LOKALMIX

„Endlich mehr Sicherheit“

lw; 02.03.2021, 17:03 Uhr
LOKALMIX

„Endlich mehr Sicherheit“

  • 5
lw; 02.03.2021, 17:03 Uhr
Oberberg – Impfstart für Lehrer und Erzieher – GEW fordert weitere Bausteine auf dem Weg zu mehr Normalität – Oberbergische Polizisten bekommen seit Freitag ihre Spritze.

Von Lars Weber

 

Schon in der kommenden Woche soll laut Landesfamilienminister Joachim Stamp (FDP) die Impfaktion für Kita-Erzieher sowie Lehrer an Grund-, Förder- und Sonderschulen beginnen. Die Impfungen sollen sowohl in den Impfzentren stattfinden als auch von mobilen Teams durchgeführt werden. Im Oberbergischen sind die Vertreter der in der Priorisierungsrangfolge nach oben gestuften Berufsgruppen froh darüber, dass es bald losgehen soll. Es wird aber auch deutlich gemacht: Die Impfungen sind nur ein Baustein auf dem steinigen Weg Richtung mehr Normalität.

 

Bei der AWO Rhein-Oberberg und bei den Johannitern Rhein/Oberberg werden insgesamt etwa 700 Erzieher ein Impfangebot erhalten. Wie viele dieses Angebot auch annehmen möchten, könne indes nicht gesagt werden. Allerdings bewerteten die Erzieher die Maßnahme als sehr positiv, heißt es seitens der AWO. Und auch die Johanniter sind der Überzeugung, dass die Bereitschaft „sehr hoch“ sein wird. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Kita-Mitarbeitenden nun bald an der Reihe sind“, so Johanniter-Regionalvorstand Steffen Lengsfeld.

 

WERBUNG

Bis zu einem sicheren Regelbetrieb sei es aber noch ein weiter Weg. „Geimpfte Teams und dauerhaft niedrige Inzidenzwerte ermöglichen Kontinuität im Regelbetrieb“, so Birgit Kleese, Fachbereichsleitung der Johanniter-Kitas. „Außerdem ist sicherlich ein verantwortungsbewusster Umgang mit den auferlegten Maßnahmen aus den entsprechenden Coronaverordnungen wichtig“, ergänzt sie. Die AWO hält darüber hinaus regelmäßige Testungen und leicht zu handhabende Schnelltests für essenziell, bevor es wieder in den Regelbetrieb gehen kann.

 

Genau da setzt auch Jana Koch an, stellvertretende Vorsitzende des oberbergischen Kreisverbands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die auch Lehrer und Erzieher vertritt. „Das Impfangebot an Lehrer und Erzieher ist sehr wichtig, es wird ihnen endlich mehr Sicherheit geben bei ihrer Arbeit“, sagt Koch auf Nachfrage. „Die Impfungen können aber nur ein Baustein sein.“ Bisher habe das Land da zu wenig getan. „Lüften, Abstand und Maske: Mehr Sicherheit war nicht drin.“ Dabei seien ihnen zum Beispiel Lüftungsgeräte verwehrt worden. Dabei sei es gerade im Kita-Bereich gar nicht möglich, Abstand zu halten. Und teils wurde sogar auf Masken verzichtet, weil die verdeckte Sicht auf den Mund die sprachliche Entwicklung des Kindes beeinträchtige. „Die Impfung ist gerade dort endlich eine Möglichkeit, für Eigenschutz zu sorgen.“

 

[Foto: GEW NRW --- Jana Koch ist stellvertretende Vorsitzende des GEW-Kreisverbands Oberberg.]

 

Neben Luftreinigungsgeräten fordern die GEW und Koch auf dem Weg in die Normalität zudem mehr Testkapazitäten, um die sich auch das Land kümmern sollte und nicht wie bisher die Lehrer selbst beziehungsweise die Schulen. Darüber hinaus sei auch die Durchimpfung der gesamten Bevölkerung wichtig, sonst werde es schwer, zu dauerhaften Präsenzunterricht zurückzukehren. Auch bei den Impfungen gebe es noch offene Fragen, beispielsweise ob Förderschullehrer an weiterführenden Schulen auch geimpft werden oder was mit den Lehrern an weiterführenden Schulen ist, die schon jetzt wieder vor vollen Abschlussklassen stehen. „Es wird mit zweierlei Maß gemessen“, sagt Koch.

 

Die Gewerkschafterin ist überzeugt davon, dass die meisten Lehrer und Erzieher verantwortungsvoll mit dem Impfangebot umgehen werden. Mit anderen Worten: „Viele haben den Ärmel schon hochgekrempelt“, sagt Koch. Da der AstraZenenca-Impfstoff gespritzt wird, der bislang nur für Menschen bis 65 Jahren zugelassen ist, stelle sich aber noch die Frage, was mit den Lehrern ist, die älter seien. „Auch an diese Kollegen muss gedacht werden.“

 

Ab dem 8. März bekommen zudem Personal, Bewohner und Beschäftigte der Werkstätten für behinderte Menschen und in besonderen Wohnformen (inklusive Frühfördereinrichtungen) Impfangebote. Die Kreisverwaltung macht darauf aufmerksam, dass sie in allen Fällen - also auch bei Erziehern und Lehrern - aktiv auf die jeweiligen Arbeitgeber zugehen wird und darüber die Impftermine abgesprochen werden.

