LOKALMIX

Fitnessstudios: Viel Mehraufwand, kaum Neuanmeldungen

pn; 20.01.2022, 16:00 Uhr
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Symbolfoto: kreativgarasch auf Pixabay
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Fitnessstudios: Viel Mehraufwand, kaum Neuanmeldungen

pn; 20.01.2022, 16:00 Uhr
Oberberg - Fitnessstudios droht angesichts einbrechender Mitgliederzahlen die Puste auszugehen.

Von Peter Notbohm

 

„Undurchsichtig“ und „kompliziert“ sind die ersten Begriffe, die Patrick Kielgast im Zusammenhang mit den neuen Corona-Maßnahmen einfallen. Er leitet die beiden Sportstudios ‚FitnessLounge‘ in Derschlag und ‚fit+‘ in Marienheide. Ihm geht es wie vielen Betreibern bundesweit: Die Monate im Lockdown und die vielen Einschränkungen beim Einlass der Mitglieder haben deutliche Spuren hinterlassen. Statt ihrer eigentlichen Aufgabe nachzugehen, der Trainingsbetreuung der Mitglieder, müssen immer wieder neue Regelungen gelesen, verstanden und vor allem umgesetzt werden. „Statt uns auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren, müssen wir uns mit Kontrollzwängen beschäftigen. Das ist nicht nur für uns zeitintensiv, sondern für unsere Kunden auch sehr nervig“, sagt er.

 

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[Foto: Fit & Fun ---- Nicht nur Marcus Laegner hat mit den fehlenden Neuanmeldungen in der Fitnessbranche zu kämpfen. Corona-Fälle hat es laut ihm in zwei Jahren Pandemie noch keinen einzigen in seinem Studio gegeben.]

 

Ein Eindruck, den auch Marcus Laegner, Inhaber des Fitnessstudios Fit & Fun in Waldbröl, bestätigen kann: „Häufig werden Maßnahmen sehr kurzfristig veröffentlicht, unsere Kunden wollen aber auch irgendwann einmal planen können. Das trifft immer wieder auf Unverständnis.“ Dass es selbst innerhalb NRWs teilweise unterschiedliche Auslegungen gegeben habe, sei ebenfalls wenig förderlich für das Vertrauen der Bevölkerung gewesen. Die Einführung von 2G-Plus haben beide in ihren Studios bemerkt. Viele Mitglieder seien zunächst weggeblieben, forderten Ruhezeiten ihrer Verträge oder hätten sogar kündigen wollen. Die Abschaffung von tagesaktuellen Schnelltests für Geboosterte haben in dieser Hinsicht aber zumindest für ein wenig Entspannung in den letzten Wochen gesorgt.

 

Das Hauptproblem vieler Studios ist damit aber immer noch nicht gelöst: Der Januar ist dank der vielen neuen Vorsätze für das Jahr eigentlich für viele ein optimaler Zeitpunkt, um mit Sport zu beginnen und somit einer der umsatzstärksten Monate für die Branche. „Genau dieses Neujahrsgeschäft bricht uns jetzt aber bereits zum zweiten Mal völlig weg“, sagt Kielgast, der von Kollegen aus der Initiative ‚Fitness für Oberberg‘ in Gesprächen überall dieselben Erfahrungen hört: Die viel zu geringe Zahl der Neuanmeldungen in den vergangenen Monaten können die keineswegs unüblichen Abmeldungen nicht ansatzweise kompensieren.

 

[Foto: Fit & Fun ---- Unmittelbar neben seinem Fitnessstudio hat Laegner im Mai 2021 eine Corona-Testzentrum eröffnet- für viele seiner Mitglieder ein echter Vorteil.]

 

Das bestätigt sich auch in einer aktuell veröffentlichten Umfrage des DSSV Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen. Demnach haben sich die Check-Ins im Schnitt um 44 Prozent im Vergleich zu 2020 reduziert. Bei den Neuanmeldungen zeichnet sich ein noch dramatischeres Bild: Im Vergleichszeitraum zum Januar 2020 haben diese um 67 Prozent abgenommen. „Wenn 2G-Plus in unserer Branche weiterhin Bestand hat und die Regierung nicht das gemeinsame Ziel im Fitness- und Gesundheitstraining erkennen möchte, nämlich die Gesunderhaltung der Bevölkerung und die Krankheitsprävention, dann muss die neu auferlegte Überbrückungshilfe IV dies auch 100-prozentig abfedern“, sagt Birgit Schwarze, Präsidentin des DSSV. Der Verband fordert eine Anpassung, so dass Mitgliedsbeiträge nicht schädlich für eine Überbrückungshilfe sind oder diese bereits ab einem Umsatzrückgang von 15 Prozent ausgezahlt werden.

 

[Foto: Leif Schmittgen --- "Wir wollen gewährleisten, dass Menschen etwas für ihre Gesundheit tun", sagt Patrick Kielgast.]

 

Außerordentliche Kündigungen wegen eines fehlenden Impfnachweises lässt Laegner in seinem Studio derzeit nicht zu. Zwar würden Verbraucherzentralen einen Wegfall der Geschäftsgrundlage teilweise bejahen, eine Musterurteil hierzu existiert bislang aber noch nicht. Laegner beurteilt die Rechtslage ohnehin anders: „Anders als im Lockdown können wir unsere Leistung anbieten.“ Er und auch Kielgast betonen aber, dass man immer versuche, kundenorientiert zu agieren, meist durch Ruhezeiten der Verträge. „Wir sind proaktiv auf unsere Mitglieder zugegangen. Schließlich wollen wir Lösungen finden“, sagt der Fitnessstudiobetreiber, der allerdings einen Rattenschwanz für die gesamte Branche befürchtet: „Besonders für Einzelbetreiber erwarte ich dieses Jahr und 2023 sehr schwierige Monate. Da muss sich die Politik etwas einfallen lassen“, sagt Kielgast.

 

Für die Zukunft eint beide Studioleiter die Hoffnung, dass möglichst viele Menschen weiter trainieren gehen und trotz der Kontrollen, die Sicherheit vermitteln sollen, ins Studio gehen. Denn die gesamte Branche leiste einen großen Beitrag zur Gesunderhaltung der Bürger. „Ein fitter Körper ist unverzichtbar für ein gutes Immunsystem. Wir sorgen mit dafür, dass die Menschen eine längere Lebensqualität haben“, so Kielgast.

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