LOKALMIX
Historie trifft auf Moderne
Reichshof - Mit Hilfe der LEADER-Förderung erfährt die historische Pranghe-Orgel in der evangelischen Kirche Odenspiel eine Manual-Erweiterung und erhält eine elektronische Schnittstelle.
Von Ute Sommer
"Es ist absolut bemerkenswert, dass eine Gemeinde mit einem relativ kleinen Instrument so innovationsbegeistert ist". Das hohe Lob des Marburger Orgelbauers Claudius May Woehl bei der Präsentation des Projektes "Pfeifenorgel für die Zukunft" richtete sich an die Mitglieder des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Im Oberen Wiehltal. Zwar ist die Odenspieler "Königin der Instrumente" klein, wurde aber bereits 1706 von den Kölner Domorgelbauern Pranghe errichtet. Der dazugehörige "Barocke Bergische Prospekt" datiert sogar aus 1697 und zählt zu einem der ältesten noch erhaltenen Orgelprospekte im Bergischen.
Nach wiederholten Defekten fasste die Gemeindeleitung 2017 den Plan einer Reorganisation des historischen Instrumentes ins Auge, die eine zweistufige Ertüchtigung vorsieht. Nach der Wiederherstellung der historischen Pfeifenorgel und der Ergänzung des Prinzipal-8-Fuß-Registers wird deren Klaviatur durch ein zweites Manual erweitert. Mit dem folgenden Einbau einer elektronischen Schnittstelle, die die Ansteuerung externer Klangerzeuger wie E-Piano, Keyboard oder Synthesizer ermöglicht, erschließen sich Musikern und Zuhörern bisher unerhörte Klangwelten, in denen Historie auf Moderne trifft.
[Symbolisch bedeutsam präsentieren sich Orgel, Prospekt und Kanzel in der Odenspieler Kirche in kreuzförmiger Anordnung.]
Um die veranschlagten Kosten in Höhe von rund 280.000 Euro zu stemmen, gründete sich 2017 der Arbeitskreis "Odenspieler Pfeifenfreunde" und Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies übernahm die Schirmherrschaft über das ambitionierte Projekt. Unter Leitung von Hans-Dieter Schmalenbach gelang es, rund 200.000 Euro von Privatleuten, dem Kirchenkreis, der Kommune, von Volksbank und Sparkasse, dem LVR, dem Landesdenkmalamt und dem Ministerium für Kultur und Medien einzusammeln. In einem Bewerbungsschreiben an die "LEADER-Region Oberberg" legten die Verantwortlichen schlüssige Konzepte zur "regionalen Attraktivität" vor, dem "Lernen in der Region" und dem "Leben in der Region" vor, die mit einem Förderbetrag in Höhe von 69.924 Euro honoriert wurden.
Als Mitglied des geschäftsführenden LEADER-Vorstandes in Oberberg hob Gabriela Graf die Relevanz der Orgel-Reorganisation für Dorfgemeinschaft und Kirchengemeinde hervor. Man habe nicht die Asche bewahren, sondern das Feuer weitergeben wollen, bekräftigte Beate Ising, als stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums, mit Blick auf die Kombination zwischen historischem Instrument und moderner Technologie. Bezugnehmend auf den Psalmvers "Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder" bezeichnete Chorleiter Lothar Jacob es als Wunder, dass die enormen finanziellen Herausforderungen der Orgel-Instandsetzung realisierbar geworden seien. "Alles dies soll geschehen zur Ehre Gottes und Freude der Musizierenden und Zuhörer".
Als wesentlichen Beitrag zur Aufwertung des kulturellen Angebotes innerhalb der Gemeinde bezeichnete Gennies das Projekt und dankte dem Arbeitskreis und dem Presbyterium für ihr "gigantisches" Engagement.
KOMMENTARE
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Es scheint als würde die klassische Kirchenorgel ohne Schnickschnack wohl aussterben ich finde das sehr traurig!
C. Isermann, 23.07.2021, 20:42 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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