 

Spritzen für die Polizei

 

Auch Polizisten wurden in der Impfreihenfolge hochgestuft. Nach Abstimmung mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales bekommen Beamte bereits seit Freitag im Impfzentrum in Gummersbach ihre Spritze. Michael Tietze, Sprecher der Oberbergischen Polizei, im Kurz-Interview.

 

OA: Warum war es richtig und wichtig, die Polizei in der Impfreihenfolge nach vorne zu ziehen?

Tietze: Viele Kolleginnen und Kollegen haben es aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags nicht selbst in der Hand, sich ausreichend vor einer Infektion zu schützen. So können Sie oftmals nicht den empfohlenen Abstand einhalten, müssen mit Menschen umgehen, die beispielsweise keine Maske tragen, werden angespuckt oder gar körperlich angegriffen. Der Schutz vor einer Erkrankung und dem damit verbundenen Ausfallrisiko dient damit direkt auch der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit.

 

OA: Welche Polizisten bekommen zunächst ein Impfangebot?

Tietze: Im Moment werden alle operativ tätigen Kolleginnen und Kollegen geimpft, das heißt der Wachdienst, der Bezirks- und Schwerpunktdienst und der Verkehrsdienst.

 

OA: Wie sieht es mit der Impfbereitschaft aus?

Tietze: Die Impfbereitschaft ist erfreulicherweise sehr hoch. Nachdem auch die ersten Impfungen von den meisten Geimpften gut vertragen wurden, verzeichnen wir aktuell sogar noch einen leichten Anstieg der Impfbereitschaft. Etwa ein Drittel der Kolleginnen und Kollegen hatten mit Begleiterscheinungen wie Fieber und Schüttelfrost zu kämpfen, die aber am nächsten Tag bereits wieder verschwanden.

 

OA: Welche Vorkehrungen werden getroffen, damit nach der Erstimpfung mit AstraZeneca nicht zu viele Beamten auf einmal ausfallen?

Tietze: Die Impfungen sind immer auf Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Dienststellen und Standorten aufgeteilt, sodass ein Ausfall nicht gravierend ins Gewicht fällt. Die Erfahrungen der vergangenen vier Tage hat gezeigt, dass wir damit gut fahren – auch weil die Ausfallrate unproblematisch ist.

KOMMENTARE

1

Damit sind die Alters-Risikogruppen und ein Teil der Vorerkrankten-Risikogruppen nun bis auf unbestimmte Zeit ihrem Schicksal überlassen - oder werden zu "Kollateralschäden". Selbst die Impfung der Ü80 Jährigen ist weit davon entfernt, abgeschlossen zu werden. Die Termine gehen bis mindestens Mitte April (nur soweit mir bekannt - evtl. auch noch viel länger.
Die von der STIKO und dem Ethikrat erarbeiteten Priorisierungslisten wurden aufgehoben, was letztendlich bedeutet, dass schwache Menschen - wie auch sonst - ihrem Schicksal mehr oder weniger überlassen werden. Sie haben "ausgedient". Jeden Tag schreit eine andere Gruppe bzw. ihre Vertreter*innen nach Impfungen - Ältere und Kranke haben keine Lobby - durch die völlig irren Lockerungen sind sie nun noch mehr gefährdet.

Cornelia Lang, 02.03.2021, 17:56 Uhr
2

wer es denn glaubt......

Gerd Grieger, 02.03.2021, 18:00 Uhr
3

Was ich nicht verstehe, ist warum die Polizei vorgezogen wird, die Feuerwehr aber nicht. Die Feuerwehr hat genauso hoheitliche Aufgaben und darf auf keinen Fall ausfallen

der junge, 03.03.2021, 07:46 Uhr
4

Das die Erzieher und Lehrer geimpft werden, damit der Regelbetrieb in den Schulen wieder stattfinden kann, finde ich vollkommen richtig. Aber wie kommen die Kinder denn in die Schule oder den Kindergarten? Die Wenigsten wohl zu Fuß oder mit dem Rad........daher sind meiner Meinung nach die Fahrer der öffentlichen Verkehrsmittel, hier vor allen Dingen die Busfahrer, in der gleichen Priorisierung zu impfen, wie die Erzieher und Lehrer

Bürger, 03.03.2021, 07:46 Uhr
5

Wenn die Lehrer am 08.03.2021 geimpft werden sollen um lockerungen in den Schulen zu erreichen um die ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten, dann frage ich mich, was ist mit den Schulsekräterinnen, Schulhausmeister, OGS Mitarbeiter usw. Zählt diese Menschengruppe nicht zu der Prioritätsgruppe 2?

Anonym, 03.03.2021, 08:08 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG