LOKALMIX

Endspurt an der Mühle

ks; 09.01.2024, 18:00 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz --- An der Dümmlinghauser Mühle fiebern (v.l.) Manfred Pelzer-Zibler, Bettina Kannen, Hans-Georg Wegendt und Uwe Jacobs, Vorstandsmitglieder der „Dorfgemeinschaft DuHeBe“, der Wiedereröffnung des Mühlgebäudes entgegen.
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Endspurt an der Mühle

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ks; 09.01.2024, 18:00 Uhr
Gummersbach – Nach der umfangreichen Sanierung soll die Dümmlinghauser Mühle an Pfingstmontag der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Das Mühlrad war verrottet, die Mechanik von Käfern und Holzwürmern beschädigt worden – beides funktionierte nicht mehr. Um die Dümmlinghauser Mühle zu erhalten, musste eine Sanierung her. „Eigentlich wollten wir nur ein neues Mühlrad haben“, erzählte Bettina Kannen als Vorstandsmitglied des Dorfgemeinschafts- und Gartenbauvereins Dümmlinghausen Hesselbach Bernberg heute im Gespräch mit OA, der als Pächter der Mühle fungiert. Doch dabei blieb es nicht.

 

Zwischen dem alten Mühlengebäude und dem angestauten Teich ist in den vergangenen Jahren über zwei Etagen ein moderner Anbau entstanden. Während im unteren Bereich Kellerräume neuen Stauraum bieten, werden im oberen Bereich die neuen Sanitäranlagen untergebracht – darunter auch eine behindertengerechte Toilette. Außerdem ist über den Anbau ein barrierefreier Zugang in den Altbau möglich.

 

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Im März 2021 war Ina Scharrenbach, damals noch als Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes NRW, zu Gast an der Mühle, überreichte Uwe Jacobs als Vorsitzenden des Dorfgemeinschafts- und Gartenbauvereins den Förderbescheid für die Dümmlinghauser Mühle. Insgesamt belaufe sich die Summe der Sanierung auf rund 480.000 Euro, wobei 90 Prozent von der Heimatförderung sowie zehn Prozent vom Verein übernommen werden, so die Vorstandsmitglieder.

 

Doch aufgrund der Preisentwicklung der vergangenen Jahre mussten an der Dümmlinghauser Mühle Abstriche gemacht werden – „und zwar da, wo es am wehsten tut“, sagte Bettina Kannen, denn zum Konzept habe auch die Realisierung eines Spielplatzes gehört. Doch derzeit würden dem Verein noch 40.000 Euro fehlen. Das Vorhaben sei deshalb zwar nicht gecancelt, aber aufgeschoben worden.

 

[An der Mühle wurde ein Anbau errichtet, der einen barrierefreien Zugang zum Obergeschoss des Mühlgebäudes ermöglicht.]

 

Noch im Frühjahr 2022 wurden an der Mühle die Ausschachtungen vorgenommen. Darüber hinaus wurde das Mühlrad ausgetauscht, die innere Mechanik des Mahlwerks erneuert, darunter der Auflagebock sowie die Zahnräder samt Kämme; die Decke wurde erneuert, verstärkt, isoliert und verkleidet und die Querträger höher gesetzt.

 

Außerdem wurde der Anbau errichtet und der Durchbruch gemacht. Erneuert wurden zudem die Fenster, die Elektrik, das Licht, die Sanitärräume und der Zählerschrank. Auch der Außenbereich wurde zum Teil neugestaltet. So bieten große Grauwacken neue Sitzmöglichkeiten. „Jetzt steht noch der Innenausbau an“, sagte Uwe Jacobs.

 

Über die Dümmlinghauser Mühle

 

Die Dümmlinghauser Mühle wurde 1814 auf den Grundmauern eines älteren Gebäudes und unter Nachnutzung des noch vorhandenen Stauteichs als Loh- und Ölmühle errichtet. Dabei wurde Baumrinde zu Lohe gemahlen, welche zum Gerben von Leder verwendet wurde.

 

Die Mühle in Dümmlinghausen war in Gummersbach eine der ersten privaten Mühlen nach der Aufhebung des adeligen Mühlenprivilegs (1808) in der Napoleonischen Zeit. Seit 1824 war die Mühle im Besitz der Familie Nohl („Nohls Mühle“). 1878 erfolgte der Umbau zur Getreidemühle. Bis in die 1960er Jahre wurde sie als Getreidemühle genutzt.

 

Das ursprüngliche Mühlengebäude war aus Bruchsteinen erbaut. Im Rahmen der Entwicklung des Bernbergs wurde das Gelände von der Gummersbacher Entwicklungsgesellschaft gekauft. Das damalige Mühlengebäude war abbruchreif, wurde abgerissen. Erhalten wurde lediglich das historische Mahlwerk, das Fachwerkgebäude wurde 1974 erbaut.

 

Im heutigen Stadtgebiet von Gummersbach existierten zeitweise bis zu 34 Mühlen- und Hammerstandorte. Diese sind heute entweder nicht mehr vorhanden oder überformt. Die Dümmlinghauser Mühle ist die einzige, weitgehend im Originalzustand (Mühlentechnik) erhaltene, öffentlich zugängliche Mühle in Gummersbach. 1985 wurden Mühlrad und Mahlwerk in die Denkmalliste der Stadt Gummersbach eingetragen.

 

Morgen soll im Anbau der Estrich verlegt werden. Außerdem müssen die Wände noch verkleidet, Fliesen gelegt sowie Türen und Sanitäranlagen eingebaut werden. Außen fehlt noch eine neue Bepflanzung sowie die Zulaufrinne zum Mühlrad. Außerdem sollen noch Zäune und Geländer errichtet werden. „Man sieht, was alt und was neu ist – das darf auch so sein“, findet Bettina Kannen.

 

Als größte Herausforderung bezeichnete Manfred Pelzer-Zibler, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, die Suche nach Firmen, die bei der Sanierung halfen: „Das war schon frustrierend.“ Auch wenn einige der 50 Vereinsmitglieder immer wieder selbst anpackten, gab es doch Aufgaben, für die der Verein Fachkräfte benötigte, so zum Beispiel bei den Tiefbau- und Betonarbeiten. „Das ging eigentlich nur über persönliche Beziehungen“, sagte Pelzer-Zibler.

 

Künftig soll die Mühle von einer breiteren Öffentlichkeit genutzt werden können, unter anderem als außerschulischer Lernort fungieren und ein Beispiel dafür sein, wie die Industrialisierung im Bergischen begonnen hat. Vor der Mühle sowie im Gebäude sollen zudem Infotafeln aufgestellt werden. Außerdem soll die Mühle wieder für private Feierlichkeiten vermietet werden.

 

Anlässlich des Mühlentages, der bundesweit am Pfingstmontag stattfindet, möchte der Verein die Dümmlinghauser Mühle wieder der Öffentlichkeit präsentieren. Spenden für das Projekt nimmt der Dorfgemeinschaft DuHeBe e.V. über das Spendenkonto mit der IBAN DE96 3845 0000 0000 761643 sowie über Paypal (dorfgem.due-he-be@t-online.de) entgegen.

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