LOKALMIX

Für den Lachs: Millioneninvestition an der Bröl

lw; 29.04.2024, 13:53 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Gearbeitet wird bereits seit März, heute erfolgte der symbolische Spatenstich. Einen Spaten in die Hand nahmen (v.li.) Matthias Behle (Firma Behle), Thomas Pilawa (Gebrüder Schmidt), Jörg Stollenwerk (Bezirksregierung Köln), Dr. Uwe Moshage (Aggerverband), Hilko Redenius (Bürgermeister Nümbrecht) und Axel Triphan (Aggerverband).
LOKALMIX

Für den Lachs: Millioneninvestition an der Bröl

  • 1
lw; 29.04.2024, 13:53 Uhr
Nümbrecht – Aggerverband baut einen Retentionsbodenfilter auf dem Gelände der Kläranlage Homburg-Bröl – Land übernimmt 80 Prozent der Kosten.

Von Lars Weber

 

Wer in den vergangenen beiden Jahren an der Kläranlage Homburg-Bröl des Aggerverbands vorbeigekommen ist, konnte bereits ahnen, dass dort etwas Großes passieren soll. Bereits 2022 hat der Verband die Bröl wieder in ihr altes Flussbett verlegt, sodass sich das Gewässer an dieser Stelle wieder frei schlängeln darf. Dieses Projekt war notwendig, um Platz für das nächste zu schaffen: Den Bau eines neuen Retentionsbodenfilters. Insgesamt knapp mehr als drei Millionen Euro werden verbaut, von denen das Land Nordrhein-Westfalen 80 Prozent übernimmt. Das Ziel: Die Bröl wieder zu einem Lachslaichgewässer entwickeln, wie Dr. Uwe Moshage, Vorstandschef des Aggerverbands, beim symbolischen Spatenstich heute sagte. Gekommen waren Vertreter der Baufirmen Behle und Schmidt, der Bezirksregierung und mit Hilko Redenius der Bürgermeister der Gemeinde Nümbrecht.

 

WERBUNG

Das Einzugsgebiet der Kläranlage werde zum größten Teil im Mischverfahren entwässert. Bei starken Niederschlagereignissen ist es unwirtschaftlich, Kanäle und Kläranlagen so groß auszubauen, dass sämtliches gesammeltes Mischwasser der Kläranlage zugeführt werden kann. Aus diesem Grund werden im Kanalnetz Regenüberlaufbecken zur Zwischenspeicherung und mechanischen Vorreinigung des Mischwassers angeordnet. Während Starkregenereignissen könne es aber vorkommen, dass die Kapazität der Regenüberlaufbecken nicht ausreicht und Mischwasser ins Gewässer zugeführt werden muss. Wohlgemerkt: Dieses ist stark verdünnt und vorgereinigt, so Dr. Moshage, die Wasserqualität sei also generell schon sehr gut. Um das Ziel der Bröl als Lachslaichgewässer aber zu erreichen, ist es erforderlich, die Belastung weiter zu reduzieren. Diese Aufgabe soll der Retentionsbodenfilter übernehmen.

 

Wie solch ein Filter funktioniert, erklärte Marc Gorres, Fachbereichsleiter Planung des Aggerverbands. „Es ist vergleichbar mit einem Kaffeefilter.“ Der Retentionsbodenfilter werde vom Mischwasser vertikal durch eine gegen den Untergrund abgedichtete Filterschicht – eine ein Meter dicke Sandschicht – durchströmt, bevor das gefilterte Mischwasser über ein Drainagesystem mit 70 Liter pro Sekunde gedrosselt der Bröl zugeleitet wird. Die Filteroberfläche werde mit Schilf bepflanzt. Die Pflanze unterdrückt nicht nur Fremdbewuchs, sondern deren Streu werde auch zur Ausbildung einer strukturreichen, selbsterhaltenen Filterschicht beitragen. „Auf und in der Filterschicht finden die chemisch-physikalischen und biologischen Reinigungsprozesse statt.“ Grob- und feinpartikuläre Bestandteile und die an sie gebundenen Stoffe haben so keine Chance.

