Laut Bürgermeister Karthaus liege oberhalb des Gebiets ein altes Blei-Zink-Bergwerk, sodass der Boden eventuell mit Schwermetallen und geogen – ohne Zutun des Menschen – belastet sei. „Aber die Fläche steht als Ausgleich für kleine Baumaßnahmen zur Verfügung“, erklärt Dissevelt. Möchte beispielsweise eine Privatperson eine Garage bauen und benötigt dazu einen Ausgleich, könne dieser im Retentionsraum an der Leppe gefunden werden und damit letztendlich zur Finanzierung beitragen.

 

[Foto: Aggerverband.]

 

Künftig sollen auf der Fläche bei Blumenau circa 4.000 Kubikmeter Wasser gespeichert werden können. Dem Verband gelang es bereits, benötigte Grundstücke von Privateigentümern und StraßenNRW zu erwerben. „Mit der Gemeinde Engelskirchen wurde eine Vereinbarung geschlossen, welche den Kauf einer Kernfläche und die Inanspruchnahme von Retentionsraum durch die Gemeinde regelt“, so Dissevelt. Karthaus sieht in dem Projekt einen „Startschuss“ für den Oberbergischen Kreis und hofft, dass beispielsweise im Leppetal künftig weitere Senken und hochwertige ökologische Räume entstehen – wodurch letztlich auch der Aufbau von Hochwasserwellen vermieden werden soll.

 

Der Aggerverband rechnet damit, die für den Bau benötigte wasserrechtliche Genehmigung bis Ende 2022 zu erhalten, sodass das Projekt nach einer etwa sechsmonatigen Bauzeit 2023 fertiggestellt werden kann. Darüber hinaus soll ein verbandsweites Retentionsraumkonzept erarbeitet werden, wodurch weitere Rückhalteräume identifiziert werden sollen.

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