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Karstadt - nur ein Bauernopfer?

bv; 21.06.2020, 11:20 Uhr
Archivfoto.
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Karstadt - nur ein Bauernopfer?

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bv; 21.06.2020, 11:20 Uhr
Gummersbach - Trotz schwarzer Zahlen sollte der Standort Gummersbach offenbar unbedingt geschlossen werden - Bürgermeister Helmenstein kündigt Gespräche mit Konzernspitze an.

Von Bernd Vorländer


Auch zwei Tage nach Bekanntgabe der Schreckensnachricht, wonach Karstadt in Gummersbach seine Pforten schließt, brodelt es in der Stadt. Vieles passt nicht zusammen in diesem Wirtschaftskrimi, bei dem immer deutlicher wird, dass es bei der Entscheidung in der Karstadt/Kaufhof-Zentrale in Essen gar nicht um sachliche Gründe, sondern ein Politikum ging. Ganz offensichtlich waren es sachfremde Erwägungen, die die Konzern-Bosse dazu brachten, dem Gummersbacher Karstadt den Stuhl vor die Türe zu stellen.

 

Nach Informationen von Oberberg-Aktuell schrieb die Filiale in der Kreisstadt bis zuletzt schwarze Zahlen. Demnach wäre ein Hauptgrund für Schließungen, nämlich defizitäre Entwicklungen, hier entfallen. Hinzu kommt, dass die Eigentümergemeinschaft des EKZ dem Warenhaus-Riesen offenbar noch in der jüngeren Vergangenheit ein deutlich verbessertes Mietangebot unterbreitet hatte. Dies alles spielte bei den Schließungsplänen keine Rolle. Nicht verwunderlich, dass derzeit in Gummersbach das Wort "Bauernopfer" die Runde macht.

 

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Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein ist jedenfalls 48 Stunden nach dem Aus für das Kaufhaus so betroffen wie entschlossen. "Hier wird vom grünen Tisch aus ein Standort frikassiert, der absolut überlebensfähig gewesen wäre", schimpft der Rathauschef. Niemand aus der Essener Zentrale habe sich im Vorfeld die Mühe gemacht, sich in Gummersbach umzuschauen oder die Zahlen zu studieren. Und selbst am Tag der Verkündung der Schließung habe es offenbar lediglich einen Anruf aus der Zentrale beim Gummersbacher Karstadt-Filialleiter gegeben. "So geht man nicht mit Menschen um", schäumt Helmenstein. Die Chance, die Konzern-Entscheidung nochmals zu revidieren, sei gering, doch werde man alle Hebel in Bewegung setzen, um die Verantwortlichen zum Umdenken zu bewegen.

 

Gemeinsam mit Geschäftsführung und Betriebsrat wolle man die Argumente für den Standort Gummersbach an geeigneter Stelle vorbringen und in der kommenden Woche versuchen, die Dinge zu verändern. Sollte dies nicht gelingen, steht für Helmenstein fest, dass es eine Nachfolgenutzung geben muss. "Wir brauchen an derselben Stelle einen Standort für Einzelhandel", ist für ihn klar. Ansonsten würden auch die Geschäfte in unmittelbarer Nähe zum Einkaufszentrum "Bergischer Hof" gefährdet. Sollte die Karstadt-Zentrale nicht einlenken, müsse sehr zeitnah ein Konzept entwickelt werden, um das EKZ baldmöglichst wieder mit Leben zu füllen. Die Stadt sei jetzt gefordert, diesen Prozess zu moderieren, zu koordinieren und zu steuern. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Das werden jetzt ganz wichtige Wochen und Monate für unsere Stadt", so der Bürgermeister.

KOMMENTARE

1

Warum erst jetzt, Herr Helmenstein? Entscheidungsträger bearbeitet man im Vorfeld einer Entscheidungsfindung.... das sollte mE „einem alten Hasen“ in der Politik doch klar sein.

Poldinski, 21.06.2020, 12:26 Uhr
2

das die Schließung von Karstadt Gummersbach nur reine völlig unüberlegte reine Willkür trotz schwarzer Zahlen der Filiale, durch die Firmenzentrale in Essen war, ist eine gänzlich unumstößliche Tatsache!
Hier wird nur lediglich aus dem Lostopf heraus endschieden! - nicht nach Fakten und Tatsachen für einen wirtschaftlich sehr gesunden Standort (!!)

Klaus Herden, 21.06.2020, 13:23 Uhr
3

Da wird der Konzern aber beben und bibbern vor Angst, wenn der große Herr Helmenstein schimpft und schäumt vor Ärger und mit den Verantwortlichen sprechen will!
Karstadt in GM ist somit so gut wie gerettet!

Holger Thomas, 21.06.2020, 19:58 Uhr
4

Bitte einmal aufwachen: das Interesse von Immobilienhändlern wie vormals Nicolas Berggruen (damals für Karstadt) und nun René Benko als Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof ist nicht der Handel mit Konsumgütern. Das Interesse liegt in den Immobilien in bester Lage, die sich im Eigentum von Galeria Karstadt Kaufhof befinden. Der Standort Gummersbach gehört nicht dazu, also wird dieser Standort für die Geschäftsstrategie von René Benko nicht weiter benötigt und daher geschlossen. Wahrscheinlich trifft die bundesweit verbleibenden Filialen mittelfristig ein ähnliches Schicksal. René Benko wird aus kommunaler und Arbeitnehmersicht noch viel Schaden anrichten, den letztlich -wie immer- die Allgemeinheit zu tragen hat.

R. Gerhards, 22.06.2020, 08:32 Uhr
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