LOKALMIX

Ein Stück Gummersbacher Geschichte

ks; 18.03.2024, 09:30 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- In einem Sketsch wurde die fast 54 Jahre zurückliegende Ankunft der philippinischen Frauen in Deutschland nachgespielt.
LOKALMIX

Ein Stück Gummersbacher Geschichte

ks; 18.03.2024, 09:30 Uhr
Gummersbach – Vor über 50 Jahren kamen die ersten philippinischen Krankenschwestern ins Oberbergische – Gefeiert wurde das bei einer Wiedersehensfeier.

Als im Juni 1970 die ersten philippinischen Krankenschwestern in Gummersbach ankamen, lag eine stundenlange Flugreise hinter ihnen, die alte Heimat über 10.000 Kilometer entfernt – und trotzdem wollten die Frauen nach ihrer Ankunft sofort wieder kehrt machen. Ausgebildet in der Hauptstadt Manila an der größten Krankenpflegeschule des Landes folgten sie dem damaligen Ruf der Bundesrepublik – denn so wie heute gab es auch damals in Deutschland einen Pflegenotstand, und so wie heute wurde deshalb weltweit um Fachkräfte geworben.

 

[Jessica Ziegler und Winfried Mercene hatten die Idee zu der deutsch-philippinischen Wiedersehensfeier.]

 

Fast 54 Jahre liegt die Ankunft der Südostasiatinnen im Oberbergischen mittlerweile zurück. Und auch, wenn Vieles eigentlich dagegengesprochen habe, hier zu bleiben – so etwa das Essen, die Kälte und auch die Sprachbarriere – sind viele der Frauen, die als Krankenschwestern, Hebammen und medizinisch-technische Assistentinnen gearbeitet haben, gekommen, um zu bleiben. Gefeiert wurde das am Samstag im Rahmen einer deutsch-philippinischen Wiedersehensfeier, zu der drei Generationen zusammengekommen sind.

 

WERBUNG

Bei der Feier, die in der Windhagener Schützenhalle stattgefunden hat, wurde ein Sketch aufgeführt, in der die damalige Ankunft der ersten philippinischen Krankenschwestern in Gummersbach nacherzählt wurde – „und damit eine Geschichte, die man sich bis heute in der Community erzählt“, erklärte Winfried Mercene, einer der ersten in Gummersbach geborenen Deutsch-Philippiner. Zusammen mit Jessica Ziegler, ebenfalls einer philippinischen Nachkommin, hatte er die Idee zu dem Treffen.

 

 

Mercenes Mutter Rosita (Bild, r.) war 27 Jahre alt, als sie 1970 mit weiteren Frauen in der Kreisstadt ankam – und das ganz ohne Deutschkenntnisse. Empfangen wurden sie seitens des Oberbergischen Kreises mit einem kalten Buffet, zu dem auch Wurst gehörte. „Doch als Philippinerinnen kannten sie kein kaltes Fleisch“, sagte Mercene und erklärte, wie grausig die Frauen den Anblick fanden. Doch die Philippinerinnen probierten – und tatsächlich schien die deutsche Wurst zu schmecken.

 

Zusammengekommen sind bei der Feier rund 120 Personen, einige kamen sogar aus dem benachbarten Ausland. Viele Familien leben aber auch heute noch in der Region, etwa in Gummersbach, Lindlar, Engelskirchen oder Bergneustadt. Deutlich wurde auf dem Treffen, wie multikulturell es in der Community zugeht. „In der Enkelkindergeneration haben wir mehr Mischkinder als reine Philippinos“, sagte Mercene, der beispielsweise philippinische Eltern hat, selbst aber mit einer deutschen Frau verheiratet ist. „Integration war meinen Eltern sehr wichtig. Sie haben uns Kindern gesagt: ‚Ihr seid besondere Deutsche mit brauner Färbung.‘“

 

[Winfried Mercene und Jessica Ziegler zusammen mit ihren Familien (oben) und weitere Gäste der Wiedersehensfeier (unten).]

 

Bis in die 1980er Jahre hinein seien laut Mercene weitere Frauen von den Philippinen ins Oberbergische gekommen, um im medizinischen Bereich zu arbeiten. Heute sind viele von ihnen um die 80 Jahre alt. „Einige sind bereits verstorben oder zurück in die Heimat gegangen – ihre Nachkommen sind aber hiergeblieben“, sagte Mercene. Auch seine Mutter Rosita sei Anfang der 2000er zunächst zurückgezogen, als sie in Rente ging. „Aber sie war dort fremd geworden und kam schnell wieder zurück nach Deutschland. Unsere Wurzeln liegen auf den Philippinen, aber unsere Heimat ist Gummersbach.“

WERBUNG