LOKALMIX

OSB: Mit neuen Methoden auf Vereine und Menschen zugehen

ls; 31.03.2024, 10:00 Uhr
Foos: Leif Schmittgen --- Der neue OSB-Präsident Thomas Ufer (li.) und sein Amtsvorgänger Klaus Büser im Gespräch mit Oberberg-Aktuell.
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OSB: Mit neuen Methoden auf Vereine und Menschen zugehen

ls; 31.03.2024, 10:00 Uhr
Oberberg - Im OA-Interview sprechen der alte und neue OSB-Präsident über unterschiedliche Strömungen im Schützenwesen, konträre Meinungen und Zukunftschancen.

Von Leif Schmittgen

 

Das 100. Jubiläum des Oberbergischen Schützenbundes (OSB) war der letzte große Auftritt von Klaus Büser, der den Dachverband der Grünröcke 13 Jahre lang als Präsident vorstand. Im Interview mit Oberberg- Aktuell schaut der scheidende Präsident zurück, sein Amtsnachfolger Thomas Ufer spricht auch über Zukunftschancen. 

 

OA: Herr Büser. Warum sind Sie bei der Delegiertenversammlung im Februar nicht mehr zur Wahl angetreten?

 

Klaus Büser: Nach meiner turnusmäßigen Wiederwahl vor drei Jahren habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob man nicht mal frischen Wind in den Verband lässt. Denn es gab durchaus verschiedene Strömungen und ich habe erstmals gemerkt, welche mir die Arbeit erschwert haben. Vor etwa anderthalb Jahren war mein Entschluss, aufzuhören und den Weg frei zu machen dann endgültig gereift. Ich hoffe für meinen Nachfolger, dass die Meinungen nun nicht mehr konträr sind. 

 

OA: Hat das 100. Jubiläum des OSB Ihren Entschluss bestärkt?

 

Klaus Büser: Der runde Geburtstag war sicherlich der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören. Ich bin 64 Jahre alt und war der siebte Präsident mit der drittlängsten Amtszeit. Wobei die Arbeit deutlich umfangreicher ist als noch vor einigen Jahren. Den Weg nach dem Geburtstag frei zu machen, war also genau richtig, um Platz für neue Ideen zu machen. Der Abschied bei der Delegiertenversammlung ist mir dann aber sehr schwergefallen und war ein sehr emotionaler Moment für mich, bei dem ich mir eine Träne nicht verkneifen konnte.

 

OA: Was hat sich rückblickend in den 13 Jahren Ihrer Amtszeit in Bezug auf die Arbeit verändert?

 

Klaus Büser: Besonders zwei Dinge haben sich in der Zwischenzeit geändert. Die Auflagen, angefangen beim Waffenrecht über Verschärfungen an den Schießständen bis hin zur Reglementierung der Größe von Königsvögeln, Nichtraucherschutzgesetz oder Lärmschutzverordnungen. Viele Vereine können wegen der komplizierten Rechtslage und gestiegener Auflagen oft nicht mehr alleine agieren. Deshalb kümmert sich der OSB gebündelt um die Belange und sorgt bei Bedarf für Unterstützung. Zum anderen hat sich vielerorts eine komische Mentalität bei einigen entwickelt. So wird viel kritisiert, die Bereitschaft aber etwa, ein Amt zu übernehmen oder anderweitig im Verein mit anzupacken, schwindet zusehends. Das war mal anders.

 

OA: Und wo steht das Oberbergische Schützenwesen in 13 Jahren?

 

Thomas Ufer: So lange möchte ich gar nicht an der Spitze bleiben, sondern hoffe, dass wir in sechs Jahren beim Nachwuchs für so viel Kontinuität gesorgt haben, um das Amt auf einem guten Fundament in jüngere Hände abgeben zu können. Ich bin jetzt 60 Jahre alt und habe große Hoffnung, die Jugend für das Ehrenamt zu motivieren. Aber nicht nur für Ämter gilt es junge Menschen zu begeistern, wir müssen aktiv die Jugend aufbauen, um die Zukunft der Schützenvereine zu sichern. Durch Corona hat es auch bei uns einen großen Einbruch gegeben, wir stehen in Konkurrenz zu etlichen anderen Freizeitangeboten. Deshalb müssen wir aktiv auf die Menschen zugehen. Bei meinem Heimatverein, dem Schützenverein Windhagen, haben wir zum Beispiel an einem Stand beim Gummersbacher Weltkindertag etliche Kids für uns begeistern können. Ich habe mir auf die Fahnen geschrieben, auch aktiv auf die Erwachsenen zuzugehen und möchte vorhandene Netzwerke nutzen, um neue Brücken zu bauen. Oder auch bei Messen oder anderen Veranstaltungen müssen wir Präsenz zeigen. Das gilt nicht nur für die Vereine, sondern insbesondere auch für den OSB. Ich möchte möglichst alle Vereine - auch Bruderschaften - von den Vorteilen bei uns überzeugen. 45 gibt es in der Region, 31 sind derzeit bei uns Mitglied.

