LOKALMIX

Gegen das Vergessen und zur Mahnung

us; 10.11.2022, 12:30 Uhr
Foto: Ute Sommer --- Gemeinsam gegen das Vergessen: Nadine Friederichs (CJZ, v.li.), Michael Braun, Frank Bohlscheid, Judith Steinhart-Dürr (Vorsitzende Freundeskreis Wiehl-Jokneam), Peter Tillmann (CJZ), Hilko Redenius, Marion Reinecke (stellvertretende Vorsitzende CJZ) und Pfarrerin Silke Molnar.
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Gegen das Vergessen und zur Mahnung

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us; 10.11.2022, 12:30 Uhr
Nümbrecht - Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerten die Gemeinde Nümbrecht, die Freundeskreise Wiehl-Jokneam und Nümbrecht -Mateh Yehuda und die Oberbergeische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) an die Novemberpogrome 1938.

Von Ute Sommer

 

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 misshandelten und töteten vom nationalsozialistischen Terrorregime organisierte Schlägerhorden Tausende Juden in Deutschland, zerstörten deren Häuser und Läden, schändeten Synagogen und Friedhöfe und gaben damit das offizielle Signal zum größten Völkermord der Geschichte. In Erinnerung an diese 84 Jahre zurückliegende barbarische Zeitenwende versammelten sich gestern unter dem Leitgedanken "Gegen das Vergessen und zur Mahnung!" rund 150 Menschen am ehemaligen jüdischen Friedhof in Nümbrecht.

 

"Ihr zahlreiches Erscheinen setzt ein sichtbares Zeichen für den Frieden und gegen das Vergessen", hieß Bürgermeister Hilko Redenius die Anwesenden willkommen. In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte der Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, Michael Braun, den Vers aus erste Mose 16: "Du bist ein Gott, der mich sieht", gesprochen von Hagar, einer unterdrückten Randfigur der damaligen Gesellschaft. Die Botschaft: Die Augen dürften vor dem Leid in Vergangenheit und Gegenwart nicht verschlossen werden.

 

Er zitierte weiter das Stuttgarter Schuldbekenntnis vom Oktober 1945, in dem  die evangelische Kirche ihr Versagen angesichts des tyrannischen NS-Regimes bekannte. Ebenso  gelte es, die brutal judenfeindliche Rhetorik Martin Luthers klar als Schuld zu benennen. Angesichts langsam aussterbender Holocaust-Zeitzeugen und wachsender zeitlicher Distanz zur Shoah müsse sich auch die künftige Erinnerungskultur wandeln. "Wo man einander sieht, entstehen Kontakt und Verständnis, der Hass schwindet", lobte er das Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden in Deutschland "Meet a Jew".

 

Mit Wortbeiträgen der Dichterin Mascha Kaleko und des Gummersbachers Dominikus Stiletto erinnerten Oberstufenschüler des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums an jüdische Schicksale in Deutschland. Ihnen als Jugendliche falle es zunehmend schwer, allein auf Grundlage von Zahlen und Statistiken das Ausmaß des Holocaust zu ermessen. Um das Andenken an die Opfer zu erhalten, brauche es verstärkt Ausstellungen und Projekte, die eine realitätsnahe Auseinandersetzung und Aufarbeitung der Geschichte ermöglichten.

 

Nach den Worten von Psalm 27 und dem Kaddisch, einem jüdischen Gotteslob angesichts des Todes, lud Frank Bohlscheid als Vorsitzender des CJZ-Oberberg zu einer Konzertlesung in die benachbarte Heilig-Geist Kirche.

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