Oberberg – Die Caritas veranstaltet ab Samstag die erste Pride Week in Oberberg.

Dass sich zwei erwachsene Menschen in der Öffentlichkeit an den Händen halten, ist in unserer Gesellschaft alles andere als außergewöhnlich. Wenn es sich dabei jedoch augenscheinlich um ein gleichgeschlechtliches Pärchen handelt, zieht dieses auch im Jahr 2022 noch immer Blicke auf sich. Ob lesbisch, schwul oder bisexuell, transgender, queer, intergeschlechtlich oder auch asexuell: Queeres Leben gibt es natürlich auch in Oberberg, sagt Claudia Wahle-Ruzicka, Leiterin der Caritas-Beratungsstelle „FrauenSache“: „Aber es gibt keine Zahlen dazu.“

Die Vielfalt der Gesellschaft ist im Oberbergischen im Vergleich zu Großstädten wie Köln und Berlin nicht sonderlich sichtbar. Das möchte der Caritasverband für den Oberbergischen Kreis nun ändern. Zusammen mit der Frauenberaterin Petra Donner und Sabrina Bertram von der Caritas-Kampagne „vielfalt. viel wert.“ hat Wahle-Ruzicka in den vergangenen Monaten die erste Pride Week im Oberbergischen organisiert.

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„Wir wollen mit der Woche einen Aufschlag machen“, erklärt die Frauenberaterin. Neben einer Ausstellung und einem Tanzkurs für gleichgeschlechtliche Paare laden die Veranstalter auch zu einem FLIT*-Picknick sowie einem Aktionstag für Jugendliche ein. Los geht es am kommenden Samstag, 2. Juli, mit einer Vernissage im Gummersbacher Kunstraummarkt1. Den Abschluss der Pride Week bildet am Freitag, 8. Juli, eine Lesung.

Ob Diskriminierung, Ausgrenzung oder auch Schwierigkeiten bei der Identitätsfindung: Angehörige der LGBTQIA*-Community seien häufig größeren psychischen Belastungen ausgesetzt als heterosexuelle Menschen mit einer gleichbleibenden Geschlechtsidentität und eher gefährdet, psychisch zu erkranken. Umso wichtiger seien Aufklärung und Akzeptanz – und sich auch dann zu positionieren, wenn man sich nicht als Mitglied der Community sieht. „Jeder Mensch sollte sich fragen: Wie kann ich jemanden verurteilen, der anders ist als ich?“

Die Kölner Fachberatung „rubicon“ beispielsweise bietet Menschen der LGBTQIA*-Community und ihren Angehörigen einen Anlaufpunkt sowie Beratung und Unterstützung – auch beim Thema Geschlechtsumwandlung. „Wir wissen, dass die Fachberater auch Klienten aus Oberberg haben“, sagt Wahle-Ruzicka. Dabei spiele insbesondere die Anonymität der Großstadt eine Rolle.

„Wir möchten Räume bieten“, sagt Wahle-Ruzicka – damit Oberberger, die sich zur Community zugehörig fühlen, nicht erst in eine Großstadt fahren müssen, um miteinander ins Gespräch kommen zu können. „Ich finde es wichtig, dass sich in Oberberg – wie in einer Großstadt – alle Themen benennen lassen.“ Regenbogenfamilien seien längst in den oberbergischen Beratungsstellen angekommen. Und auch in den Schulen werde der Themenkomplex LGBTQIA* heute ganz anders behandelt als vor wenigen Jahrzehnten. Trotzdem sei noch ein weiter Weg zu gehen. Wahle-Ruzicka macht deutlich: „Auch der Oberbergische Kreis sollte sich um diese Mitbürger kümmern.“

[Foto: Claudia Wahle-Ruzicka --- Die letzten Vorbereitungen für die Pride Week laufen.]