LOKALMIX

„Es ist mega, dass wir wieder hinter der Theke stehen“

ls; 31.05.2021, 19:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Am Samstag trudelten die Gäste mit und mit vor dem Baumhof ein.
LOKALMIX

„Es ist mega, dass wir wieder hinter der Theke stehen“

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ls; 31.05.2021, 19:00 Uhr
Oberberg - Nach Öffnung der Außengastronomie hat Oberberg-Aktuell ein erstes Fazit der Wirte und Restaurantbesitzer eingeholt - Die Resonanz ist überwiegend positiv, Skepsis gibt es trotzdem.

Von Leif Schmittgen

 

Am Wochenende herrschte vielerorts Hochbetrieb in den Biergärten. Oberberg-Aktuell hat bei Gastronomen in Gummersbach und Wipperfürth  ein Stimmungsbild eingeholt. Die Resonanz ist unter dem Strich positiv, Unverständnis gibt es aber teilweise über die geltenden Regeln.

 

Mustafa Gündesli, Sprecher der Gummersbacher Gastronomiegemeinschaft (GGG) und Inhaber des „Kunstwerk“, zeigt Unverständnis über die nach wie vor bestehende Testpflicht für die Gäste. Viele seien nach einem Einkauf im Forum -  wo kein Negativnachweis mehr erforderlich ist - in sein Lokal im Einkaufszentrum gekommen und hatten sich über die Regelung gewundert. „Wir sind die einzige Branche, wo ein Test noch nötig ist“. Einige seiner Kollegen hatten Aufklärungsarbeit leisten müssen und seien auf Unverständnis bei den Besuchern gestoßen, so die ersten Rückmeldungen. Gündesli bezeichnet die Gesamtsituation als schwierig, freut sich aber unter dem Strich, dass seit dem vergangenen Wochenende wieder Betrieb herrscht.

 

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Das zurückliegende Wochenende betrachtet der Inhaber des Restaurants Halle 32 Süd, Christoph Bois, mit zwiespältigen Gefühlen: „Es ist psychologisch sehr wichtig für Gäste und Personal, dass wieder etwas passiert“, so Bois. Durchweg positiv war die Resonanz der Besucher im Außenbereich. Betriebswirtschaftlich hatte die Öffnung allerdings keine positiven Auswirkungen, denn der Gastronom ist auf den Innenbereich angewiesen. Hinzu kommt, dass rund 50 Prozent der Einnahmen aus den Veranstaltungen in Halle 32 und SCHWALBE arena generiert werden. Die noch bestehende Unsicherheit schlage sich auch auf die Warenkalkulation nieder, er hofft so wenig wie möglich Lebensmittel vernichten zu müssen. Zudem rechnet er mit einer Wiedereröffnung seines zweiten Betriebes „Tavola“ nicht vor dem Herbst. Das im Gebäude des Kinocenters „Seven“ beheimatete Restaurant dient derzeit als Testzentrum. Ein Neustart dort mache erst zum Beginn der Filmsaison Sinn, auch wenn das Kino voraussichtlich am 1. Juli seine Pforten wieder öffnet.

 

[Im Brauhaus hatte man alle Hände voll zu tun.]

 

Zum Gummersbacher Brauhaus haben am Wochenende überwiegend ältere Gäste den Weg gefunden: „Die meisten Besucher sind zweifach geimpft und konnten deshalb direkt Platz nehmen“, sagt Chef Andreas Linneboden. Die wenigen, die aus Unkenntnis ohne Test vorbeikamen, habe man kurzerhand zum Test um die Ecke geschickt. Der Biergarten war jedenfalls voll, Linneboden berichtet, dass das Wetter ein Glücksfall für ihn und seine Mitarbeiter war. „Selten sind Außen- und Innenbereich voll ausgelastet“. Bei schönem Wetter werde der Hauptumsatz grundsätzlich draußen generiert.

