LOKALMIX

Historisches Landleben live und in Farbe

us; 31.08.2025, 19:08 Uhr
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Fotos: Ute Sommer --- Die Kartoffelernte mit maschineller Hilfe bereitete jede Menge Spaß.
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Historisches Landleben live und in Farbe

us; 31.08.2025, 19:08 Uhr
Lindlar - Am Wochenende lockte der Bauernmarkt Tausende von Besuchern aufs Gelände des LVR-Freilichtmuseums nach Lindlar.

Von Ute Sommer 

 

Das Landleben früherer Generationen live und in Farbe setzte am Wochenende das LVR-Freilichtmuseum in Lindlar in Szene, bot seinen kleinen und großen Besuchern eine attraktive Mischung handwerklicher Vorführungen, hausgemachter Spezialitäten, kulinarischer Leckereien und Mitmachstationen.

 

So zog Museumsmitarbeiter Patrick Thomas beim händischen Pflügen einer Ackerfläche mit seinen beiden Rheinisch-Deutschen Kaltblütern Polly und Moni die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Zum Umbrechen des etwa ein Hektar großen Feldes benötige er zwischen zwei bis drei Tage, beantwortete der Nebenerwerbslandwirt nacheinander die vielen Fragen der sechs Erwachsenen und sieben Kinder der Familien Dobrinski, Litzau und Gilberg, die zum Bauernmarkt extra aus dem rheinland-pfälzischen Asbach angereist waren.

 

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Auf einem weiteren Feld des Museumsgeländes demonstrierten Mitglieder des Treckerclubs Müllenbach den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft, der ab den 1950er Jahren mit dem Einsatz von diversen Landmaschinen Einzug hielt. Im Gegensatz zu den Mühen in vergangenen Jahrhunderten überwog bei den Kartoffel-Sammlern, die heute mit Papiertüten und Körbchen dem Trecker samt Kartoffelroder folgten, bei weitem der Spaßfaktor und viele nutzten die Möglichkeit, eine Tüte persönlich geernteter Belana-Erdäpfel mit nach Hause zu nehmen.

 

Durchs Erdgeschoss des Hofs Peters waberte das Aroma eines deftigen Gemüseeintopfs, der von Museumsmitarbeiterin Susann Lau nach altem Originalrezept komponiert wurde. Im Emaille-Topf auf dem Holzfeuer der Küchen-Hexe der Firma Küppersbusch, die als „Kochmaschine“ bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet wurde, landeten neben Kartoffeln auch verschiedene Suppengemüse, Möhren und Zwiebeln, verfeinert mit Lorbeerblättern, Majoran und Liebstöckel.

 

[Das händische Pflügen mit Polly und Moni bedeutet körperliche Höchstanstrengung, erklärte ihr Besitzer Patrick Thomas.]

 

An beiden Tagen schallte als Grundrauschen das Tuckern und Tröten der alten Feldbahn über Spielplatz und Lingenbacher Hof und Besucher konnten traditionellen Handwerkern wie dem Bäcker, Bandweber, Seiler, Schmied oder Weber über die Schulter schauen. Das breitgefächerte Angebot der über 120 Austeller bot handgefertigte Deko und Arbeitsgeräte für Haus und Garten, exklusive „Stehrümchen“ aus Ton und Metall, modische Accessoires, wie die handgewebten Decken, Schals und Tücher, die die Bensbergerin Gitte Stuhlem seit mehr als 20 Jahren erfolgreich auf dem Bauernmarkt verkauft.

 

[Im „Erhaltegarten“ informierte Naturpädagogin Marianne Frielingsdorf über die Verwendung von Dahlien-Blütenblättern als Deko von Blattsalaten.]

 

Erstmals auf dem Bauernmarkt vertreten war das „Bergische Bräu“, ein handwerklich gebrauter Gestensaft, den Brauerin Tabea Schäfer in kleinen Sudmengen in ihrer Wermelskirchener Kleinbrauerei herstellt. In den Sorten Landbier, Pale Ale und Dunkel möchte die 25-jährige Newcomerin traditionelle Braukunst und neue Geschmacksrichtungen kombinieren.

 

Ebenfalls Premiere in Lindlar feierte der „Krautpunk“ Oliver Feddersen-Clausen, ursprünglich Goldschmied, derzeit berufstätig als Halbleitertechniker, aus Leidenschaft an den Wochenenden unterwegs eben als Krautpunk. Der „Geschmacks-Kreative“ experimentierte jahrelang an der Konservierung von Küchenkräutern, Gewürzen und Chilis durch norwegisches Meersalz. Heute vertreibt er eine Vielfalt überraschender Aroma-Explosionen, die auch in der gehobenen Sterne-Küche Anwendung finden.

 

[Zum Lindlarer Bauernmarkt wurde die alte Hermesdorfer Schule von winterharte Stauden in allen Farben und Formen umgeben.]

 

Mit einer riesigen Auswahl winterfester Staudenpflanzen in den Farbgruppen pink-lila und gelb-orange hatten Brigitte Kebrich und Heinrich Gerken vom „Pflanzenmarkt“ in Jülich die Umlagen der alten Schule aus Hermesdorf eingerahmt. „Tatsächlich interessieren sich die Besucher von Bauernmärkten in erster Linie für Pflanzen der Farbgruppen gelb-orange“, weiß die Blumenexpertin aus fast 25-jähriger Erfahrung und nennt als Bestseller Sonnenaugen, Echinaceen, Sonnenhüte oder Gräser. Dagegen seien Kunden auf Landpartie-Märkten eher auf der Suche nach floralen Besonderheiten wie Inka-Lilien, Kapp-Fuchsien oder Stockesia.

 

Mit Reibekuchen, Räucherfisch, Kartoffelstäbchen Waffelner oder Bergischem Eis bot der Lindlarer Bauernmarkt ein kulinarisches Vielerlei.

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