 

Die Größe des Retentionsbodenfilters wird beeindruckend sein: Die Filterfläche beträgt 2.400 Quadratmeter, das Volumen rund 3.600 Kubikmeter, 15.000 Kubikmeter Boden werden bewegt, zudem 20.000 Schilfpflanzen gesetzt. Bis es aber soweit ist, dauert es noch etwas. Nach der Verlegung der Bröl als ersten Bauabschnitt wurde mit dem zweiten im März diesen Jahres begonnen. Fertig sein soll der Bau im Sommer 2025. Wenn die Pflanzen gesetzt wurden, benötigen diese nochmal rund ein Jahr Zeit, um anzuwachsen und ihre Funktion im System vollständig zu erfüllen. So richtig loslegen kann die Anlage also im Jahr 2026.

 

[Die Bröl fließt wieder in ihrem alten Flussbett.]

 

Nur auf den Schultern der Verbandsmitglieder und ohne eine solch hohe Förderung des Landes, betonte Dr. Moshage, sei die Umsetzung des Projekts nicht möglich. Dabei unterstützte das Land sowohl die erfolgte Verlegung der Bröl (rund 500.000 Euro), bei der unter anderem eine alte Wehranlage mit Rückstaubereich für die Papiermühle zurückgebaut wurde -, als auch den Bau des Filters selbst (rund 2,6 Millionen Euro). Weitere Bodenfilteranlagen sollen noch folgen. In Planung sei eine Anlage in Ruppichteroth. Für eine Anlage im Eckenbacher Tal (beim Sportplatz in Nümbrecht) stehe man im Austausch mit dem Regierungspräsidium über die Förderung. Momentan sei man in der Frage noch unterschiedlicher Auffassung, so Dr. Moshage.

 

Hintergrund

 

Für das Gewässersystem der Brölbäche wurde gemäß verschiedener Studien bereits ab Anfang der 2000er Jahre nachgewiesen, dass Potentiale für den dauerhaften Aufbau einer selbstreproduzierenden Lachspopulation vorhanden sind, schreibt der Aggerverband hier. Über die Anforderungen hinaus, die die europäischen Richtlinien (RL)  2000/60/EG (Wasserrahmen-RL) und 92/43/EWG (Flora-Fauna-Habitat-RL) an den ökologischen Zustand der Gewässer stellen, soll daher die Bröl als Lachslaichgewässer entwickelt werden. Dem entgegenstehende Defizite hinsichtlich gewässerstruktureller und gewässergütebezogener Aspekte sollen im Rahmen mehrerer so genannter Brölprojekte identifiziert sowie entsprechende Optimierungsmaßnahmen evaluiert, geplant und umgesetzt werden.

Dazu gehören nun auch die Verlegung der Bröl und der Bau des Retentionsbodenfilters.

KOMMENTARE

1

Das ist ja mal wieder eine ganz schöne Stange Geld, die da für Lachse ausgegeben wird. Mir fällt da ein Zitat von Hausmeister Krause ein, da hieß es immer: "Alles für den Dackel, alles für den Hund" ... hier könnte man es ummünzen und sagen: "Alles für den Lachs, alles für den Fisch".
Wer garantiert denn das die Lachse a) zurückkehren werden und b) dort dann auch ein Laichgewässer für sich entdecken?
In der Vergangenheit wurde schon viel über diverse Projekte des Aggerverbands berichtet, wo immer sehr viel Geld investiert wurde, um Lachse zu etablieren. Wurden denn nach den umfangreichen und teuren Baumaßnahmen tatsächlich nennenswerte Lachsbestände gesehen? Darüber erfährt man im Nachgang immer reichlich wenig, bis gar nichts mehr. Ist das Geld denn sinnvoll investiert, oder eher nicht!?

Heinz Korthaus, 29.04.2024, 19:14 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG