LOKALMIX

Mit 40 km/h über den Balkan

ls; 22.08.2025, 11:30 Uhr
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Fotos: Leif Schmittgen --- Manuel Krischer tritt die Fahrt dieses Mal ohne seine Frau Katrin an.
LOKALMIX

Mit 40 km/h über den Balkan

ls; 22.08.2025, 11:30 Uhr
Wiehl - Mit seiner 50-ccm-Honda bricht Manuel Krischer gen Österreich auf, um von dort mehrere Länder zu bereisen.

Von Leif Schmittgen

 

Es ist eine besondere Liebe zwischen Manuel Krischer und kleinen Motorrädern. Ganze fünf nennt der Drabenderhöher sein Eigen, das „größte“ hat gerade einmal 125 ccm Hubraum und schafft in der Spitze knappe 100 km/h. Der Mopedliebhaber darf zwar auch die großen Maschinen fahren, aber er hat sein Herz an die PS-schwachen Exemplare verloren und schaltet für sein aktuelles Vorhaben sprichwörtlich noch einmal einen Gang zurück. Bald bricht Manuel Krischer gen Österreich auf, um von dort mehrere Länder zu bereisen.

 

[Das Zelt dient für eine Woche als „Hotel“.]

 

Auf seiner 50-ccm-Honda „ CY“ aus dem Jahr 1978 schafft er es auf maximal 40 km/h. „Das ist die pure Entschleunigung“, schaut der Drabenderhöher voller Vorfreude auf seinen bevorstehenden Roadtrip, der am 30. August auf einer Wiese im österreichischen Lessach starten soll. Viel mehr weiß Krischer auch noch nicht, nur, dass er bei seinem einwöchigen Abenteuer rund 200 Kilometer pro Tag zurücklegen wird. Denn die Routengestaltung ist den bis zu 150 Teilnehmern anheimgestellt. Das Mopedrodeo des Veranstalters „BackRoadClubs“ gibt den Enthusiasten aus einigen europäischen Ländern lediglich „Points of Interest“ (POI) an.

 

Dort gilt es jeweils, Challenges unterschiedlicher Art zu absolvieren. Welche? Auch das ist bis dato geheim. Bekannt ist nur, dass es mal optisch oder technisch geschickt, aber auch lustig wird. Die Gesamtpunkte und eben nicht die schnellste Zeit entscheiden über den Sieg bei der Balkanreise, die vermutlich durch Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina führen wird. „Vielleicht geht es auch noch ein Stückchen durch Italien, bevor wir wieder in Österreich ankommen“, so der Oldtimerliebhaber. Den Weg nach Österreich tritt Krischer mit einem kürzlich angeschafften Transporter an. 

 

 

Er freut sich auf viele neue Eindrücke. Die Landschaft lasse sich bei dem geringen Tempo viel besser genießen, man nehme Gerüche genauer wahr und komme entspannter an. Ein Manko allerdings kennt der Mopedfahrer aus eigener Erfahrung: „Nach 50 Kilometern schmerzt der Hintern“, weiß er von seiner Tour im vergangenen Jahr. Damals erreichte er binnen vier Tagen und 800 Kilometern die Ostseeküste.

 

 

Trotz akribischer Vorplanung stieß er auf Hindernisse, die das Vorankommen immer wieder beeinflussten. „Ich habe mich auf Nebenstraßen konzentriert, weil Lkw beim Überholen oft einen Sog erzeugen.“ Diese Taktik hat den Nachteil, dass das Tankstellennetz dort vergleichsweise ausgedünnt ist. Spätestens nach 100 Kilometern hat die Honda Durst. Außerdem unterschätzte Krischer die Steigungen des Sauerlandes, denn teilweise musste er schon nach 70 Kilometern den Benzinhahn auf Reserve umstellen, was einige Schweißperlen über seine Stirn laufen ließ.

 

 

Glücklicherweise wusste Manuel Krischer damals seine Ehefrau Katrin als Backup mit dem Auto hinter sich. Sie hätte den Abenteurer notfalls „eingesammelt“. Anschließend machte das Paar noch eine Woche Strandurlaub. „Ich finde die Aktionen meines Mannes echt cool, obwohl ich vor Zweirädern wirklich Respekt habe“, begründet Katrin, warum sie beim bevorstehenden Trip lieber zuhause in Wiehl-Drabenderhöhe bleibt. Die gesammelten Erfahrungen, eine umgebaute Werkzeugkiste, bepackt mit Zelt und dem Nötigsten, sowie eine Ersatz-Zündkerze „CDI“ und ein Stromregler in der Hosentasche sollen den Trip über den Balkan zu einem unvergesslichen und möglichst pannenfreien Erlebnis machen.

 

 

Am Lenker ist – damals wie heute – zudem eine Actioncam befestigt und die schönsten Naturaufnahmen werden aus luftiger Höhe mittels einer Drohne festgehalten. Die Videos werden untermalt mit seinen eigenen KI-Sounds, um dem Ganzen die richtige Atmosphäre zu verleihen.  Das nötige Know-how hat Krischer, der ausgebildeter Werkzeugmacher ist, durch sein einschlägiges Studium erworben. Heute arbeitet er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule in Gummersbach.

 

Manuel Krischer sucht noch Sponsoren für seinen Balkantrip, denn der Veranstalter unterstützt mit den Start- und Spendengeldern soziale Projekte in den Ländern. Krischer selbst tritt die Reise unter dem Label seines Clubs „Whiskey River“ an. Wer die Sache unterstützen möchte, kann sich per Mail unter scotch@whiskey-river.de melden.

 

Hier geht es zum Video der Ostseereise.

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