LOKALMIX

Nähmaschine rattert pausenlos

lw; 26.03.2020, 15:22 Uhr
Fotos: privat (3)/Anne Kathrin Winter (1) --- Miriam Neufurth näht Mundschutzmasken für Privatpersonen und Einrichtungen, die auf dem freien Markt gerade nur schwer welche bekommen können.
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Nähmaschine rattert pausenlos

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lw; 26.03.2020, 15:22 Uhr
Marienheide – Miriam Neufurth fertigt Mundschutzmasken an, um anderen zu helfen – Mit den Aufträgen kommt sie kaum noch nach – Neue Facebook-Gruppe.

Von Lars Weber

 

Mundschutzmasken sind nicht nur in Krankenhäusern wichtig, sie kommen natürlich auch in Arztpraxen, bei Pflegediensten, in Heimen und weiteren Einrichtungen zum Einsatz. Nur: In diesen Tagen sind sie Mangelware, erst recht zu bezahlbaren Preisen. Auch deshalb gibt es im Internet inzwischen diverse Initiativen, um dort zu helfen, wo auch selbstgenähte Mundschutzmasken gebraucht werden. Zu dem Helferkreis gehört Miriam Neufurth aus Marienheide, die auch die Suppenküche in Gummersbach-Steinenbrück leitet.

 

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Nähen ist ihr Hobby, erzählt Neufurth. Als sie vergangene Woche in einem Näh-Netzwerk online über ein Schnittmuster für einen Mundschutz stolperte, hat sie es einfach mal ausprobiert. „Ich habe das Ergebnis in den sozialen Netzwerken gepostet und ich habe schnell gemerkt, dass es einen Riesenbedarf gibt“, erzählt sie. Sie stieß auf Seiten wie Schnittenliebe.com oder die Facebook-Gruppe „Mundschutz nähen ehrenamtlich“, die bereits mehr als 5.500 Mitglieder hat. Auf diesen Seiten können sich Einrichtungen melden, ihren Bedarf mitteilen und die fleißigen Näher versuchen die Nachfrage anschließend zu bedienen. „Inzwischen wird bei der Facebook-Gruppe schon geschaut, wer die Masken am dringendsten benötigt.“

 

Nachdem Neufurth die ersten Bilder im Netz veröffentlichte, bekam sie aber auch selbst schnell Anfragen. Ältere Menschen hätten sich bei ihr gemeldet, oder auch Menschen mit Lungenerkrankungen, denen ein eigener Mundschutz mehr Sicherheit gibt. Zwar schützen die Masken nicht vor einer Ansteckung, aber immerhin erreicht so ein Teil des eigenen Speichels nicht den Gesprächspartner. Deshalb wird vor allem Infizierten geraten, eine Maske zu tragen, um andere zu schützen.

 

Samstag hatte Neufurth die erste Maske genäht, Sonntag kamen schon die ersten „Bestellungen“ – seitdem stehe ihre Maschine kaum noch still, eine habe sogar schon den Geist aufgegeben. Etwa 15 Masken schafft sie am Tag. Diese bestehen aus waschbarer Baumwolle, außerdem benötigt sie meterweise Schrägband. Zunächst habe sie noch aus eigenen Vorräten geschöpft, inzwischen ist sie aber auch auf Materialspenden angewiesen. „Die Geschäfte haben ja dicht.“ Um das Schrägband schneller zu bearbeiten, hat ein Bekannter sogar extra einen „Schrägbandformer“ mit einem 3D-Drucker produziert. „Inzwischen hat das schon was von Fließbandarbeit.“

 

[Zu Neufurths "Kunden" gehört auch die "alternative Hauskrankenpflege Uwe Söhnchen" aus Gummersbach.]

 

Doch Neufurth macht das gerne: Sie möchte einfach helfen. Wenn ihr jemand mehr als das Geld für  Porto und Verpackung geben möchte, verweist sie auf Spendenaktionen im Oberbergischen. Bis nach Dresden habe sie ihre bunten Masken schon geschickt, dort wurden sie in einer Podologiepraxis benötigt. Inzwischen mehren sich aber auch die Anfragen aus dem Oberbergischen, so hat Neufurth zum Beispiel schon die "alternative Hauskrankenpflege Uwe Söhnchen" aus Gummersbach ausgestattet. Die Liste an Aufträgen sei noch lang. „Ich habe aufgehört zu zählen. Ich konzentriere mich lieber aufs Nähen.“

 

 

Bei der Aufgabe könnte es aber nun Hilfe aus dem Oberbergischen geben. Denn gestern wurde bei Facebook die Gruppe „Atemmasken nähen für Oberberg“ gegründet, über die Nachfrage und Bedarf im Kreis geregelt werden kann. Außerdem gibt es dort auch Tipps für Einsteiger. Donnerstagnachmittag waren bereits mehr als 50 Menschen der Gruppe beigetreten.

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