LOKALMIX

Mitgliederschwund im Kirchenkreis

ks; 24.10.2022, 14:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Am vergangenen Freitag und Samstag fand die diesjährige Herbstsynode des Kirchenkreises An der Agger statt.
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Mitgliederschwund im Kirchenkreis

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ks; 24.10.2022, 14:00 Uhr
Gummersbach – Auf der Kreissynode in Dieringhausen diskutierten die Abgeordneten aus den 24 Kirchengemeinden über notwendige Veränderungen.

„Immer dann, wenn man sonst keinen Weg mehr sieht, wird versucht, eine Lösung mit Gewalt herbeizuführen. Hier sind wir Menschen erschreckend beständig“, stellte Superintendent Michael Braun ernüchtert fest. Nach dem Abendmahlsgottesdienst in der Evangelischen Kirche Dieringhausen und der Eröffnung der Herbstsynode am vergangenen Freitag wandte Braun sich an die 120 Synodalen im Gemeindehaus. Direkt zu Beginn seines Berichtes forderte er die Delegierten auf, gemeinsam aufzustehen: gegen die Kriege in der Welt und die damit verbundenen Sünden, für die Umwelt und damit die Bewahrung der Schöpfung sowie für den Glauben – nicht zuletzt, um aufeinander zuzugehen und gut miteinander umzugehen.

 

[Superintendent Michael Braun forderte ein gemeinsames Aufstehen.]

 

Die aktuellen Herausforderungen seien vielfältig – das gelte auch für die Kirche. Die Anzahl der Pfarrstellen sinke um ein Drittel, wodurch intensivere Kooperationen zwischen Nachbargemeinden nötig seien. Außerdem müsse die Jugendarbeit wiederbelebt werden.

 

Zudem seien etliche Gemeinden auf der Suche nach Personal für ihre Pfarrstelle und ihr Gemeindereferat. „Auf die letzten drei ausgeschriebenen Pfarrstellen in unserem Kirchenkreis erhielten wir eine Bewerbung, eine einzige“, berichtete Braun. Nachdem sich der Kandidat die Gemeinde angeschaut habe, habe er seine Bewerbung am nächsten Tag zurückgezogen. Der Superintendent regte die Gemeindevertreter deshalb dazu an, sich „bewerbungsfit“ zu machen und im Zuge dessen nicht nur das eigene Profil zu schärfen, sondern auch ein attraktives Umfeld zu schaffen.

 

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Insgesamt gehe es im ganzen Kirchenkreis nach Corona um den Gemeindeaufbau. Eine dringende Aufgabe sei laut Braun der Umgang mit Gebäuden. „Wir kommen aus einer Zeit großer Stabilität. In Gebäuden und Pfarrstellen herrschte über viele Jahre kaum Veränderung.“ Nun gebe es bei einem Großteil der Gemeindehäuser einen Renovierungsstau. 2027 müssen die Gebäudeanalysen fertig sein, 2035 wollen die rheinischen Kirchenkreise klimaneutral sein. Dementsprechend wurde bei der Herbstsynode auch ausführlich über die „Strategische Immobilienentwicklung“ gesprochen.

 

Der Hauptredner der Synode, Bischof i.R. Jochen Bohl, mahnte in seinem Vortrag „Was nun? Kirche im Wandel“ an, kirchliches Leben entfalte sich vor Ort in den Kirchengemeinden. Dies sollte bei allen Personalentscheidungen berücksichtigt werden. Wenn die Kirche es schaffe, den Wandel aktiv mit bewussten Entscheidungen zu gestalten, habe sie eine Chance, nämlich den reformatorischen Kern des kirchlichen Auftrags neu in den Blick zu nehmen: den Glauben in Gemeinschaft zu leben in einer Gesellschaft der Singularitäten.

 

[Zu der Kreissynode in Dieringhausen kamen 120 Synodale zusammen.]

 

Neu im Kreissynodalvorstand ist Pfarrerin Alexandra Pook von der Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen als zweite stellvertretende Skriba. Sie ist Nachfolger im KSV von Pfarrer Helmut Krüger, der als Gemeindepfarrer und KSV-Mitglied in den Ruhestand wechselt. Grußworte sprachen der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke, Kreisdechant Christoph Bersch, Jürgen Marquart, stellvertretender Bürgermeister von Gummersbach, und Pfarrer Dr. Sascha Flüchter als Leiter des Dezernats „Kirchliche Schulen“ der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er erinnerte rund drei Wochen vor dem Martinstag an den Heiligen Martin, der mit seinem Akt der Solidarität den Bettler mit einem halben Mantel zu einem vollen Menschen macht: „Er teilt mit dem Bettler das Frieren und gibt ihm die Würde zurück.“

 

Fortschreitender Mitgliederschwund im Kirchenkreis

 

Die Anzahl der Gemeindeglieder der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) ist im Jahr 2021 von 2.398.996 auf rund 2.335.969 gesunken. Dies entspricht einem Rückgang von 2,63 Prozent. Im Bereich des Kirchenkreises An der Agger ist die Anzahl der Mitglieder der Kirchengemeinden von 78.211 auf 76.640 gesunken. Damit sind im vergangenen Jahr 1.571 Personen aus dem Kirchenkreis ausgeschieden. Mit einem Rückgang von 2,01 Prozent liegt dieser unter dem rheinischen Durchschnitt. Für 2024 erwartet der Kirchenkreis einen weiteren Mitgliederschwund und rechnet mit insgesamt 74.931 Gemeindegliedern.

 

 

Mehrsteuereinnahmen durch die Energiepreispauschale

 

Die Kirchensteuer, die der Kirchenkreis aufgrund der Auszahlung der Energiepreispauschale mit den Löhnen und Gehältern im September erhalten hat, soll für die Unterstützung von Bedürftigen in den Kirchengemeinden genutzt werden – das haben die Delegierten am Wochenende beschlossen. Nach Durchführung einer Überschlagsrechnung geht der Kirchenkreis von einer Summe in Höhe von rund 50.000 Euro aus. Sollte dieser Betrag nicht zustande kommen, möchten die Verantwortlichen auf die Rücklage des Kirchenkreises zurückgreifen.

 

 

Erster Doppelhaushalt für den Kirchenkreis

 

Darüber hinaus wurde von der Synode auch der Doppelhaushalt für 2023 und 2024 beschlossen. Für die Personalkosten seien für beide Jahre tarifliche Erhöhungen von jeweils vier Prozent eingeplant worden. Die Heiz- und Stromkosten seien sowohl 2023 als auch 2024 um jeweils 30 Prozent erhöht worden. Finanzmittel für die Stelle „Kirche auf dem Markt“, die von der Synode ebenfalls beschlossen worden ist, sei noch nicht eingeplant worden; die Finanzierung sei durch freiwerdende kreiskirchliche Pfarrstellen gegeben. Besetzt werden kann die Stelle durch einen Pfarrer, einen Gemeindereferenten oder einen Diakon. Durch diese volle Stelle, begrenzt auf zunächst fünf Jahre, sollen Menschen angesprochen werden, die der Kirchenkreis bislang nicht erreicht.

KOMMENTARE

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Wenn man sich die Bilder ansieht, fragt man sich, ob nur die Liegenschaften einem „Renovierungsstau“ unterliegen. Die Kirche ist leider nicht mit der Zeit gegangen und für die jüngeren Generationen uncool, uninteressant und einfach nur bieder und verstaubt! Eigentlich echt schade! Aber zum Glück hängt der Glaube ja nicht an der „Institution Kirche“

kikib , 24.10.2022, 15:21 Uhr
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