LOKALMIX

Ein Eigenheim Marke Eigenbau

ks; 21.08.2023, 12:34 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz, CODE ARCH/Konstantin Holz (4) --- (v.r.) Marco Hemmerling, Professor an der TH Köln, Doktorand Max Salzberger und Absolvent Konstantin Holz arbeiten zusammen an der Realisierung der Modellhäuser.
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Ein Eigenheim Marke Eigenbau

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ks; 21.08.2023, 12:34 Uhr
Lindlar – Auf :metabolon entstehen in Kooperation mit der TH Köln zwei kleine Modellhäuser.

Sich selbst ein Haus zu bauen – das ist der Traum von vielen. Sich dieses Haus tatsächlich selbst zu bauen, mit den eigenen Händen, das wiederum ist für viele unvorstellbar. Doch genau darin liegt für Max Salzberger die Kernaufgabe eines Architekten: den Menschen dazu ermächtigen, sich seinen eigenen Wohnraum zu schaffen. „IKEA fürs Haus – sozusagen, doch der Vergleich hakt, denn unsere Häuser sind individualisierbar“, sagte Salzberger, der an der TH Köln Architektur studiert hat und nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt ist.

 

[Das Modellhaus „M2“ besteht aus zwei versetzten Volumenkörpern.]

 

Wie ein derartiges Haus aussehen kann, können sich Interessierte in wenigen Wochen auf :metabolon anschauen. Seit Juni wird auf dem Gelände im Rahmen des REGIONALE-2025-Projektes „Piloten zur :bergischen rohstoffschmiede“ an zwei Tiny Houses gebaut – dem sogenannten „Ökologieaus“ als Modellhaus 1 (M1) sowie dem aus zwei Volumenkörpern bestehenden „Generatorhaus“ (M2). Fertiggestellt werden sollen diese bis Ende September. Künftig sollen sie als Show Cases für die Zukunft des Bauens dienen.

 

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Zurück geht die Idee auf eine Masterarbeit, die Salzberger 2017 zusammen mit seinem Kommilitonen Michael Lautwein geschrieben hat. Die beiden Absolventen der Fakultät für Architektur der TH Köln haben sich dabei unter anderem mit digitalen Fertigungsmethoden beschäftigt – und mit der Frage, wer sich eigentlich noch privaten Wohnraum leisten kann. Entstanden ist die Idee eines Holzhauses für jedermann, für dessen Bau im Grundsatz lediglich zwei Personen, ein Akkuschrauber und ein Hammer benötigt werden.

 

Insgesamt sollen auf :metabolon fünf Modellhäuser entstehen, jedes mit einem eigenen Schwerpunkt. Neben den Themen Ökologie und Technologie sollen in den drei weiteren Modellhäusern die Themen Ökonomie, Gesellschaft und Administration aufgegriffen werden. In dem Tiny House M2 soll beispielsweise eine Wärmepumpe eingebaut werden. „Dabei werden wir die Haustechnik offenlegen“, sagte Professor Marco Hemmerling, der seine Studierenden bei dem Projekt unterstützt.

 

[Die Häuser werden auf Schraubfundamenten errichtet.]

 

Gebaut werden die Häuser nicht etwa auf einem Betonfundament, sondern auf innovativen Schraubfundamenten. Der Eingriff in das Erdreich sei damit minimalinvasiv, die Anpassung an die Hanglage individuell möglich. Zudem könnten die Häuser wieder zurückgebaut und das Erdschraubensystem entnommen werden. „Wir wollen keine Spuren hinterlassen“, erklärte Hemmerling am Freitag im Rahmen eines Pressegesprächs.

 

[Das Modellhaus „M1“ erhält ein zweifach geneigtes Pultdach.]

 

Künftig soll in den Häusern untersucht werden, wie die Räume auf den Menschen wirken. Dazu sollen im Rahmen einer Befindlichkeitsstudie wissenschaftliche Daten gesammelt werden. „Die Architektur wirkt auf den Menschen“, sagte Professor Hemmerling. Ob Farben, Materialen oder auch Elektroinstallationen: zusammen mit seinem Team möchte Hemmerling herausfinden, wie Räume in Zukunft besser gestaltet werden sollten.

 

Für ihr Bausystem SimpliciDIY haben Salzberger und Lautwein eine Anerkennung beim Förderpreis 2018 der Stiftung Deutscher Architekten erhalten. Zusammen mit weiteren Studierenden wurde das System weiterentwickelt. Ein Patent haben die Entwickler jedoch nicht angemeldet. „Ich bin ein Verfechter des Open-Source-Gedanken“, sagte Salzberger dazu. Obwohl das System frei verfügbar ist, würden für die Planung laut Hemmerling trotzdem Architekten benötigt werden: „Noch kann uns der Computer nicht ersetzen.“

 

[Arbeiten zusammen an dem Projekt: (v.l.) Max Salzberger, Konstantin Holz, Jan Hennen, Prof. Dr. Arne Künstler, Prof. Marco Hemmerling und Peter Hartenstein.]

 

Am Sonntag, 24. September, findet auf :metabolon der „Große Tag des offenen Projektes :bergische rohstoffschmiede“ statt. Dann können auch die zwei neuen Modellhäuser besichtigt werden.

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