 

Somit freute man sich nach sieben Monaten wieder über volle Kassen. „Wir mussten Fleisch für die Schnitzelproduktion nachordern“, freut sich der Gastwirt auch heute noch über die enorme Nachfrage. Trotzdem hofft Linneboden am kommenden Donnerstag wieder im gesamten Betrieb aus dem Vollen zu schöpfen. Sollte die Inzidenz konstant unter 50 liegen, könne nicht nur innen wieder Ausschank stattfinden, für den Biergarten entfällt dann zudem die Testpflicht für die Gäste.

 

Mehrmals waren Ordnungsamtsvertreter am Wochenende zur Kontrolle im Baumhof, die Gaststätte liegt im Gummersbacher „Kneipenhotspot“. Inhaberin Anke Seltrecht berichtet, dass die Zusammenarbeit super funktioniert habe und niemand von Amts wegen einschreiten musste. „Wir haben penibel auf die Einhaltung der Abstandsregeln geachtet und die Gäste auf die Testpflicht hingewiesen“, lobt die Gastwirtin auch ihre Mitarbeiter. Auch habe man einiges im Regeldschungel erklären und vereinzelt ermahnen müssen. Einsicht gab es jederzeit. Viele Gäste trauerten um das ausgefallene Schützenfest in der Kreisstadt und hatten sich auf ein Bier im Baumhof getroffen. Einige waren auch am heutigen Montag zum Frühschoppen gekommen, alles sei friedlich und diszipliniert abgelaufen. „Es ist einfach mega, dass wir endlich wieder hinter der Theke stehen dürfen“, blickt Seltrecht euphorisch auf den bevorstehenden Sommer.

 

[Bis zu zwei Stunden mussten die Gäste teilweise vor dem Brauhaus am Markt warten, um einen Platz zu ergattern.]

 

Im Brauhaus am Markt in Wipperfürth freut sich Inhaber Marco Schlierenkamp über ein rundum gelungenes Wochenende und unter dem Strich glückliche Gäste: „Einige haben bis zu zwei Stunden auf einen freien Platz warten müssen“, stellt der Chef offensichtlichen Nachholbedarf bei seinen Gästen fest. Schlierenkamp selbst kontrollierte die Testergebnisse am Eingang des Lokals, sodass sich das Personal auf die Platzzuweisung und Bewirtung der Gäste kümmern konnte. „Es war anstrengend, aber sehr schön“, so das Fazit des Gastwirts.

 

[Auch "Angel“ vom Gasthof "Penne" freute sich über zahlreiche Besucher.]

 

Ähnliche Euphorie war auch in der benachbarten Penne am Marktplatz zu verzeichnen, wo die Tische ebenfalls schon am frühen Abend voll besetzt waren. Gastwirt „Angel“ freute sich, dass er am vergangenen Wochenende in viele glückliche Gesichter schauen konnte. „Hoffentlich haben wir es nun geschafft, dass wir endlich wieder vernünftig zusammen feiern können“, blickt „Angel" optimistisch auf die kommenden Wochen. Der Auftakt ist aus Sicht der Penne-Mitarbeiter und Gäste rundum geglückt.

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KOMMENTARE

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Das in der Gastronomie weiterhin ein negativer Test erforderlich ist, ist verständlich und Gut. Immerhin wird beim Verzehr von Speisen und Getränken der letzte verbleiben Schutz, die Maske, abgenommen. Und wohin die schnellen Öffnungen führen sieht man an den wieder einmal steigenden Zahlen an Neuinfektionen. Man muss sich ja schon fast Schämen aus dem OBK zu kommen, wenn man sieht das wir grundsätzlich mehr Infektionen haben als der Landes- und Bundesdurchschnitt. Sind wir Oberberger zu blöd eine Maske zu nutzen und Abstand zu halten, oder einfach Sturköpfe die bewusst die Regeln ignorieren?

Arno Nym, 01.06.2021, 09:47 Uhr
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