LOKALMIX

Pfarrer mit 160 PS in den Ruhestand

vma; 30.06.2024, 18:36 Uhr
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Fotos: Thomas Wirczikowski --- Mit einer Doppelveranstaltung, die zu einer wurde – Abschieds- und Motorradgottesdienst –, bedankten sich viele bei Pfarrer Jochen Gran.
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Pfarrer mit 160 PS in den Ruhestand

vma; 30.06.2024, 18:36 Uhr
Waldbröl - Jochen Gran wurde beim Motorradgottesdienst verabschiedet.

Von Vera Marzinski

 

Die evangelische Kirchengemeinde Waldbröl hat Pfarrer Jochen Gran am Sonntag in den Ruhestand verabschiedet. Eigentlich sollte dies im Rahmen des 25. Motorradgottesdienstes (MoGo) vor der Kirche stattfinden, aber aufgrund der Wetterlage verlegte die Kirchengemeinde den Gottesdienst in die Kirche und die anschließende Feier ins Gemeindehaus - die Motorräder waren aber natürlich trotzdem allgegenwärtig.

 

[Gemeinde und Motorradfahrer kamen in der evangelischen Kirche Waldbröl zusammen.]

 

Pfarrer Jochen Gran hat zahlreiche soziale Initiativen ins Leben gerufen, unter anderem vor 20 Jahren die Tafel Oberberg Süd – und vor 25 Jahren den „Motorradgottesdienst“. Superintendent Michael Braun entpflichtete Gran offiziell und verabschiedete ihn in den Ruhestand nach mehr als 30 Jahren im Amt. Im Pfingstgottesdienst hatte Präses Dr. Thorsten Latzel Grans "tolles Lebenswerk" in Gemeinde und Diakonie gelobt. Unter anderem war er Aufsichtsratsvorsitzender der Diakonie vor Ort.

 

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Viele PS standen vor der Kirche am Sonntag. Auch Jochen Grans Ducati Diavel mit 160 Pferdestärken. Die fuhr er auch beim Motorradkorso mit seiner Frau als Sozia. Zuvor kamen Gemeinde und Motorradfahrer in der Kirche zusammen. Unter dem Motto „New Generation“ stand der Vormittag und die junge Generation gestaltete auch den musikalischen Rahmen. Zum einen der Chor „Insine“ mit Band unter der Leitung von Anne Schmidt, die unter anderem „Jesus take the real“ sangen. „Poco Brass“, mit ihren jungen musikalischen Leiter Tim Marrenbach, spielte unter anderem das „Viva La Vida“ von Coldplay und am Schluss den „Highlander“.

 

Dazu gab es Interviews mit einigen der jungen Mitwirkenden und mit ein paar Motorrad-Oldies - Uwe Brücher zum Beispiel, der eine alte Horax 600 aus dem Jahr 1930 fährt, aber auch Schulleiter Frank Bohlscheid und Volker Schlechtriem kamen zu Wort. Letzterer hielt auch eine kurze Ansprache, bevor per Beamer einige Abschieds- und Dankesgrüße an Gran gerichtet wurden, was ihn sichtlich berührte und von den Gottesdienstbesuchern mit stehenden Ovationen quittiert wurde.

 

Er habe sich vom Navi von oben leiten lassen, so Gran. Die Stimme aus dem Off mit Weg-Leitung von oben. Mit diesem Navi sei er gut gefahren. „Warum wird man Pfarrer?“ - weil er dachte, einige gute Ideen im Sinne Gottes zu verwirklichen, erklärte Gran. Das Buch „Irgendwie anders“ nutze er oft bei Taufen, aber es passe auch zu ihm. Wichtig sei: „Gott sehe das Herz an“.

 

[Ein Höhepunkt war die Hochzeit von Fritz Glöckner und Anke Friebel (vorne links) im Rahmen des MoGo.]

 

Und das Herz sahen auch zwei an, deren Motorräder vorne im Kirchenschiff standen. Die Trauung von Anke Friebel und Fritz Glöckner, die nach 20 Jahren „Ja“ zueinander sagten, war ein Höhepunkt des Tages. Als BMW-Fahrerin sei Anke Perfektionismus gewohnt, so Gran. Da konnte sie nicht verstehen, dass Fritz seine Motoguzzi mit den vielen Macken so liebte. Zweimal habe er ihr schon einen Antrag gestellt. Schließlich beeindruckte es sie dann doch, dass er treu zu den Macken seines Motorrades stand. „Die große Liebe lebt von allem, was den Menschen ausmache. Das Bezaubernde und das Dunkle und die Macken gleichermaßen – eben genau so, wie er ist“, so Gran.

 

„Ja“ sagten auch die Waldbröler vor über 30 Jahren zu Gran, der aus Köln und nach einer Zeit in Afrika ins Oberbergische kam. Es sei ihm die Integration in Waldbröl gelungen und er habe tatsächlich die Oberberger liebgewinnen können. Einen besonderen Liebesbeweis überreichte er seiner Frau Friedegund mit 31 roten Rosen.

 

[Natürlich fehlte die übliche Korsofahrt nach dem MoGo auch diesmal nicht und Jochen Gran fuhr vorne weg mit seiner Ducati Diavel.]

 

Er selbst bekam von Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber eine Ansprache als Büttenrede und einen Baum für den Garten – natürlich einen Zuccalmaglio. Superintendent Michael Braun hatte anstatt Laudatio etwas Flüssiges mitgebracht, auf dem drei Worte standen: Rich, Smoke und Spice. Dies stehe für reichhaltig, eigenwillig und mit viel Gehalt, so der Superintendent. 

 

Zum Abschluss der Doppelveranstaltung „Verabschiedung und MoGo“ folgte eine Korsofahrt mit allen Bikern, die mitfahren wollten. Hier fuhr auch Dirk Manderbach mit, der auf dem Parkplatz zuvor einige Stunts zeigte. Im Gemeindehaus gab es noch ein paar weitere Programmpunkte – und passend zum kölschen Hintergrund Grans: „Himmel un Ääd“.

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