LOKALMIX

Eine Unstimmigkeit, zwei Anzeigen

lw; 31.07.2023, 09:00 Uhr
Foto: Friedrich Meyer --- An dieser Stelle beginnt der Zulauf zum Hans-Teich von der Wiehl (links). Das Wasser kam laut dem Umweltschützer aber nur noch bis zur hinteren Mauer. Dahinter herrschte Trockenheit.
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Eine Unstimmigkeit, zwei Anzeigen

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lw; 31.07.2023, 09:00 Uhr
Wiehl – Umweltschützer wirft der Oberwiehler Wohn- und Gewerbepark Gesellschaft vor, zu viel Wasser aus der Wiehl zu entnehmen und dem Hans-Teich zuzuführen – Die OWG widerspricht energisch.

Von Lars Weber

 

Der Hans-Teich ist ein beliebter Ort in Oberwiehl. Er gehört zur Identität der Oberwiehler dazu. Früher mit der namensgebenden Wollfabrik verbunden, wird der Teich heute unter anderem von der Oberwiehler Wohn- und Gewerbepark Gesellschaft (OWG) als Eigentümerin auch zur Stromerzeugung durch Wasserkraft genutzt. Gespeist wird der Teich von der Wiehl. Friedrich Meyer, eigentlich NRW Wassernetz Flusskoordinator an der Agger, wirft der OWG nun vor, durch eine unrechtmäßige Wasserentnahme gegen geltendes Recht verstoßen zu haben und hat Anzeige bei der unteren Wasserbehörde des Oberbergischen Kreises erstattet.

 

Um den Vorwurf nachvollziehen zu können, muss man verstehen, welchen Weg das Wasser der Wiehl an dieser Stelle nehmen muss. Die Wiehl selbst fließt um den Hans-Teich herum. Entnommen wird das Wasser weiter oben im Flusslauf, dort führt ein zweiter Zweig zum Teich. Reguliert wird der Zulauf dort über eine Wehrklappe. Genau diese soll dafür verantwortlich sein, dass zu viel Wasser Richtung Teich geflossen sei, sodass die Wiehl selbst zu wenig Wasser führte, so Meyer. Unterhalb des Flusswehres hätte man auf einer Strecke über mehrere hundert Meter nur noch „ein paar bessere Pfützen im Flussbett“ vorgefunden, der Lebensraum der Tiere sei dort bedroht. Beim Nettomarkt läuft das entnommene Wasser dann wieder vom Hans-Teich in die Wiehl.

 

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Jedes Mal, wenn das Wasser in der Wiehl die Wehrkrone erreicht habe und damit Wasser in das Flussbett hätte gelangen können, habe sich die Klappe des Ableitungsgrabens für einige Minuten geöffnet, beschreibt Meyer das Problem genauer. Die Mindestwassermenge, die die OWG in der Wiehl belassen müsse, sei so nicht erreicht worden. "Die OWG hat das ganze Wasser aus der Wiehl, was sie bekommen konnte, über den Ableitungsgraben und dem Hans-Teich zur Wasserkraftanlage geführt", so Meyer. „Das ist illegal“, sagt Meyer, weshalb er beim Kreis vorstellig wurde. Er glaubt aufgrund des trockenen Zustands der Wiehl an dieser Stelle, dass dies schon länger praktiziert wurde. Laut Kreis werde nun geprüft, ob gegen Wasserrecht beziehungsweise Naturschutzrecht verstoßen wurde. 

 

Wirklich neu ist die ganze Problematik nicht. Weder dem Kreis, noch der OWG, die beide auch in Kontakt stehen beim Thema Hans-Teich. Die OWG-Geschäftsführerin Rebecca Christmann weist dann auch die Vorwürfe des Umweltschützers zurück. Das Problem an der Anlage habe sie schon im vergangenen Jahr beschäftigt. „Es war uns aufgefallen, dass kein Wasser mehr über die Schwelle fließt.“ Der Sommer war sehr trocken, weshalb die OWG Anpassungen vorgenommen und die Stelle überwacht habe, damit der Durchfluss in den Hauptarm der Wiehl gewährleistet werde. „Es war die erste Umstellung dort seit einigen Jahren.“

 

Da der Sommer in diesem Jahr nicht so trocken ist, sei der Bereich nun aber nicht mehr täglich, sondern wöchentlich kontrolliert worden, so Christmann weiter. Sie spekuliert, dass es auch Veränderungen beim Abfluss am Wehr Bieberstein gegeben haben könnte, von dessen Abfluss der Wasserstand der Wiehl abhängig sei.

 

Nachdem der Kreis auf sie zugekommen sei, sei das Problem dann umgehend wieder behoben worden. Dies hat der Kreis auch überprüft, wie aus einer Anfrage dort hervorgeht. „Hierbei wurde keine Überschreitung festgestellt“, heißt es.

 

Nach bestehendem Wasserrecht dürfe eine Menge von bis zu 3,7 Kubikmetern pro Sekunde aus der Wiehl in den Hans-Teich eingespeist werden, es ist jedoch eine Mindestwassermenge von 100 Litern pro Sekunde in der Wiehl unterhalb der Wehranlage zu gewährleisten.

 

Dass immer weniger Wasser im Sommer die Wiehl hinab fließt, führt Christmann auf die veränderten Umweltbedingungen zurück. Auch um darauf richtig zu reagieren, werde das alte Bauwerk für 150.000 Euro auf den neuesten Stand der Technik gebracht. „Das Sanierungskonzept steht und ist auch in Abstimmung mit dem Kreis entstanden“, so die OWG-Geschäftsführerin weiter. Gerade arbeite man mit dem Aggerverband daran. Voraussichtlich im kommenden Jahr sollen die Arbeiten durchgeführt werden.

 

Nicht nur für die Wasserkraft, auch für ein funktionierendes Ökosystem am Hans-Teich brauche es den Wasseraustausch. „Sonst kippt der Hans-Teich schnell um.“

 

Angezeigt wurde aber nicht nur die OWG. Weil sich Meyer zum wiederholten Male Zugang zu einem aus Sicherheitsgründen abgesperrten Bereich verschafft haben soll, hat die OWG den Umweltschützer bei der Polizei wegen Hausfriedensbruch angezeigt.

KOMMENTARE

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Wer zieht den schwarzen Peter ???
EIne spannende Geschichte zwischen Ökologie und Ökonomie.
wir werden sehen wie es ausgeht .
Irgendeiner wird da wohl "Gimborn AGGER " aufgegriffen haben und macht die Pferde scheu.
Da fragt man sich "was wollt Ihr" ???

Bettinger , 01.08.2023, 14:24 Uhr
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