 

Klaus Büser: Den Nachwuchs für das Schützenwesen zu begeistern, war auch mir immer ein wichtiges Anliegen. Nun aber ist es an der Zeit, dies mit anderen Mitteln umzusetzen. Der Weg meines Nachfolgers sollte dabei ein anderer sein. Zum Beispiel kann man mit moderner Technik wie dem Lichtpunktgewehr beim Nachwuchs punkten. Dabei gilt es trotzdem, den respektvollen Umgang mit dem Sportgerät zu vermitteln, als handele es sich um eine scharfe Waffe. So ist ein Übergang zu anderen Kalibern dann einfacher möglich. Wenn fünf Prozent der Jugendlichen dabei bleiben, haben wir viel erreicht. Momentan sind wir wieder auf dem Stand von 2011, nachdem wir durch die Pandemie rund ein Drittel verloren haben. Diese Erhebungen führen wir alle zwei Jahre durch.

 

OA: Herr Ufer, wann war für Sie klar, dass sie trotz des steigenden Arbeitspensums kandidieren möchten? 

 

Thomas Ufer: Sehr kurzfristig, denn eigentlich sollte jemand anderes zum Nachfolger von Klaus Büser gewählt werden. Die Absage zur Kandidatur kam dann überraschend im vergangenen Jahr. Damit hatte zunächst niemand gerechnet. Ich fühlte mich eigentlich wohl in meiner Position und hätte mir auch vorstellen können, zum stellvertretenden Präsidenten gewählt zu werden. Dass ich nun an der Spitze des OSB stehe, war auch für mich eine relativ spontane Überraschung.

 

OA: Was müssen die Vereine unternehmen, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden und die Tradition in die Moderne zu übertragen?

 

Klaus Büser: Ein pauschales Rezept dafür gibt es nicht, denn oftmals ist das vom Handeln einzelner Personen abhängig. Junge Jugendwarte sind beispielsweise viel näher am Nachwuchs dran und agieren auf Augenhöhe. Somit steigt auch die Akzeptanz, sich im Verein zu engagieren. Man kann die Schablone, die beim ersten Verein funktioniert, nicht bei einem anderen anwenden. In meiner Heimat Eckenhagen stimmten einst 98 Prozent der Mitglieder für die Aufnahme von Frauen, das wäre in Müllenbach wahrscheinlich aber undenkbar, obwohl man an beiden Orten auf eine lange Tradition zurückblickt.

 

Thomas Ufer: Das stimmt genau: Man muss jeden Fall einzeln betrachten und individuell prüfen, an welchen Stellschrauben man dreht, um in Zukunft zu überleben. Vereine sterben aus unterschiedlichen Gründen. Mal sind es Auflagen oder mangelnde Bereitschaft, das Ehrenamt entsprechend auszufüllen und mal ist es auch mangelndes Angebot, also nicht vorhandene Qualität, die Schützenvereine von der Bildfläche verschwinden lassen, weil ihnen die Mitglieder davonlaufen. 

 

OA: Bleiben Sie dem Schützenwesen in irgendeiner Form erhalten, Herr Büser?

 

Klaus Büser: Man hat mich während der Delegiertenversammlung in den Ehrenrat gewählt und mich zudem zum Ehrenpräsidenten gemacht. Alleine deswegen werde ich weiterhin präsent sein. Zudem möchte ich mich in meinem Heimatverein weiterhin einbringen. Auch wenn ich nun kein Präsident mehr bin. Die Leidenschaft für die Sache kann ich nicht von heute auf morgen ablegen. Einmischen in die Arbeit meiner Nachfolger werde ich mich aber nicht. Sie wurden gewählt, um ihre eigenen Ideen umzusetzen.

 

OA: Worauf freuen Sie sich jetzt am meisten?

 

Klaus Büser: Oftmals mussten wir uns während der Schützensaison wegen Parallelterminen aufteilen oder mehrere Feste an einem Abend gleichzeitig besuchen. Jetzt freue ich mich darauf, ohne Druck frei zu entscheiden, in welcher Festhalle ich wie lange bleibe, um zwanglos zu feiern.

 

Thomas Ufer: Neben der bald beginnenden Saison freue ich mich, dass ich nun kraft meines Amtes auch über den Tellerrand hinausschauen werde. Wir stehen auf nationaler und europäischer Ebene ständig im Austausch. Interessiert schaue ich in Richtung Westfalen, wo es  vielerorts größere Vereine als bei uns gibt und das Schützenwesen viel intensiver gelebt wird. Ich freue mich, auf dieser Ebene neue Kontaktkreise in NRW und darüber hinaus zu erschließen. Das ist eine spannende Aufgabe. Ich bin sicher, dass der OSB gut aufgestellt in die Zukunft blicken kann.

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